Rezension:
Circa Waves – Different Creatures

In Album-Tipps by indiespect

  1. Wake Up
  2. Fire That Burns
  3. Goodbye
  4. Out On My Own
  5. Different Creatures
  6. Crying Shame
  7. Loves Run Out
  8. Stuck
  9. A Night On The Broken Tiles
  10. Without You
  11. Old Friends

Künstler:Circa Waves

Album-Titel: Different Creatures

VÖ: 10.03.2017

7.5/10

Diesen Freitag ist es endlich so weit. Die Liverpooler Indie-Rocker von Circa Waves veröffentlichen mit Different Creatures den Nachfolger zu ihrem Erfolgs-Debüt Young Chasers von 2015. Bereits im Dezember 2016 veröffentlichten sie mit Wake Up eine Kostprobe der neuen Platte. Mit einer Reihe von Instore-Konzerten in ausgewählten Plattenläden von England bis Schottland feiern die vier Jungs die Veröffentlichung. Kurz danach gehen sie auf Tour und machen dabei auch in der Schweiz halt. Die Vorschau auf das Konzert vom 23. April 2017 im Mascotte gibt es hier.

Track by Track

Wake Up macht seinem Namen alle Ehre. Das erste Stück von Different Creatures weckt sogar die grösste Schlafmütze auf und katapultiert sie sofort ins Album.

Einen spannenden Rhythmuswechsel gibt es bei Fire That Burns. Die Strophe treibt sehnsüchtig auf den Refrain zu, der wieder richtig einschlägt. Also erst Augen schliessen und verträumt mitwippen, um danach wie wild zu springen.

Keine Verschnaufpause gibt es bei Goodbye.  Der Song kommt mit einem Riff daher, welches kurz vor dem Refrain an Royal Blood erinnert. Ebenso dürfte Sian Plummer den Track lieben, da er mit voller Energie auf sein Schlagzeug einhämmern darf. Hierfür sollte er sich für die Tour einige Extra-Sticks einpacken

Etwas ruhiger wird es bei Out On My Own. Die Rockballade enthält im Refrain eine wunderschöne Melodie, die für einen Feuerzeugmoment wie gemacht scheint. Die Drosselung des Tempos passt an dieser Stelle des Albums perfekt rein und erweitert das Spektrum von Circa Waves um eine weitere Facette.

Der Titeltrack Different Creatures beginnt mit einem leichten Gitarren-Intro, welches sich auch beim Einsetzen des Gesangs dezent im Hintergrund weiterzieht. Mit dem berühmten «Oooh-oooh»-Backing-Gesang wird der Song im Refrain zu einer hübschen Indie-Pop-Hymne. Stilistisch orientiert er sich eher am Vorgängeralbum und ist wesentlich weniger rau, als andere Stücke der Platte.

Sänger Kieran Shudall darf bei Crying Shame im Alleingang starten. Nach dem kurzen Gesangspart wird das Tempo mithilfe der Instrumente auf einen Schlag gesteigert. Mit einer melodiösen Bridge schaffen es Circa Waves den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten.

Ganz leise wird es bei Love’s Run Out. Reduziert auf eine Akustik-Gitarre schmachtet Shudall wie eine melancholische Version von Jack Johnson ins Mikrofon. Der Titel markiert die wohl ruhigste Stelle im gesamten Album und wird dem Sänger bei Live-Auftritten die Möglichkeit geben, ganz alleine, ohne seine Bandkollegen auf der Bühne zu stehen.

Bei Stuck dürfen Schlagzeuger und Bassist dafür wieder den Anfang machen. Auch hier schaffen es die Liverpooler nach einer eher langweiligen ersten Minute einen spannenden Refrain einzubauen. Überhaupt fällt gegenüber dem Debüt-Album auf, dass die Engländer viel mehr Rhythmus- und Melodiewechsel in einen einzelnen Song packen.

Fast nach einem Ritt in der Prärie klingt A Night On The Broken Tiles. Der Titel wechselt zwischen Trab und Galopp. Immer wieder zieht er an, um sich danach wieder gemächlich zurückfallen zu lassen. Im letzten Drittel scheint das Wasser etwas knapp zu werden und das Pferd beginnt kurz zu halluzinieren, bevor es noch einmal zum Schlussspurt ansetzt.

Without You ist sofort da. Kein sanfter Einstieg lässt den Zuhörer ins Lied finden. Erst in der Mitte lässt das Tempo kurz nach, damit kurz Zeit zum Luft holen bleibt, bevor es weitergeht. Danach wird das Tempo bis ins langsame Fade-Out weitergezogen. Dieses mutet etwas so an, als ob kein richtiger Schluss gefunden worden wäre.

Den Abschluss macht Old Friends. Es ist quasi der ältere Bruder der Songs vom Debüt Young Chasers. Erwachsener und nachdenklicher verabschieden sich Circa Waves auf ihrem zweiten Album. Ein Hauch von Nostalgie weht ebenfalls mit. Eine Sehnsucht nach den vergangenen, unbeschwerten Zeiten, als noch das T-Shirt Weather regierte.

Fazit

Circa Waves sind auf ihrem zweiten Album erwachsener geworden. Die Songs sind nicht mehr allesamt Gute-Laune-Indie-Rock der zum unbeschwerten Feiern animiert. Die Liverpooler trauen sich, verschiedene Facetten zu zeigen und schaffen dadurch ein vielseitigeres Album. Manchmal sind sie noch immer etwas im klassischen Indie-Schema gefangen, welches immer ein bisschen ähnlich klingt. Aber meistens schaffen sie es, sogar innerhalb der Songs mit Stilwechseln zu überraschen. Dass sie auf die Mischung der beiden Alben zurückgreifen können, wird bei Live-Konzerten sicher auch noch einmal zu einer anderen Qualität führen.