Rezension:
We Are Scientists – Helter Seltzer

In Album-Tipps by indiespect

  1. Buckle
  2. In My Head
  3. Too Late
  4. Hold on
  5. We Need A Word
  6. Want For Nothing
  7. Classic Love
  8. Waiting For You
  9. Headlights
  10. Forgiveness

Künstler: We Are Scientists

Album-Titel: Helter Seltzer

VÖ: 22.04.2016

8.5/10

Keith Murray und Chris Cain, die zwei Wissenschaftler aus New York, haben am Freitag ein neues Album veröffentlicht. «Helter Seltzer» heisst es und ist das mittlerweile fünfte Studioalbum von We Are Scientists. Nur zwei Jahre trennen das neuste Werk vom Vorgänger-Album «TV en Français». Die Band selber scheint von ihrem jüngsten Wurf auf jeden Fall richtig begeistert zu sein. Auf Twitter kündigten sie es als ihr bestes Album seit 10 Jahren an. Man werde dieses Ding lieben, weil es quasi mit dem Gedanken an jeden einzelnen Zuhörer gemacht wurde.

Wie immer bei We Are Scientists ist auch diese Aussage mit einem Augenzwinkern zu verstehen, aber der Opener von «Helter Seltzer» haut gleich gewaltig rein. «Buckle» heisst das gute Stück und ist wohl der beste Song, den die New Yorker jemals rausgebracht haben. Die Bassline dominiert bis in den Refrain, wo eine extrem ansteckende und vielschichtige Instrumentierung mit Synthie-Klängen folgt. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen legt Keith Murray im Mittelteil ein ausgedehntes Gitarren-Solo oben drauf. Zurecht war dieser Titel die erste Vorab-Veröffentlichung des neuen Albums. Der einzige Negativpunkt ist, dass er nach 2:58 Min. bereits zu Ende ist.

Nach diesem Einstieg das Tempo zu halten ist fast unmöglich. «In My Head» startet dann auch etwas gemächlicher. Murray’s Stimme tänzelt über die etwas sanfteren Gitarrenlicks und den einsetzenden Schlagzeug-Beat mit ordentlich Schwung. Auch hier gibt es wieder einen erfrischenden Zwischenteil mit Melodie- und Rhythmuswechsel.

Generell setzen We Are Scientists bei ihrem fünften Album etwas mehr auf Effekte. Oft ist das Schlagzeug überlagert. Synthie-Klänge finden ebenfalls mehrfach Verwendung und sorgen zwischenzeitlich für einen gewissen 80er-Einschlag bei «Too Late».

«Hold On» wird vom Bass-Rhythmus dominiert. Der Titel dürfte etwas abwechslungsreicher sein, die Wiederholungen sind etwas langatmig. Das Gitarrenriff, welches den Schlussteil einleitet stimmt zum Schluss doch noch versöhnlich.

Im Mittelteil wird das Ganze etwas belanglos. Ein Problem mit dem We Are Scientists bei fast allen Alben zu kämpfen hatten. «We Need A Word» lässt einen beinahe etwas ermüden. Zum Glück hält das Tief aber nur kurz an.

«Want For Nothing» startet ungewohnt klar und akustisch. Die hohe Stimmlage von Murray kommt hier sehr gut zur Geltung. Ab der Mitte wird alles etwas spacig und lässt den Zuhörer immer weiter entschweben. Der Song hat schon beinahe etwas sphärisches.

Mit «Classic Love» folgt wieder ein Stück, das hervorsticht. Die Wechsel in Rhythmik und Harmonie sind spannend und eingängig. Das dazugehörige Zeichentrick-Musikvideo wurde von Sänger Keith Murray eigenhändig animiert und lenkt etwas stark vom Song ab. Wieder einmal zeigt er sich von seiner albernen und skurillen Seite. Ohne Bebilderung lässt sich «Classic Love» eindeutig besser geniessen.

«Waiting For You» enthält zweistimmigen Gesang, der eine erfrischende Abwechslung darstellt. Dieser Song gehört eher in die Kategorie, die man gerne zuhause hört, für Konzerte aber etwas zu lasch sein könnte.

«Headlights» hingegen ist ein Track, der für die Bühne wie gemacht ist. Er nimmt sofort Tempo auf und man möchte direkt mittanzen. Einen Teil, der sich perfekt zum rhythmischen Klatschen eignet, haben die Jungs ebenfalls eingebaut. Bei dieser Nummer kann eigentlich nichts schief gehen.

Mit «Forgiveness» endet «Helter Seltzer» mit schmachtenden Klängen. Richtig hymnisch und etwas wehmütig wird der Abschied eingeläutet.

Insgesamt haben We Are Scientists ein stimmiges Album abgeliefert, welches übers Ganze betrachtet stärker ist, als sein Vorgänger. Live wissen die Amerikaner sowieso immer zu überzeugen. Nun haben sie wieder frisches Material um die Bühnen zu rocken. Ich freue mich schon darauf zum ersten Mal «Buckle» live zu hören.