Milliarden im Bogen F in Zürich:
Die perfekte Symbiose zwischen Liebe und Hass

In Reviews by indiespect

Betrüger und Milliardäre

Die Berliner Band Milliarden startet derzeit in Deutschland richtig durch. Auf ihrer aktuellen «Betrüger»-Tour sind zahlreiche Konzerte ausverkauft und durch ihre Auftritte bei Circus HalliGalli sind sie einem grösseren Publikum bekannt geworden. Im August veröffentlichte die Formation um Sänger und Gitarrist Ben Hartmann und Multiintrumentalist Johannes Aue ihr erstes Album mit dem Titel «Betrüger». Am Donnerstag machten sie damit Halt im Bogen F in Zürich – ihre Schweiz-Premiere.

Der Support-Act: Raglans

Als Unterstützung hatten sich die Berliner die Indie-Rock-Band Raglans aus Dublin ausgesucht. Für sieben Konzerte eröffneten die vier Iren für Milliarden. In der ersten Reihe brachten sich bereits vor dem Konzert einige allesamt weibliche Groupies in Gesangsbereitschaft. Mit ihrem treibenden Indie-Rock und den Songs der neuen EP «AGAIN & AGAIN» schafften es die Dubliner aber auch die restlichen Besucher zu überzeugen.

Raglans

Indie-Rock aus Irland mit Raglans.

Milliarden: Die perfekte Mischung aus Liebe und Hass

Meistens ist man ja etwas schüchtern, wenn man sich zum ersten Mal trifft. Bei Milliarden und dem Zürcher Publikum war dies jedoch nicht der Fall. Unter dem Viadukt stimmte die Chemie auf Anhieb. Zum Start boten die Berliner ein Liebeslied dar, welches so gar nicht ins 0815-Schema passt. «Im Bett Verhungern» ist die etwas andere Art «ich liebe dich» zu sagen. So heisst es im Song beispielsweise:

In deinem Kleid von Versace
Und ich in meinen besten Schuh’n.
Ja – ich kanns mir vorstelln
Ich hoff dir ist das auch genug.

Lieber im Bett mit dir Verhungern,
Als etwas ohne dich zu tun.Im Bett Verhungern von Milliarden

Diesen Spagat zwischen harter Sprache und tiefen Gefühlen beherrschen die Jungs aus Berlin in Perfektion. Der Wechsel aus Heiterkeit und Depression sorgt für Abwechslung und Spannung.

Milliarden

Das Viadukt sorgt für das ganz spezielle Ambiente im Bogen F

Gesanglich erinnert Ben Hartmann immer wieder an Udo Lindenberg. Auf der Setlist findet sich alles von «Kokain und Himbereis » bis hin zu «Katy Perry». Zwischen den Songs ist Hartmann ein äusserst gutgelaunter und dankbarer Musiker. Er habe sich extrem gefreut, dass über 100 Karten im Vorverkauf verkauft worden seien.

In den letzten Jahren sind mit Kraftklub, Annenmaykantereit oder Wanda gleich einige Bands aus einem Nischenbereich aufgestiegen und mittlerweile weit oben auf den Festival-Programmen zu finden. Milliarden sind mit ihrer speziellen Mischung auf dem besten Weg, es ihnen gleichzutun.

Milliarden

Das Zürcher Publikum sitzt Ben Hartmann zu Füssen….

Milliarden

… trägt ihn aber wenn verlangt auch auf Händen.

Die Interaktion mit dem Publikum haben die Herren aus Deutschlands Hauptstadt zumindest schon perfektioniert. Auf Kommando wird sich gesetzt, Refrains lautstark mitgesungen oder ein Fangnetz für den sich vom Geländer stürzenden Sänger gebildet.

Zwischen wilden Pogo-Tänzen gab es bei Balladen wie «Bleib Hier» oder dem Titeltrack des Debüt-Ablums «Betrüger» auch immer wieder Zeit für ruhigere Momente. Auch das Filmbusiness hat Milliarden bereits für sich entdeckt. Ihr Titel «Freiheit is ne Hure» wurde als Titelsong im Film «Tod den Hippies!! Es lebe der Punk» verwendet. Der Song stammt noch aus der Zeit, als Ben und Johannes noch als Duo fungierten.

«Tralalala!» hallte es einstimmig durch den Raum, als jener Track angestimmt wurde. Mit den Worten «Freiheit is ne Hure» beendeten Milliarden dann auch ihr offizielles Set. Lange hielt sie aber nichts im «Backstage». Was unter anderem auch daran gelegen haben könnte, dass der Backstage lediglich eine Tür nach draussen ist und es dort bereits bitterkalt war. Mit «Vergiss mich nicht» und «Ende neu» verabschieden sich die Berliner dann endgültig von der Bühne.

Milliarden

Milliarden – Eine Band mit einem Spektrum, das von Katy Perry über Blitzkrieg bis zu Kokain und Himbeereis reicht.

Fazit

Milliarden haben das Zeug, sich mit ihrem Mix aus rau und sanft, ganz nach oben zu spielen. Mit ihrer authentischen und unverkennbaren Musik können sie es weit bringen. Vielleicht wird schon im nächsten Festivalsommer einer ihrer Songs zur neuen Festival-Hymne. Zu wünschen wäre es den sympathischen Berlinern auf jeden Fall.

Die komplette Setlist gibt es hier.