Saybia – die dänischen Melancholiker im Zürcher Plaza

In Reviews by indiespect

Seit nunmehr 22 Jahren lässt die dänische Band Saybia ihre Fans mit ihren wunderschön melancholischen Songs in träumerische Sphären eintauchen. Sie sind der wohl bekannteste dänischen Export und haben noch immer eine treue Fangemeinde. Wer möchte schon nicht ab und zu in Melancholie schwelgen und über das Leben philosophieren? Erst Anfang Oktober dieses Jahres erschien ihr fünftes Studioalbum mit dem Titel «No Sound From The Outside». Dies ist die erste Auskopplung seit sage und schreibe acht Jahren. Nach dem Vorgänger «Eyes on the Highway» im Jahre 2007 verfolgten die Mitglieder ihre eigenen Wege und kehrten 2010 mit dem neuen Gitarristen Kasper Rasmussen ins Studio zurück. «No Sound From The Outside» ist ein wunderschönes Werk geworden, auch wenn sich die Stimme von Sänger Søren Huss über die Jahre ziemlich verändert hat. Das Rauchen hat dazu bestimmt seinen Beitrag geleistet. Nichtsdestotrotz vermag er sich noch immer direkt in die Herzen des Zuhörers zu singen.

Am Samstag war Saybia nach vier Jahren erstmals wieder in der Schweiz zu Gast. Auf der aktuellen Tour machten sie dabei Halt im Zürcher Plaza. Das Konzert war schon seit längerem ausverkauft, was zeigt, dass die Fans ihnen auch nach langer Bühnen- und Studioabwesenheit noch die Treue hält.

Support-Act des Abends war der Zürcher Singer-/Songwriter Rio Wolta, der sein Merchandise fleissig unter das Publikum brachte. Er habe MP3-Codes auf mit Eselsmilch gefüllte Behältnisse gedruckt und weil diese genau an diesem Abend ablaufe, verschenke er diese, anstatt sie zu verkaufen. Der Bauer habe ihm versichert, dass man sie auch noch einen Tag später trinken könne. Eine kreative Idee um seine Musik zu verbreiten.

Nach seinem Auftritt folgte das wohl längste und schrecklichste Intro, welches ich je an einem Konzert erlebt habe. Ungefähr zehn Minuten vor Beginn der Show, wurde plötzlich die angenehme Musik im Saal abgeschaltet und durch einen immer gleich bleibenden, hypnotisierenden Klang ersetzt. Dass dies tatsächlich zum Set zugehörte schien, zeigte sich als Saybia die Bühne betrat und dieses Geräusch noch einmal an Lautstärke gewann. Das Ganze schien das extrem in die Länge  gezogene Intro ihres Songs «Down» vom neuen Album «No Sound From The Outside» zu sein. Jedenfalls verschmolz das äusserst unangenehme Geräusch mit dem getragenen Song. Dieser wiederum war der ideale Opener. Die neue Stimmlage von Huss breitete sich wundervoll im Zürcher Plaza aus. Der anschliessende Applaus war äusserst herzlich und ausgelassen. Die Dänen konnten sich in der Schweiz definitiv willkommen fühlen. Dass dies für Saybia das letzte Konzert des Jahres war, bemerkte man am bestreben der Band, dem Publikum einen speziellen Abend zu bieten. Das Set war bunt gemischt aus älteren Titeln, wie der herzzerreissenden Ballade «The Second You Sleep» oder «The Miracle In July» vom 2002 veröffentlichten Debüt-Album «The Second You Sleep» und neueren Songs von der aktuellen Platte. Der Mitsing-Faktor war zwar bei den Klassikern deutlich höher, doch auch das neue Material wurde vom Zürcher Publikum durchwegs gut angenommen.

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Nach jedem Song musste sich der komplett verschwitzte Huss die Brille abnehmen, um sein Gesicht abzutrocknen. Zum Glück ist er kein Rocker, der ständig über die Bühne rennen muss, ansonsten könnte er wahrscheinlich nach zwei Titeln bereits nicht mehr stehen. Auch dieser Umstand lässt sich sicher teilweise auf den Tabakkonsum des Dänen zurückführen. So wurde zwischen den einzelnen Titeln gerne mal an einer Zigarette gezogen, die er sich mit dem Bassisten Jeppe Knudsen teilte. Auch wenn sich der Klang seiner Stimme in den neuen Songs verändert hat, so ist er trotzdem noch immer in der Lage auch die älteren Titel autenthisch rüberzubringen. «I Surrender», das Stück mit den markanten Anfangsakkorden vom 2004 erschienenen Album «These Are The Days» besitzt noch immer denselben Gänsehaut-Effekt wie eh und je. Nach «Brilliant Sky», welches sich ebenfalls auf dieser Platte befindet verabschiedeten sich Saybia zum ersten Mal von der Bühne. Böse Zungen könnten sagen, dass auch dies nur zwei Gründe hatte – die Möglichkeit das Gesicht richtig abzutrocknen und sich einen neuen Glimmstängel zu besorgen. Mit Zigarette bewaffnet setzte sich Huss ans Piano um den neusten Titel-Track «No Sound From The Outside» anzustimmen. Ein Song, der von der Liebe handelt. Nicht von der frischen Liebe oder vom frühen verliebt sein, sondern von der alten Liebe, die einem durch alle Lebenslagen begeleitet – in guten wie in schlechten Zeiten. Dabei harmonierten die Stimmen von Keyboarder Jess Jensen und Søren Huss ausgezeichnet. Überhaupt ergänzten sich die beiden perfekt und die Stimmen verschmolzen zu einem wunderschönen Gesamtklang. Nach «Fools Corner» folgte der wohl bekannteste Titel von Saybia – «The Day After Tomorrow». Hier gab es kaum jemanden, der nicht leidenschaftlich und mitfühlend mitsang. Mit diesem Klassiker hätten die Dänen einentlich bereits den perfekten Abschluss gefunden, aber das Zürcher Publikum applaudierte so anhaltend und begeistert, dass die fünf Herren sich sogar noch einmal auf die Bühne bewegten. Es folgte der erste Track des neuen Albums «Airplane and Submarine». Erst als sie diesen anstimmten, bemerkte man, dass dieser grandiose Titel bisher noch gar nicht gespielt wurde. Damit zeigt sich die gewaltige Song-Auswahl, die sich Saybia über die Jahre erschaffen hat.

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Mit dem Versprechen, dass das Schweizer Publikum keine weiteren vier Jahre mehr auf sie warten müsse, verabschiedeten sich Saybia in die Nacht. Dass diese noch lange dauern würde, liess der letzte Eintrag auf der Setlist erahnen. Darauf war mit roter Schrift frei übersetzt geschrieben: «Hammertime! Direkt vom Pub zum Flughafen».

Die Jahresabschluss-Setlist mit abgeänderten Song-Titeln gibt es hier.