Seit über 5 Jahren wartete ich nun auf ein Konzert von The Rifles, der vierköpfigen Band aus London, welche seit 2004 besteht. Früher waren sie praktisch jährlich zu Gast im Abart in Zürich (2007, 2008 und 2009), doch damals waren sie mir noch nicht wirklich ein Begriff. Erst kurz nach ihrem letzten Auftritt in der Schweiz wurde ich auf die Briten aufmerksam. Als ich dann die aktuellen Tourdaten sah, fehlte wieder ein Zwischenstopp bei uns. Die nächstgelegene, machbare Möglichkeit war Stuttgart. Kein Problem, ist ja von Schaffhausen nicht so weit. Etwas suboptimal war nur, dass das Konzert gestern, sprich an einem Montag stattfand. Aber was macht man nicht alles, um eine Band endlich zu sehen. Also machten wir uns auf den Weg ins Nachbarland, genauer gesagt in den Club «Universum».
Nach unfallbedingtem Stau auf der Autobahn trafen wir knapp vor Beginn der Vorband Dexters in Stuttgart ein. Nach mehreren Runden um die vermeintliche Adresse (in Eiseskälte), begriffen wir, dass der Club direkt bei der U-Bahn-Station sein musste – daher also das grosse «U» im Logo. Mittlerweile hatten wir bereits einen Teil des Support-Acts verpasst, daher kann ich nicht extrem viel über Dexters sagen, ausser dass das, was wir noch hörten durchaus überzeugend klang. Die Strapazen der Reise und die Verspätung waren im Handumdrehen vergessen und wir waren vorfreudig auf den weiteren Abend eingestellt.
The Rifles betraten um etwa 21 Uhr die Bühne und starteten sogleich mit dem beschwingten Track «Go Lucky» vom aktuellen Album «None The Wiser». Die Stimmung im gut gefüllten Club war prima und es wurde fleissig mitgetanzt. Die Band war extrem locker drauf, was womöglich auch an ihrem Besuch am Stuttgarter Weihnachtsmarkt vor dem Konzert gelegen hat. Gitarrist Lucas Crowther hatte sich dort eine schöne Weihnachtsmarkt-Tasse besorgt, aus welcher er sich auf der Bühne immer mal wieder einen Schluck Glühwein genehmigte. Seine Bandkollegen wechselten zwischen Whisky und Wasser.
Ursprünglich war das Konzert in der wesentlich grösseren Wagenhalle geplant, jedoch wurde es schlussendlich aufgrund der zu geringen Ticketverkäufe ins Universum verlegt. Bestimmt eine weise Entscheidung. Der Club passte zur Band und zum Publikum. Man konnte direkt an der Bühne stehen, ohne Abschrankungen, was zu einem intensiveren Konzerterlbenis führte.
Joel Stoker und seine Jungs spielten Songs von allen ihren Alben, auch von meinem Liebling, dem 2009 erschienenen «Great Escape». Von dieser Platte wurden sage und schreibe 7 Tracks gespielt, darunter die tollen Songs «The General», «Romeo & Julie» und «The Great Escape». In der Mitte des Sets wechselten John und Lucas zu den Akustik-Gitarren, um zwei Unplugged-Tracks zu performen, bei welchen das Stuttgarter Publikum erstaunliche Mitsing-Qualitäten an den Tag legte. So wurde lautstark und ausdauernd «It makes me so happy, I’m coming home» gesungen, was von der Band begeistert aufgenommen wurde. Suttgart wurde zur eindeutig best singenden Stadt Deutschlands erkoren. Die vier Engländer spielten insgesamt 17 Tracks, keine schlechte Leistung für einen Montagabend. Mit «Under & Over», dem Song mit dem meisten Hitpotenzial auf dem neuen Album, verabschiedeten sie sich nach zwei Zugaben von der Bühne im Universum.
Die Reise hat sich definitiv gelohnt und wir konnten zufrieden nachhause fahren. Für solch ein Konzert nimmt man gerne mal ein kleineres Schlafmanko in Kauf. Danke für die Gastfreundschaft, Stuttgart!
Die komplette Setlist gibt es hier.