Band Of Horses im X-TRA Zürich: Ein Hörspiel vom Feinsten

In Reviews by indiespect

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Die US-Indie-Formation Band Of Horses war am letzten Samstag in Zürich zu Gast. Das Konzert war seit längerem ausverkauft. Dass das am letztjährig erschienenen Album Why Are You OK? liegt ist zu bezweifeln. Die grossen Hymnen finden sich vorwiegend auf den frühen Alben der Band, im Besonderen auf dem Debüt Everything All The Time aus dem Jahre 2006. Vermeintlich pünktlich auf den Support-Act trafen wir im X-TRA ein. Nach dem Anstehen an der Garderobe und dem Erklimmen der neu gestrichenen Treppen realisierte man schnell, dass der Saal schon brechend voll war. Von einer Vorband war bis nichts zu hören. Scheinbar hatte diese schon früher gestartet oder weniger als 30 Minuten gespielt.

Da unten der Platz schon sehr begrenzt war, entschieden wir uns zum ersten Mal auf die Galerie zu gehen. Zwar waren dort die vorderen Reihen auch schon alle besetzt, aber immerhin fühlte man nicht ganz so eingeklemmt.

Auf der Galerie war das Sichtfeld eingeschränkt. Nur zwischendurch konnte ein Blick auf die Band erhascht werden.

Mix aus Rock und Country

Gut gelaunt betrat Sänger Ben Bridwell kurz nach 21 Uhr die Bühne und begrüsste die Zuschauer herzlich, bevor überhaupt ein erster Ton gespielt wurde. Mit Monsters und The First Song und The Great Salt Lake starteten sie wie schon eine Woche zuvor Two Door Cinema Club mit drei Songs vom Debüt-Album. Dies scheint im X-TRA ein neuer Trend zu werden. Da wie bei den meisten Bands der Erstling bei Fans sehr beliebt ist, sorgte dies für eine grossartige Stimmung im Saal. Auch Bridwell schien das bemerkt zu haben. Er freute sich über ein grossartiges Publikum und eine tolle Akustik im X-TRA. 

Nebst den schnelleren und besinnlicheren rockigen Klängen waren auch immer wieder extrem country-lastige Stücke ins Set eingebaut. Band Of Horses wirkten dadurch oft wie zwei unterschiedliche Bands. So erklärt sich auch das gemischte Publikum, welches sie anzogen. Es schien aber auch in Zürich die Rock-Fraktion in der Überzahl gewesen zu sein. Oft ebbte die Stimmung bei den Country-Stücken etwas ab. Der Mittelteil des Konzertes stand ziemlich oft im Zeichen der traditionellen amerikanischen Musik. Erst kurz vor Ende des regulären Sets fand die Indie-Seite der Band wieder Einzug ins X-TRA. Mit Is There A Ghost spielten Band Of Horses eines ihrer besten Stücke.

Zwischen Gitterstäbe hindurch konnte zumindest die Kamera einen Blick auf die Bühne erhaschen.

Mit dem Them Two-Cover Am I A Good Man sagten die Amerikaner zum ersten Mal auf Wiedersehen. Nach kurzer Zeit kehrten sie jedoch noch einmal zu ihren Instrumenten zurück. Die ersten fragilen Klänge vom unerreichten The Funeral erfüllten das X-TRA. Der Song vom Debüt von 2006 dürfte wohl der Lieblingstrack von beinahe allen Zuschauern gewesen sein. Der sanfte Einstieg und der Wechsel in die Vollinstrumentierung sorgt immer wieder für Gänsehaut. Ein Effekt, der beim sonst sehr gelungen Akustik-Album Acoustic At The Ryman aus dem Jahre 2014, leider etwas gefehlt hat. Nach dem grandiosen Song verliessen einige Besucher die Galerie, denn sie hatten wie es scheint das Wichtigste gehört. Für uns bot sich immerhin zum Ende noch einmal die Möglichkeit für einen Song einen guten Blick auf die Bühne zu haben. Mit The General Specific verabschiedeten sich Band Of Horses dann endgültig von ihren Fans. Sie verkündeten aber zum Schluss noch ihre Rückkehr im August. Dann werden sie jedoch in Lausanne auftreten. Am 29. August 2017 treten sie dann im Les Docks auf.

So lässt es sich auf der Galerie geniessen. Freie Sicht auf die Bühne

Fazit

Richtiger Genuss konnte beim Konzert von Band Of Horses im Zürcher X-TRA aufgrund von Platzmangel leider nicht aufkommen. Der Club war wirklich lückelos gefüllt – um nicht zu sagen überfüllt. Die Band hingegen trat sehr sympathisch und authentisch auf. Auch die Besucher, welche früh genug eingetroffen sind, hatten sicher ein anderes Konzerterlebnis. Ich freue mich, wenn ich die Band wieder einmal in etwas lockerer Atmosphäre erleben darf. Gerne auch mit etwas weniger Country.