Note for English readers: There is also an English version of the interview with Shout Out Louds available. Just click here to read. I hope you enjoy!
Bei schönstem Sonnenschein fand gestern beim alten Hallenbad in Feldkirch das Poolbar Festival auf der Wiese statt. Nebst Bands wie Vertigo, Gin Ga und Bonaparte standen an diesem Abend die schwedischen Indie-Grössen von Shout Out Louds als Headliner auf der Bühne. Dies war eines ihrer seltenen Konzerte in diesem Sommer. Nachdem bei der gesamten Optica-Tour Drummer Eric Edman abwesend war und durch den Gast-Drummer Lars Skoglund ersetzt wurde, war die Formation an diesem Abend endlich wieder in ihrer Ur-Besetzung zurück.
Bereits zum dritten Mal standen die Schweden in Feldkirch auf der Bühne. Sie waren bereits 2007 und 2013 am Festival aufgetreten. Doch bisher noch nicht unter freiem Himmel. Kurz nach halb zehn stiegen die ersten Nebelschwaden von der Bühne auf und die ersten Klänge von Walls ertönten. Voller Energie und vom tollen Publikum angefeuert boten Adam, Bebban, Ted, Carl und Eric eine Show der extraklasse. Von «Impossible», über die erste je aufgenommene Single «The Comeback» bis hin zum obligaten «Please, Please, Please» war in der Setlist alles dabei.
Erfreulicherweise fanden auch schon länger nicht mehr gehörte Titel wie «Show Me Something New» vom dritten Album Work oder «South America» vom zweiten Album Our Ill Wills Platz.
Sichtlich berührt von der Stimmung, bedankte sich Adam Olenius mehrfach für den tollen Abend und die Band wirkte selbst sehr Zufrieden mit dem Abschluss ihrer Tour. Die komplette Setlist findet ihr hier.
Vor dem Konzert hatte ich die Möglichkeit zwei Mitglieder von Shout Out Louds zum Interview zu treffen und zwar Adam Olenius (Gesang, Gitarre) sowie Ted Malmros (Bass).
Indiespect: Gestern habt ihr am «On the Rocks Festival» in Grolling gespielt. War das euer erstes Konzert dort?
Olenius: Ja, wir waren zum ersten mal da.
I: Und zum letzten mal, wie ich hörte.
O: Oh. Ja, genau. Sie haben mir erzählt, dass es das Festival nicht mehr geben wird. Sie machen die ganze Anlage dicht. Die Location war in einer Mine. Wirklich schön aber sehr alt, deshalb wird es jetzt abgerissen. Wir hatten gestern beim Auftritt eine ziemliche Verspätung. Wir konnten nicht vor 2 Uhr nachts auf die Bühne gehen.
I: Wann hättet ihr denn ursprünglich spielen sollen?
Malmros: Um halb 12 in etwa. Ich weiss auch nicht genau was los war. Alles dauerte immer ziemlich lange und alles war etwas langsam, obwohl alle sehr nett waren.
O: Wir haben einen exzellenten Tourmanager – Peter Hill. Leider konnte er dieses Wochenende nicht dabei sein und ohne ihn sind wir ziemlich verloren, das kommt vielleicht auch noch dazu. Aber in diesem Sommer spielen wir nur auf wenigen Festivals. Dies ist unser zweiter Sommer, nachdem wir unser letztes Album Optica veröffentlicht haben. Deshalb haben wir versucht, etwas Urlaub einzuplanen. Ein paar Konzerte zu spielen ist aber immer schön.
I: Ich habe mich bereits gefragt, was der Grund dafür ist, dass ihr nur so wenige Konzerte spielt. Ob ihr bereits an einem neuen Album arbeitet oder einfach einen ruhigeren Sommer möchtet.
M: Im Moment nur Urlaub. Mit dem Album beginnen wir später. Wir denken darüber nach, haben aber noch keine konkreten Pläne.
O: Wir sind die langsamste Band der Welt.
M: Wir denken darüber nach, sprechen darüber, planen. Alles braucht seine Zeit, weisst du? Als wir jünger waren, haben wir uns den ganzen Tag nur Gedanken über die nächsten Schritte gemacht. Aber mittlerweile haben wir noch andere Dinge entdeckt, die wir mögen und andere Verpflichtungen, denen wir nachgehen müssen. Es kommt definitiv ein neues Album, doch das könnte noch zwei Jahre oder so dauern.
O: Wirklich?
M: Bis die Platte gemacht ist. Dann wird sie vielleicht noch nicht veröffentlicht sein. Oder denkst du wir werden schneller sein?
O: Ja! Zwei Jahre! Komm schon.
M: Die Zeit verrinnt. Du bis jetzt dann sechs Monate weg oder nicht?
O: Ich werde nach der Tour vier Monate weg sein. Aber wir müssen versuchen es schneller, als in zwei Jahren hinzukriegen. Wir sollten danach darüber sprechen.
I: Eure Musik wird ziemlich oft in Filmen und in Serien verwendet. Ein ganz spezieller Fall ist dabei der Film «Happythankyoumoreplease» von Josh Radnor (2010). Darin kommt das Lied «My friend and the ink on his fingers» vor.
M: Ja genau, Wir haben den Film immer noch nicht gesehen. Ich vergesse immer wieder mir den anzusehen, obwohl wir schon darüber gesprochen haben. Ich muss das definitiv nachholen.
I: Was mich wundert ist, warum genau dieser Track verwendet wird.
O: In den USA haben sie für Filme meist speziell beauftragte Music Supervisor, welche sich viele neue Bands anhören und richtig gute Connections haben. Und guten Musikgeschmack (lacht)
I: Aber es ist schon etwas speziell, dass sie über sieben Jahre nach dem Release einen Song verwenden, welcher nicht mal auf dem internationalen Album drauf war, sondern nur auf der skandinavischen Erstveröffentlichung, oder?
O: Ja, das ist echt etwas schräg. Ich weiss auch nicht.
M: Ich kann mich nicht einmal erinnern, dass sie uns gefragt haben, ob sie den Song verwenden können. Ich glaube nicht, dass sie das gemacht haben. Aber naja.
I: Ich glaube Radnor ist ein grosser Fan von euch. Er hat sogar einmal ein Shout Out Louds-Bandshirt in der Serie «How I Met Your Mother» getragen?
M: Ah! Das ist der Typ, der den Film gemacht hat? Alles klar!
O: Ich habe ihn sogar einmal getroffen, das ist eine ziemlich lustige Geschichte. Wir waren Vorband von Kings of Leon in LA. Er kam mit einem Freund auf mich zu und fragte mich, ob er ein T-Shirt haben kann. Er wollte es gratis haben, mag ich mich erinnern. Ich sagte ihm darauf, das sei ziemlich unhöflich. Er könne dafür bezahlen wie jeder andere auch. Dann meinte er zu mir, er würde es dafür im Fernsehen anziehen. Ich glaubte ihm natürlich nicht, aber dachte: Na gut, und gab ihm eines.
M: Und dann hat er es in der letzten Staffel angezogen. Weil ihm wieder in den Sinn kam: Oh Moment, ich habe diesem Typen doch mal versprochen, dass ich das anziehe.
I: Euer erstes Album habt ihr in einer speziellen Version auch in Japan veröffentlicht und euren Videoclip zu Hard Rain habt ihr in Tokio gedreht. Was ist das faszinierende an Japan. Weshalb werden dort so viele spezielle Album-Versionen veröffentlicht?
M: Ich weiss, dass der japanische Markt immer spezielle Releases wünscht, sie pushen das richtig. Vielleicht weil sie nicht möchten, dass die Leute die Platten aus dem Ausland importieren. Und Japan ist ein interessanter, toller und fremder Ort.
O: Bei Hard Rain war es so, dass wir Film-Aufnahmen für den Song brauchten. Wir haben ihn damals auf dem Album (Anm. indiespect: Der Track wurde auf dem zweiten Album Our Ill Wills veröffentlicht) sehr gemocht und da hat sich Tokio einfach angeboten. Es war so eine interessante, perfekte Stadt um dort zu filmen. Wir machen das zwischendurch immer mal wieder. Wenn wir an einen speziellen Ort kommen, welcher uns gefällt, versuchen wir dort etwas zu filmen.
M: Hier in Feldkich am Poolbar Festival haben wir das glaube ich noch nie gemacht, obwohl wir schon mehrfach hier waren. Das ist vielleicht das einzige Problem, das wir hier haben. Wenn wir aus dem Osten anreisen haben wir immer sehr lange, bis wir hier sind und wir haben meistens leider nur sehr wenig Zeit in Feldkirch, leider. Wir versuchen aber immer hierher zukommen, wenn es der Tourplan zulässt. Die Leute sind alle sehr freundlich und die Location ist toll.
I: Was haltet ihr von Meet & Greets?
M: Ich weiss nicht so recht. Wir haben nicht so viele Meet & Greets, von dem her ist es schon in Ordnung. Aber manchmal ist es schon etwas schräg. Aber man kann ja nicht immer nur schlafen, essen und spielen. Man muss auch mal andere Dinge machen.. zum Beispiel in der Sonne ein Bier trinken!
O: Es ist wie Ted sagt. Es kann manchmal etwas unbehaglich werden. Wer soll beginnen zu sprechen, sollen wir uns präsentieren? Ich meine wir treffen viele Fans, wir gehen auch in Bars und sprechen mit Leuten, ich liebe das! Mit ihnen darüber zu sprechen, was sie an unserer Musik mögen oder ob sie selber eine Band haben und sich einfach nur über Musik zu unterhalten.
M: Ich glaube wir sind eine soziale Gruppe. Gut erzogene, soziale Menschen. Ich kann mir vorstellen, dass andere Bands damit mehr Mühe hätten. Aber manchmal ists halt trotzdem etwas komisch: Ihr zwei! Trefft euch! Habt Spass!
O: Es ist wie ein Blind Date.
I: Wie gesagt spielt ihr diesen Sommer nur ganz wenige Konzerte. Gibt es für euch einen Unterschied zwischen einem Sommer wie diesem und einem, an welchem ihr an vielen Festivals spielt und fast jeden Tag ein Konzert habt?
O: Wenn wir ein Album veröffentlichen ist das immer ein riesiger Prozess. Ein Album zu produzieren, es aufzunehmen, es zu veröffentlichen. Und sich danach auf eine Tour vorzubereiten, ist wie wenn man sich für eine grosse Reise vorbereitet oder für eine Schlacht (lacht). Wenn du dann auf Tour bist, dann bist du in diesem Modus und das ist wirklich toll. Du kennst die Songs viel besser. Und wenn du lange Pausen zwischen den Konzerten hast, tendierst du dazu Dinge zu vergessen. Aber ich mag diese Sommer auch. Du bist etwas aus deiner Wohlfühlzone draussen und kannst neue Songs probieren oder solche, welche du noch nie live gespielt hast. Es ist immer etwas chaotischer, aber in einer guten Art und Weise. Das ist genauso, wie wenn du für eine längere Zeit nicht mehr im Studio warst und wieder dorthin zurückkehrst. Du musst zuerst wieder deinen Sound finden und die Band zusammenbringen. Es braucht etwas mehr Arbeit und Konzentration solche Shows zu spielen. Ich mag beides. Wenn ein Album frisch veröffentlicht wurde bist du eine zusammengeschweisste Truppe, eine starke Einheit. Und nach einer Weile, wenn du mehrere Monate getourt bist, werden alle langsam etwas müde. Mit weniger Konzerten ist es ein bisschen wie Ferien.
I: Heute ist euer letztes Konzert. Oder folgen noch welche in diesem Jahr?
M: Ja, das wird das letzte für eine Weile sein. Ich arbeite danach fleissig weiter. Ich werde mit meiner Freundin zusammen ein Album aufnehmen (Anm. indiespect: Das Projekt von Ted Malmros und seiner Freundin heisst «A Nighthawk») und Adam geht auf Reisen.
O: Ja, ich werde etwas herumreisen und damit beginnen neue Songs zu schreiben. Ich habe schon einiges zusammen, aber ich denke wir werden sie etwas proben und danach als Band wieder im Februar mit der Arbeit beginnen. Wir werden sehen. Beim letzten Album haben wir so viel Zeit im Studio verbracht. Da wir bei jedem Album etwas anderes ausprobieren möchten, denke ich, dass wir wieder länger Songs proben und uns danach ein grösseres Studio in Stockholm suchen werden und dort ein paar Tage bleiben. Wir leben alle in Stockholm und treffen uns oft. Es wird bestimmt eine Pause geben, wenn ich weg bin, aber ich denke wir sammeln uns im Februar wieder, richtig?
M: Ja, ich denke das ist ein guter Plan
O: Nur wenn du willst, Ted!
M: Ja, ich will (lacht). Wir hatten bisher nie Probleme. Unsere Band ist ziemlich offen, auch wenn jemand mal für eine längere Zeitspanne verreist oder weg ist. Bisher hat das immer gut funktioniert. Eric ist jetzt auch wieder zurück, nachdem wir auf der letzten Tour Lars als Drummer dabei hatten. Normalerweise sind das immer gute Freunde von uns, welche wir irgendwann auf Tour kennengelernt haben.
I: Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt. Ich freue mich auf euer Konzert und wünsche euch viel Spass auf der Bühne.
O: Kein Problem. Interviews machen uns Spass, da kann man sich richtig unterhalten. Zudem ist dies ein wirklich ein schöner Ort. Bis heute Abend!
Eine tolle Band sowie sehr entspannte und unkomplizierte Musiker. Hoffentlich wird die Pause nicht so lange wie angedroht dauern. Das Poolbar Festival dauert übrigens noch bis zum 17. August. Es werden noch zahlreiche tolle Bands wie Go Go Berlin, The Subways, WhoMadeWho oder The bianca Story auftreten. Ein Besuch lohnt sich definitiv!