Rezension:
Johnossi – Blood Jungle

In Album-Tipps by indiespect

  1. Blood
  2. Air Is Free
  3. Hands
  4. Freeman
  5. Weak Spots
  6. On A Roll
  7. Tall Dark Man
  8. Hey Kiddo
  9. War / Rain
  10. Got Your Gun

Künstler: Johnossi

Album-Titel: Blood Jungle

VÖ: 17.02.2017

9/10

Bereits mit der Veröffentlichung der Air Is Free EP im November 2016 bot das Indie-Duo Johnossi einen ersten Einblick in ihr fünftes Studioalbum Blood Jungle, welches am Freitag auf den Markt kommt. Die Vorab-Tracks Air is Free, Weak Spots und Hands zeigten die Weiterentwicklung der Band an. Bereits beim Vorgänger-Album Transitions von 2013 experimentierten John Engelbert und Oskar Bonde mit dem Einsatz weiterer Instrumente. Das zusätzliche Keyboard sorgte für spannende Akzente, ohne den typischen Johnossi-Klang zu zerstören. Im nächsten Kapitel gehen die beiden sogar noch einen Schritt weiter. Für Blood Jungle holten sich die Schweden Bläser und Chöre ins Boot.

Die drei erwähnten Vorab-Tracks bieten den perfekten Querschnitt des neuen Albums. Air is Free kommt mit den Bläsern und gewissem pomp daher, während Weak Spots für den weiter existenten treibenden Johnossi-Groove steht. Mit Hands zeigten sie die ruhigere Seite. Mit der unverkennbaren Stimme von John Engelbert und der unglaublichen Energie des Duos ist die Mischung perfekt.

Track by Track

Nein, beim Opener Blood hat das Lied zu Beginn keine Aussetzer, das ist ein eher experimenteller Einstieg ins neue Album. Nach knapp 20 Sekunden setzt jedoch die altbekannte Stimme von John Engelbert ein und sorgt für erste Euphorie. Mit einer dominaten Bassline und einem zum Mitnicken animierenden Rhythmus starten Johnossi die Reise in den Blood Jungle

Nach nur etwas mehr als drei Monaten fühlt sich Air is Free schon wie ein richtiger Klassiker an. Kein Wunder, dass dieser Titel das erste Zückerchen war, das die Schweden an die Fans verteilten. Hier stimmt einfach alles. Die Bläser geben dem sonst schon tollen Song noch das gewisse Etwas. Bleibt abzuwarten, wie und ob das bei den Live-Shows auf Tour umgesetzt wird.

Bei Hands kann man sich einfach treiben lassen. Auch wenn der Text alles andere als friedlich ist. Die Text-Melodie-Schere ist bei diesem Track ziemlich gross. Nur schon der Anfang mit Spread your legs and shut your mouth – Put your hands where I can see em passt so gar nicht zur träumerischen Melodie. Diese wird von Mal zu Mal eingängiger und brennt sich ins Gehör.

Freeman erinnert an die Transitions-Ära. Die Instrumentierung gleicht den Songs vom 2013er-Album. Eine schöne Klaviermelodie tänzelt zwischen Vers und Refrain. Ein neues Element findet sich dann doch noch – kleine Passagen werden durch weibliche Chöre und Backing-Vocals verstärkt.

Der Kracher des Albums folgt mit Weak Spots. Dieser Song schlägt beim ersten Hören direkt ein. Ein geniales Gitarren-Riff mit einem stampfenden Rhytmus. Ganz sanft bei der Bridge mit Keyboard unterstützt, erinnert Weak Spots an die Johnossi-Klassiker. Eine garantierte Live-Granate, die Roscoe und co. Konkurrenz machen kann.

Die Akustikgitarre findet bei On A Roll Einzug. Eine der ruhigeren Johnossi-Nummern mit einer der schönsten Melodien die sie je geschaffen haben. Auch an einem Konzert würde On A Roll sehr gut hinter das schweisstreibende Weak Spots passen. Die Backing-Vocals seinen auf Blood Jungle das neue Element zu sein, denn auch hier kommen sie wieder zum Einsatz. Jedoch immer schön dosiert.

Tall Dark Man ist ein eher reduziertes Stück. Nur mit John Engelberts Stimme, einem Bass und ganz sanftem Schlagzeug-Spiel kommt es ziemlich lange aus. Erst nach knapp 90 Sekunden kommen weitere Elemente hinzu. Das Tempo bleibt aber gemächlich. Nach etwas mehr als drei Minuten wird es plötzlich noch spacig. Das klingt fast nach einem Spontan-Einfall im Studio. Das etwas zu lange geratene Stück ist eines der schwächeren des Albums.

Lange mag man sich jedoch nicht beklagen, denn Hey Kiddo macht alles sofort wieder gut. Fröhlich und treibend, groovt es lässig in den Gehörgang. Dieser Song macht gute Laune und ist tanzbar. Man schliesst in auf Anhieb ins Herz.

Melancholisch wird es mit War/Rain. Ein dunkler Song, der wie ein verhangener Himmel mit schweren Regentropfen klingt. Das perfekte Lied für regnerische Tage. Hier steckt Frust, Traurigkeit und auch ein bisschen Wut drin. Und trotz all der Schwere ist dabei ein wunderschöner Song entstanden.

Mit Got Your Gun haben sich Johnossi für das Ende eine weitere Hymne aufgespart. Der Aufbau zieht sich über eine Minute hin und der Spannungsbogen baut sich immer weiter auf. Bis endlich das treibende Schlagzeug einsetzt und nach und nach mehr Instrumente einsetzen. Plötzlich ändert der Rhythmus im Mittelteil komplett und wird schleppend mit Perkussions-Passagen, bei denen Ossi Bonde bestimmt wieder den einen oder anderen Drumstick zerstören wird. Das Ganze wird wieder mit Tempo aufgelöst und endet in etwas, das wie eine Explosion klingt.

Fazit

Johnossi schaffen es, sich von Album zu Album weiterzuentwickeln ohne dabei ihren unverwechselbaren Stil zu bewahren. Sie sehen sich zwar im Grundsatz immer als Duo, sind aber offen für Experimente. Man merkt, dass die Schweden extrem viel Arbeit ins Songwriting stecken und nichts Halbgares veröffentlichen. Blood Jungle kommt so gut wie ohne Hänger daher und wird auch bei der Live-Umsetzung wieder für pure Freude sorgen. Am 4. März 2017 spielen Johnossi endlich wieder in der Schweiz. Im Volkshaus werden sie das neue Material und die alten Hits auf die Bühne bringen. Ein Ereignis, das sich niemand entgehen lassen sollte. Tickets gibt es bei Ticketcorner.