Bereits zum sechsten Mal fand in dieser Woche das Altstadtfestival Stars in Town in Schaffhausen statt. In wunderschöner Kulisse und mit wiederholtem Wetterglück begeisterten Künstler wie Manfred Mann’s Earth Band, Gölä, Die Fantastischen Vier, Lo & Leduc und viele weitere das Publikum auf dem während drei Tagen ausverkauften Herrenacker. Nachdem mit den Stuttgartern Hip-Hop-Urgesteinen «Die Fantatischen Vier» bereits am Donnerstag ein Highlight für die diesjährige Ausgabe über die Bühne gegangen ist, fand gestern der lange im Voraus ausverkaufte Konzertabend mit Sunrise Avenue, Pegasus, Carrousel sowie The Daisies, den «Kammgarn Stars»-Gewinnern aus Schaffhausen statt.
Erste Anhänger der finnischen Band Sunrise Avenue um Leadsänger Samu Haber hatten sich schon in der Nacht von Freitag auf Samstag vor dem Konzertgelände eingefunden und mit Schlafsäcken übernachtet. Dies war sicherlich ein Höhepunkt an Fanliebe in der bisherigen Geschichte von Stars in Town.
The Daisies sowie Carrousel aus der Romandie brachten die sommerliche Stimmung auf den Herrenacker. In sengender Sonne spielten sie voller Begeisterung und trotzten der Hitze auf der Bühne.
Im Licht der späteren Abendsonne bei bereits etwas angenehmeren Temperaturen standen die Bieler Jungs von Pegasus auf der Bühne. Bei der Premiere des Festivals im Jahre 2010, als es noch den Namen «das festival» trug, war die Band um Leadsänger Noah Veraguth ebenfalls zu Gast auf der Piazza Grande des Nordens und somit sind sie die ersten, welche zum zweiten Mal einen Auftritt an diesem Anlass hatten.
Mittlerweile sind sie zu einer festen Grösse in der Schweizer Musikszene gewachsen und haben für unzählige Ohrwürmer gesorgt. Mit ihrem neusten Werk «Love & Gunfire» sind sie schon seit längerer Zeit auf Tour. Bereits im Februar feierten sie Tourabschluss und spielen seither ausschliesslich an Festivals und einige Club-Shows in Asien. Den Bericht vom fantastischen Abschlusskonzert im Kaufleuten könnt ihr hier noch einmal nachlesen. Wieder starteten Pegasus ihr Set mit dem temporeichen Titel «Digital Kids» von der aktuellen Platte. Im Nu hatten die vier Bieler, verstärkt durch ihren Zürcher Keyboarder, das Publikum im Griff. Keine Aufrufe zum Mitmachen waren nötig, um die Schaffhauser und die Gäste von auswärts zum Singen und Tanzen zu bringen. Wer Hits wie «Man On Mars», «Skyline» oder «Last Night On Earth» im Gepäck hat, der hat schon alles richtig gemacht.
Das langsame Eindunkeln des zum Glück blau gebliebenen Himmels sorgte ebenfalls für eine sehr spezielle Stimmung auf dem prall gefüllten Herrenacker. Die Konzerte von Pegasus und Sunrise Avenue wurden live auf SRF3 übertragen und die Zuhörer zuhause oder wo auch immer sie sich befanden, waren sicher etwas neidisch, nicht vor Ort dabei gewesen zu sein. Pegasus wuchsen wieder einmal über sich hinaus und begeisterten die Massen. Sie würden sich mit ihrem Auftritt als heimlichen Headliner dieses Abends entpuppen.
Pegasus rocken die Blaue Stunde in Schaffhausen
Nach einer Umbaupause von einer knappen halben Stunde kamen endlich die zum Teil weit und früh angereisten Fans von Samu und seinen Sunrise Avenue auf ihre Kosten. Ein Bühnenbild, wie es das Stars in Town bisher noch nicht gesehen hatte, untermalte den Sound der Finnen eindrücklich. Wer das Best-of-Album von Sunrise Avenue besitzt, der konnte beinahe die komplette Setlist auswendig. Denn die Band befindet sich derzeit auf ihrer Best-of-Tour. Nach Gerüchten um eine mögliche Trennung stellten sich Samu und seine Jungs mit einem klaren Statement dagegen und betonten auch an diesem Abend, dass sie sich nie vorstellen könnten ohne Sunrise Avenue zu sein. Die Show war durch Lichteffekte und andere Showelemente durchaus beeindruckend, aber eine so ausgelassene Stimmung wie zuvor Pegasus, vermochten sie dennoch nicht auf den Platz zu bringen.
Natürlich wurde bei Titeln wie «Forver Yours» oder «Hollywood Hills» kräftig mitgesungen, aber es fehlte das kleine Plus an Leidenschaft, welcher den Auftritt noch besser hätte machen können. Sunrise Avenue war die Professionalität und die Erfahrung anzumerken und das Programm wirkte oft ziemlich abgespult. Höhepunkt war dabei für mich die Ballade «Sweet Symphony», welcher gemäss Samu Haber bestimmt noch nie von einer Radiostation gespielt wurde. In der Mitte des Auftrittes während des Songs «I Don’t Dance» schlugen Sunrise Avenue ungewohnte Töne an. Sie verwandelten den Herrenacker in ein Rave und bauten einen ausschweifenden Eleketronik-Part in den Song ein. Die Schweizer Fanbasis für Sunrise Avenue ist ziemlich gross und das Schweizer Publikum wurde vom Sänger als das lauteste und verrückteste Überhaupt bezeichnet. Als letzte Zugabe wurde Schaffhausen noch mit dem Dauerbrenner «Fairytale Gone Bad» beschenkt. Gleich am Anschluss an das Konzert folgte noch eine kurze Feuerwerkeinlage, welche man sich besser als Schlussbouquet während des Auftritts hätte vorstellen können.
Das Lasergewitter von Sunrise Avenue war zum Glück das einzige am Abend. Das Wetter spielte auch an der diesjährigen Ausgabe von Stars in Town perfekt mit.
Damit fand ein weiterer grossartiger Konzertabend seinen Abschluss, wobei am Ende Pegasus, die Jungs die zusammen an der Schützengasse in Biel aufgewachsen sind, die grossen Headliner des Abends überstrahlten. Dies zeigt, dass am Ende nicht nur ein grosser Name, sondern viel mehr die Leidenschaft und Spielfreude einer Band entscheidet.