Danko Jones in Winterthur:
Rückkehr ins Salzhaus nach 13 Jahren

In Reviews by indiespect

Rock’n’Roll und Bier an einem Dienstag

Endlich klopft der Frühling an die Tür und schon bald finden die ersten Freiluftkonzerte der Saison statt. Erst stehen jedoch zum Glück auch noch einige Clubshows auf dem Programm. Zwar ist der Dienstag nicht unbedingt die erste Wahl für ein richtiges Rockkonzert, doch davon lässt sich ein Musikfan nicht abhalten. Vor allem nichtb wenn Danko Jones in der Stadt sind. Die kanadische Band um den gleichnamigen Sänger ist bereits seit 1996 auf den Bühnen der Welt unterwegs und lässt die Rocker-Herzen frohlocken.

Im Dezember 2011 statteten sie Winterthur ihren letzten Besuch ab, damals spielten sie im Gaswerk. Mit dem neuen Album Wild Cat im Gepäck zog es sie in dieser Woche nach über 13 Jahren wieder zurück ins Salzhaus. Zumindest diese Aussage ist Fakt. Was Danko Jones sonst alles aus dem Nähkästchen plauderte, ist wie bei Käpt’n Blaubär wohl oft nicht viel mehr als Seemannsgarn. So meinte er beispielsweise, dass sie extra den alten Backdrop von anno dazumal wieder rausgekramt hätten. Das jetzige sei eigentlich wesentlich grösser, doch er wolle schliesslich nicht auf seinem Namen stehen. Mit unterhaltsamen Monologen wie diesem lockerte Danko Jones die sonst schon sehr entspannte und friedliche Stimmung  noch weiter auf und sorgte immer wieder für Gelächter im Publikum.

Schweisstreibend für Band und Publikum: Der Rock’N’Roll von Danko Jones

Selbstironie und Spielfreude

Wenn ein neues Album von Danko Jones auf den Markt kommt, wird von den Fans keine Virtuosität erwartet. Der geradlinige Rock ist genauso Pflichtprogramm, wie die Küsten und die Geldsorgen in einem Rosamunde Pilcher-Film. Auch das jüngst veröffentlichte Wild Cat bildet keine Ausnahme. Den Mangel an Abwechslung stört in diesem Zusammenhang jedoch niemanden. Das zeigte sich auch bei einem Songwunsch, den Danko Jones an diesem Abend nicht erfüllen konnten. Mit der selbstironischen Aussage We are one of the bands that every song sounds as good as the other – because they fucking all sound the same, unterstrich der Sänger dies gleich selber.

Dafür legen die Kanadier eine unbändige Energie und Spielfreude in ihre Musik, die vor allem bei Liveauftritten zum Tragen kommt. Mit I Gotta Rock, dem Opener des neusten Werks eröffneten sie den Rock’n’Roll-Dienstag. Wenn er nicht gerade grosse Rockstar-Gesten machte, hatte Bassist John Calabrese ein Dauergrinsen auf dem Gesicht. Doch das Sprechrecht hat in dieser Band scheinbar nur einer – Danko Jones. Während dem Bassisten die Publikumsanimation als Aufgabe übertragen wurde, hält sich Schlagzeuger Rich Knox im Hintergrund. Nichtsdestotrotz malträtiert er seine Drums unablässig. Bereits als vierter Track folgte mit First Date einer der bekanntesten TitelDie Stimmung war genau wie sie sein sollte. Eine ausgelassene, bierselige Meute tanzte gelöst und sang aus vollem Herzen.

Frontmann durch und durch: Danko Jones im Salzhaus Winterthur

Am Besucheraufmarsch war der Wochentag nicht auszumachen. Das Salzhaus war an diesem Dienstag vollgepackt. Dass die Leute sich von der Couch und dem Fernseher losgerissen haben, wertete auch Danko Jones als extrem positiv. Er attestierte Winterthur eine gesunde Portion Rock’N’Roll.

Rock’n’Roll is alive and well in WinterthurDanko Jones, 28.03.17, Salzhaus Winterthur

Eine erfrischende Mischung von Neu und Alt sorgte für die perfekte Setlist. Die erwähnte Konstanz der Songs sorgte dafür, dass auch das neue Material dankbar aufgenommen wurde. Aber mit My Little RnR, dem eingangs erwähnten I Gotta Rock oder dem Titeltrack Wild Cat befinden sich auch wieder zahlreiche potenzielle Klassiker auf dem neuen Album. Während des Auftritts schiessen einem immer wieder andere Bands in den Kopf. Mal klingen Danko Jones wie eine lautere, frechere Version von Royal Republic, manchmal beinahe nach Metallica oder ihren grossen Helden Motörhead. 

Vor dem letzten Song-Bock vor den Zugaben ehrte Danko Jones die grossen Legenden, die jüngst verstorben sind. David Bowie, Prince oder auch den Gründer des Rock’n’Roll Chuck Berry. Aber einen Künstler hob er ganz speziell hervor. Mit den Worten: 49% motherfucker, 51% son of a bitch zollte er dem grossen Lemmy Kilmister von Motörhead seinen Respekt.

Das weiche Herz der harten Rocker zeigt sich in ihren Gesichtern.

Danko Jones – eine Band für die Fans

Immer wieder liess sich Danko Jones auf einen Dialog mit dem Publikum ein. So hatte er auch Gehör für den Songwunsch eines Fans. Mit Do You Wanna Rock schenkten die Kanadier ihm einen Track, der eigentlich nicht auf der Setlist gestanden hätte. Ein weiterer Wunsch, Let’s Start Dancing vom aktuellen Album, wurde entschuldigend abgelehnt. Dieser schien wirklich noch nicht einstudiert worden zu sein. Dafür wurde dem Bittsteller der nächste Track gewidmet. So macht man das bei Danko Jones. Eine grosse Klappe geht mit einem grossen Herz einher.

Nach unzähligen Shows in der Schweiz ist natürlich auch die hiesige Tradition der Konzert-Laola für die Kanadier nicht mehr unbekannt. Bei manchen verhasst, von anderen geliebt. Danko Jones scheinen definitiv zu Letzerem zu gehören. Immer wieder liessen sie das Winterthurer Publikum die Arme in die Höhe reissen. Nach Gonna Be A Fight Tonight endete das reguläre Set. Die Kanadier liessen nach tosendem Applaus drei Zugaben folgen. Mit Rock Shit Hot, Watch You Slide und Mountain beendeten sie das Konzert und liessen ausnahmslos Gesichter im Salzhaus zurück. Es folgte das Versprechen, dass es nicht mehr 13 Jahre verstreichen werden, bis sie in diesen Club zurückkehren würden.

Laola – das gefällt dem Meister der Bühne

Fazit

Wie erfrischend eine ehrliche Rockshow ohne grossen Schnickschnack ist, realisiert man immer wieder, wenn man sie erlebt. Danko Jones hauchten Winterthur an diesem Dienstag den Spirit des Rock’N’Roll ein und bescherten der Eulach-Stadt einen friedlichen Konzertabend mit ausgelassener Stimmung. Die perfekte Mischung lieferten Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang. Das sind und bleiben immer noch die Grundzutaten für die ehrlichste und reinste Form der Musik.