PRAG – Wie geht es weiter mit dem cineastischen Breitwandpop?

In Spektrum by indiespect

Update (14. Juni 2017)
Es gibt Neuigkeiten zum dritten Album von PRAG sowie eine erste Vorab-Single. Alle Infos findest du hier. 

Mehr als ein halbes Jahr ist es nun schon wieder her, seit die Berliner Band PRAG für ihren ersten Besuch in der Schweiz, in der Galvanik in Zug, vorbeischauten (Den Konzertbericht inkl. Interview könnt ihr hier noch einmal nachlesen). Dass dies auch das einzige Konzert in der Ur-Besetzung bleiben würde, wusste damals noch niemand. Ende August gab die Formation um Sänger Erik Lautenschläger und Tom Krimi den Ausstieg von Schauspielerin Nora Tschirner mit folgendem Statement bekannt:

Liebe Freunde,
eine sehr traurige Nachricht.
Nora ist nicht mehr bei PRAG
hier unsere Presseerklärung:
Nach vielen schönen gemeinsamen Jahren sind wir an einen Punkt gekommen, an dem wir unterschiedliche Vorstellungen von PRAG‘s Zukunft hatten.
Daher verabschiedet sich Nora von der Band und Erik und Tom spielen als PRAG weiter.

Eine grosse Veränderung für die 2012 gegründete Band. Nora konnte als Gesangspartnerin sowie mit ihren Entertainer-Qualitäten bei Live-Auftritten punkten. Doch die spezielle musikalische Mischung von PRAG gründet vor allem auf den melancholischen, nachdenklichen Texten von Erik Lautenschläger sowie den wunderschönen Orchester-Arrangements von Tom Krimi. Bereits im Interview anlässlich der Zuger Show hatte Erik eingeräumt, dass die Bekanntheit von Nora Segen und Fluch zugleich sei.

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Einerseits hat die Bekanntheit der Schauspielerin der Formation Aufmerksamkeit verschafft, die sie sonst in diesem Masse wahrscheinlich nicht erhalten hätte, andernseits wurde auch häufig von Nora Tschirners neuer Band gesprochen, was so nicht wirklich stimmte. Fakt ist aber, dass uns diese Besetzung mit «Premiere» (2013) und dem Nachfolge-Werk «Kein Abschied» (2015) zwei wunderbare Alben abseits des Mainstreams geschenkt hat. Wie geht es jetzt nach dem Ausstieg von Nora Tschirner weiter?

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Musikalisch wird es aus den eingangs erwähnten Gründen sicherlich keine grosse Neu-Orientierung geben. Dies ist bereits auf der neusten Veröffentlichung «Was können die Blumen dafür» zu hören. Der Titel hat einen philosophisch-nachdenklichen Text, ganz im Sinne von Mani Matter, dem grössten Schweizer Liedermacher. Er setzt sich gemäss Lautenschläger mit den Blumen – einem der fragwürdigsten Geschenke der Welt – auseinander. So wertvoll, weil man sterbende Lebewesen verschenkt. Für Januar 2016 sind bereits erste Konzerte in acht deutschen Städten geplant:

17.01.2016, Leipzig, Neues Schauspiel | Tickets
19.01.2016, Hamburg, Stage Club | Tickets
20.01.2016, Dresden, Scheune | Tickets
22.01.2016, Erfurt, Museumskeller | Tickets
24.01.2016, Frankfurt/Main, Das Bett | Tickets
25.01.2016, Köln, Kulturkirche | Tickets
26.01.2016, Münster, Sputnikhalle | Tickets
28.01.2016, Berlin, Lido | Tickets

Diese sind allesamt im nördlicheren bis zentraleren Teil Deutschlands angesiedelt. Doch weitere Auftritte in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz sind in Planung. Da mit sieben Musikern immer noch ein stattliches Orchester auf der Bühne steht, müssen jedoch erst passende Locations gefunden werden.

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Einen Termin für ein neues Album gibt es noch nicht, jedoch wird bei den folgenden Konzerten bereits der eine oder andere neue Song im prager Reisegepäck mit dabei sein. Auch ob für allfällige neue Aufnahmen wieder eine weibliche Stimme mit von der Partie sein wird, ist noch nicht geklärt. Vorerst werden die Duette von Geigerin Ivonne (ebenfalls Sängerin in einer eigenen Band) gesungen. Es bleibt also spannend, wie es mit den Berlinern in Zukunft genau weitergehen wird. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass sie uns noch eine Menge grossartiger Songs schenken werden. PRAG stehen für eine musikalische Qualität, die heutzutage leider nicht mehr häufig zu hören kriegt.

Fotos: Jarek Raczek, Jan Holland