Knapp ein Jahr ist es nun schon wieder her, seit uns Olli Schulz in der Kammgarn in Schaffhausen besuchte. Bereits bei diesem Auftritt hatte er einige Songs seiner neusten Platte «Feelings aus der Asche» im Gepäck. Offiziell veröffentlicht wurde sie jedoch erst am 9. Januar dieses Jahres. Der grossen Masse ist Olli Schulz spätestens seit seinen TV-Auftritten bei «Circus HalliGalli» oder seiner eigenen Sendung «Schulz in the Box» ein Begriff. Wer jedoch denkt, dass Schulz bei seinen Konzerten auch nur primitive Witze reisst und sich ständig zum Affen macht, der sollte besser gar nicht hingehen. Der Hamburger ist nämlich in erster Linie Liedermacher und stellt das auch immer gerne wieder klar.
Gestern Abend war Olli Schulz für ein Konzert in Zürich zu Gast, genauer gesagt im Plaza Klub. Nach eigenen Angaben hat er früher in derselben Stadt vor 12 Leuten gespielt, die Hälfte davon war vom Barpersonal. Diese Zeiten hat er mittlerweile hinter sich gelassen, sicher auch Dank seiner Präsenz im Fernsehen. Wo früher nur Schulz mit seiner Gitarre auf der Bühne stand, versammelt sich nun eine komplette Band inklusive Roadie-Dame.
Der ausverkaufte Plaza Klub war dicht gedrängt als die Show begann. Das Konzert wurde mit «Kinder der Sonne» eröffnet, dem Track welcher mir auf dem neuen Album am wenigsten gefällt. Gar nicht so schlecht, dann war das schon mal durch. Mit wenigen Ausnahmen bestand der erste Teil des Sets aus Titeln von «Feelings aus der Asche». Mein erstes Highlight war dabei «Boogieman». Ein nostalgischer Song, welcher ein den gloreichen, vergangenen Tagen nachtrauert. Auch wenn sich allgemein viele nachdenkliche und traurige Lieder im Repertoire von Olli Schulz befinden, so lässt er einem nie lange damit alleine. Denn kaum ist ein Song zu Ende, ist die nächste amüsante Geschichte nicht fern. Er hat zu jedem Titel und zu jeder Situation eine passende Anekdote parat. Auch wenn man die gewisse Erzählungen von Herrn Schulz schon das eine oder andere Mal gehört hat, wirken sie nie aufgesetzt und das Publikum lauscht gebannt, wie früher die Kinder der Märchentante.
Nach «Schrecklich schöne Welt», einem Titel vom 2012 erschienenen Album «SOS – Save Olli Schulz» verlässt die Band die Bühne und wie in alten Tagen sitzt nur noch Olli mit seiner Gitarre auf der Bühne. In diesen Momenten realisiert man, dass er auch alleine immer noch einen ganzen Raum zu unterhalten vermag. So wird schon einmal ein Witz erzählt, welcher bis zur Pointe etwa fünf Minuten dauert, nur um den Song «Der kleine Bär» anzukünden. Ein Lied, welches in Form des kleinen Bären Menschen beschreibt, die immer nur die schlechten Seiten des Lebens sehen und gar nicht merken, wie sie selbst dabei auf der Strecke bleiben. Auch danach wird wieder ein Stimmungswechsel um 180 Grad vorgenommen. Es folgt mit «Saunaaufguss in Lankwitz» die Erklärung, warum Ollis erster Saunabesuch sogleich auch sein letzter war. Die Erfahrung mit nackten Rentnern in einem kleinen Raum zu sitzen und zu schwitzen, welche immer «Aufguss! Aufguss!» schreien, hat ihn in jener Nacht selbst im Bett nicht mehr losgelassen.
Nach den Solo-Ausflügen darf die Band wieder zur Szenerie dazustossen und es folgen «Old Dirty Man», «Phosphormann» und der Mitsing-Song «Spielerfrau» von «SOS – Save Olli Schulz». Danach wird mit einer speziellen Version von «Was macht man bloß mit diesem Jungen?» geswingt. Konzertbesucherin Stefanie darf zu dieser Gelegenheit gleich noch mit Olli auf der Bühne tanzen. Nach dieser Einlage nutzt er direkt die Gelegenheit seine Band vorzustellen. Diese besteht unter anderem aus dem Liedermacher Gisbert zu Knyphausen und einer aus Kanada stammenden Background-Sängerin. Besagte Sängerin darf nur in wenigen Momenten zeigen, dass ihre Gesangsqualitäten, diejenigen vom Hauptprotagonisten des Abends weit übersteigen. Natürlich darf auch die Hommage an die Musik nicht fehlen. «Als Musik noch richtig gross war» handelt davon wie sich die Liebe zur Musik im Laufe der Jahre verändert.
Nach knapp zweieinhalb Stunden und mehreren Zugaben verabschieden sich Olli Schulz und seine Band vom Zürcher Publikum. Wieder einmal hat er seine Qualitäten als Liedermacher und Geschichtenerzähler beeindruckend unter Beweis gestellt. Die Songs bleiben im Ohr und beschwingt nimmt man die Heimreise in Angriff.