Bereits zum 15. Mal fand letztes Wochenende in Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen bei perfektem Wetter das Southside Festival statt. 65’000 Besucher bekamen zahlreiche Konzerte der Extraklasse geboten. Das komplette Line-Up aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, deshalb werde ich mich auf einige Bands beschränken, welche bei mir besonderen Eindruck hinterlassen haben.
Das aus meiner Sicht herausragendste Konzert spielten am Samstagabend Arcade Fire. Die Kanadier haben nach dem Gewinn des Grammys für «The Suburbs» im Jahre 2011 mit ihrem neusten Album «Reflektor» weiter für Aufsehen gesorgt und waren zurecht bereits zum zweiten Mal Headliner am Southside Festival.
Die Bühne war gefüllt mit über 10 Musikern, welche allesamt vor Energie sprühten. Die einzigartige Stimme von Win Butler, in Kombination mit seiner Ehefrau Régine Chassagne, war bereits ab dem ersten Ton magisch. Auch wenn Reflektor zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig gewesen ist, da es vom bisherigen Stil der Band ziemlich abweicht, so versteht man spätestens live, wie gut auch dieses Werk ist. Wer also wie ich am Anfang etwas Mühe mit dem Album hat, sollte ihm Zeit geben, denn es wird bei jedem Hören besser.
Titel wie «Reflektor», «Normal Person» oder «Joan Of Arc» entpuppten sich als wahre Live-Granaten und wurden durch die Hits aus früheren Zeiten wie «Neighborhood #3 (Power Out) oder «The Suburbs» ergänzt. Die Truppe um Butler bewies, dass das Aufsehen, welches sie im Moment geniessen absolut berechtigt ist. Arcade Fire ist eine extrem spezielle und auf ihre Art unvergleichliche Band. Wer also die Möglichkeit hat die Kanadier live zu sehen, sollte sich das nicht entgehen lassen. Dafür muss man jedoch ziemlich wahrscheinlich ins Ausland reisen. Den Grund könnt ihr hier nachlesen.
Im Weiteren reihten sich bei mir die Konzerte von Franz Ferdinand, Tom Odell, Belle & Sebastian und The Subways ganz vorne ein.
Die Schotten von Franz Ferdinand waren äusserst gut gelaunt (auch zu erkennen an einem lächelnden Bassisten Rob Hardy) und hatten das Publikum von Beginn weg unter Kontrolle. Es wurde ausgelassen gehüpft, getanzt und mitgesungen. Ein schweisstreibendes Konzert einer erfahrenen Festivalband in Höchstform.
Tom Odell spielte später am Abend auf der Red Stage im Zelt. Bestimmt die richtige Wahl, denn das Zelt machte die ganze Show noch intensiver und liess die Stimmung hochkochen. Tom Odell sowie seine ganze Band zeigten sich als ausgesprochen gute Liveband. Auch ruhigere Songs wirkten nie langweilig, weil sie extrem kompakt und intensiv gespielt waren.
Parallel zu Fettes Brot spielten später auf derselben Bühne wie bereits Tom Odell die britische Indie-Pop Band Belle & Sebastian. Wer die Truppe kennt, weiss dass einem schöne, aber ziemlich ruhige Musik erwartet. Die Stagetime um 1.00 erwies sich als die perfekte Urzeit, um sich einfach von der Musik tragen zu lassen. Letztes Jahr spielten die Briten bereits am Zürich Openair, wirkten dort aber eher Fehl am Platz. Der Auftritt fand am früheren Mittag statt und beinahe niemand hörte richtig zu. Die Musik ging praktisch in den Gesprächen der Zuschauer unter. Zum Glück war dies am Southside aufgrund der völlig anderen Umstände nicht der Fall. Denn Belle & Sebastian haben es verdient, mit voller Aufmerksamkeit gehört zu werden.
Am Samstag trat eine weitere englische Band mit Live-Qualitäten auf. Die Spielfreude von The Subways ist fast nicht zu überbieten. Da wird geschrien, gescherzt, Deutschkenntnisse zum besten gegeben und extrem mitreissender Indie-Rock gespielt. Die Musik ist zwar nicht extrem wandelbar und meistens in einem ziemlich ähnlichen Schema aufgebaut, aber durch die Energie, mit der sie vorgetragen wird, wird sie zu etwas ganz Speziellem. Am 21. Juli werden The Subways zusammen mit The Hives am Blue Balls Festival in Luzern spielen. Dieses Fest sollte keiner verpassen.
Auch Newcomer wie die Liverpooler Band Circa Waves sind immer einen Besuch wert. Wer sich schon einigermassen früh am letzten Festivaltag in die White Stage traute, wurde mit einem tollen Konzert belohnt. Lediglich eine Doppelsingle sowie der neue Track «Young Chasers» sind bereits erhältlich. Das live dargebotene lässt jedoch bereits jetzt auf ein äusserst tolles Debutalbum schliessen. Die vier Jungs waren sichtlich überrascht, über die Anzahl der Zuschauer und konnten ein freudiges Grinsen meist nicht unterdrücken, obwohl sie gerne cool gewirkt hätten.
Wie jedes Jahr war das Southside Festival wieder ein voller Erfolg und alle Musikfans kamen auf ihre Kosten. Neuhausen ob Eck ist und bleibt Southside City, ein äusserst friedlicher Ort mit ausgesprochen tollen Künstlern und gehört daher jedes Jahr ins Programm. Wir sehen uns 2015 wieder!