Warum ein UK-Hype nicht automatisch einen vollen Club bedeutet.
Mit einer Nomination für den British Breakthrough 2017 bei den BRIT Awards haben sich Blossoms in ihrer Heimat einen Namen gemacht. In den Festival-Line-Ups des Sommers findet sich die Band auch sehr oft. Der Weg der noch jungen Musiker scheint schnurstracks in die Höhe zu führen. Hierzulande kennt ein Grossteil jedoch höchstens einen einzigen Song der Engländer. Zusammen mit der Sonntagsmüdigkeit vieler Menschen, sorgte das dafür, dass Blossoms gestern nicht vor vollem Haus spielen konnten. Das Plaza war um 20 Uhr etwa bis zur Hälfte gefüllt.
Vielversprechender Support-Act: Declan McKenna überzeugte mit seinen spannenden Stücken
Der Support-Act: Declan McKenna
Der erst 18-jährige Singer-Songwriter Declan McKenna hat sich mit seinen ersten Singles bereits einen guten Ruf in der Indie-Szene erspielt. Wie gerechtfertigt dieser ist, bewies er bei seinem gestrigen Auftritt in Zürich. Mit seinen augenscheinlich gleichaltrigen Bandmitgliedern bot er einen abwechslungsreichen Einblick in sein musikalisches Werk. Stücke wie The Kids Don’t Wanna Come Home oder Brazil lassen auf ein grossartiges Debüt-Album hoffen. An diesem arbeitet der junge Engländer derzeit und es soll bereits im Mai 2017 erscheinen. Produziert wird es von James Ford, welcher bereits mit Grössen wie den Arctic Monkeys, Depeche Mode oder Florence And The Machine zusammenarbeitete.
Angenehme Lichtshow sorgten für die passende Stimmung beim Blossoms-Auftritt
Blossoms versüssen den Sonntagabend
Der freie Platz im Plaza sorgte für eine angenehm friedliche Stimmung im Publikum. Jeder hatte genügend Raum, um sich zu bewegen oder einfach nur die Musik zu geniessen. Die Blossoms boten den perfekten Soundtrack dazu. Mit At Most A Kiss eröffneten die langhaarigen Engländer das Set. Dass der filigrane Sänger Tom Ogden über ein solch kräftiges Stimmorgan verfügt, ist schon alleine ein kleines physikalisches Wunder. Die lange Mähne scheint ausserdem ein Einstellungskriterium der Band sein. Erst im August des vergangenen Jahres veröffentlichten Blossoms ihr selbstbetiteltes Debüt-Album. Den melodiösen Indie-Pop beherrschen die Herren aus Stockport bereits ausgezeichnet. Die Zuschauer lauschten aufmerksam und während den Stücken oft so extrem ruhig, dass sich Sänger Ogden mehrfach erkundigen musste, ob noch alle anwesend waren.
Dies heisst aber nicht, dass die Stimmung schlecht war, vielmehr war es ein Konzert zum Geniessen. Blossoms spielen keinen Stadionrock zum mitgrölen, sondern animieren zu verträumtem Mitschwelgen. Wie so oft bietet auch das Debütalbum der Engländer eine Vielzahl grossartiger Songs. Sei es der Ohrwurm Smashed Pianos oder die bittersüsse Ballade Blown Rose.
Die Blossoms verzaubern Zürich. Kein Mucks war während den einzelnen Songs zu hören.
Nebst dem grössten Teil der Album-Titel präsentierten die Engländer mit Polka Dot Bones auch eine tolle B-Seite. Das ist die Sorte von Songs, die spätestens nach dem zweiten Album aus dem Set fallen. Umso mehr sollte man sie geniessen, wenn eine Band noch ganz frisch ist. Oftmals heben sich die B-Seiten musikalisch etwas vom übrigen Material ab. So auch bei Blossoms. Gerne dürften sie sich in Zukunft wieder einmal etwas in diese Richtung trauen.
Der Altersdurchschnitt in der ersten Reihe war erstaunlich niedrig.
Fazit
Bestimmt hatte der Wochentag seinen Einfluss darauf, dass das Plaza gestern nicht voller oder gar ausverkauft war. Blossoms sind hierzulande noch nicht auf dem Level, welches sie in ihrer Heimat haben. Aber gewisse Trends kommen in der Schweiz auch etwas verzögert an. Mit ihrem Debüt haben sie bereits eine solide Basis geschaffen. Man darf gespannt sein, wohin der Weg die junge Band noch führen wird.
Die Setlist vom Konzert könnt ihr euch hier anschauen.