Vom 4. bis 6. Juli fand in Murten das alljährliche Wake + Jam Festival statt. An diesem Event werden unterschiedlichste Interessen bedient. Nebst zahlreichen sportlichen Aktivitäten wie Wakeboard-Contests oder Beachvolleyball finden Flugshows und Konzerte statt. Während der drei Tage sollte also jeder auf seine Kosten kommen. Der erste Festivaltag verlief für den Veranstalter leider nicht ganz so erfreulich, denn ein gewaltiger Sturm zog über das Gelände direkt am Murtensee, sodass die Veranstaltung vorzeitig abgebrochen werden musste und Konzerte auf den Samstag verschoben wurden. Für uns war das natürlich ein Glücksfall, da wir so in den Genuss von einem tollen Konzert von Patrice kamen, welcher eigentlich als Headliner für den Freitag vorgesehen war.
Für mich war es der erste Besuch dieses tollen Festivals. Gleich von Beginn weg spürte man die gute Atmosphäre des Events, was bei einer solchen Location nur wenig verwunderlich ist. Auf dem Gelände fanden sich zahlreiche Stände, welche allesamt liebevoll betrieben wurden und den Charme der Veranstaltung in Kombination mit der herrlichen Kulisse ausmachten. Das Publikum war breit gemischt. Von Familien mit kleinen Kinder, über ältere Menschen, bis hin zu Sportlern und Musikbegeisterten war alles dabei.
Wir sind natürlich in erster Linie wegen des schwedischen Indie-Rock-Duos Johnossi angereist, aber bereits vorher gab es neben dem bereits zu Beginn erwähnten Patrice tolle Konzerte. Da waren beispielsweise die Thuner Band Undiscovered Soul, welche bereits kurz vor 17 Uhr dem Publikum einheizten. Mit ihrer aktuellen EP «Purple» und der dazugehörigen Singleauskopplung «Tandem» sind sie auch bereits öfters im Radio zu hören. Die Jungs spielen Alternative Rock mit mitreissenden Melodien und einem Sänger mit einer tollen Stimme. Energiegeladen wie ein Headliner trat die Thuner Band mit einer Spielfreude auf, welche jeden Musikfan begeistert. Ich werde Undiscovered Soul definitiv nicht zu letzten mal gesehen haben und behalte den Tourplan für eine allfällige Clubshow im Auge.
Durch die Programmumstellung und die zusätzlichen Konzerte verschob sich natürlich auch der Zeitplan der Auftritte etwas. So betraten kurz nach 23.30 Johnossi die Bühne des Wake + Jam Festivals. Wo früher wirklich nur die zwei namensgebenden Mitglieder John Engelbert und Oskar «Ossi» Bonde auf der Bühne standen, ist seit ihrem aktuellen Album «Transitions» ein Keyboarder mit Namen Matthias dazugekommen. Er gibt der Band die Möglichkeit noch mehr Melodiösität in die Songs zu bringen. Der neue Instrumenen-Mix von Johnossi spiegelt sich zum Beispiel sehr schön im Song «Gone Forever» von ihrem aktuellen Album wider. Es ist faszinierend, was die Jungs für einen satten Sound abliefern, bereits als sie nur zu zweit unterwegs waren. John, welcher lediglich mit einer verstärkten Akkustik-Gitarre spielt und die treibenden Drumlines von Ossi fügen sich hervorragend mit der neuen Komponente des Keyboards zusammen.
Nebst neueren Tracks wie «Into the Wild» oder «Gone Forever» waren auch die guten alten Kracher «Man Must Dance», «What’s The Point» und «18 Karat Gold» in der ausgesprochen tollen Setlist mit dabei. Vor der Zugabe hielt John nichts mehr in seinem T-Shirt und er spielte den Rest der Show oben ohne weiter, sicher zur Freude der einen oder anderen Dame. Als krönender Abschluss konnte ich noch meinen ersten Drumstick an einem Konzert überhaupt fangen – eine tolle Erinnerung. Für mich war der einzige Wermutstropfen das etwas passive Publikum, welches zwar zu den Songs tanzte aber dazwischen eher etwas lau wirkte. Bestimmt ist dies auf die angesprochene Mischung der Besucher zurückzuführen. Unter den Zuschauern waren sicherlich einige, welche mehr wegen dem Sport, als wegen der Musik an den Murtensee kamen. Aber nichts desto trotz, ein ausgesprochen gelungener Event. Die nicht so kurze Zugfahrt hat sich definitiv gelohnt und das Wake + Jam Festival ist absolut empfehlenswert.