Das lange Warten hat ein Ende
Ganze vier Jahre ist es schon wieder her, seit Two Door Cinema Club zuletzt in Zürich auf der Bühne standen. Der plötzliche Zusammenbruch von Sänger Alex Trimble hat der Band im Jahr 2014 eine Zwangspause auferlegt. Er war damals vor der Reise an einen Gig, am Flughafen von Seattle kollabiert und musste ins Spital. Lange Zeit blieb sein Zustand unklar. Dass die Nordiren nach der Genesung an einem Nachfolger zum 2012 erschienen Beacon arbeiteten, war damals nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Vielleicht wollte man die Fans auch etwas im Unklaren lassen, um später wie ein Phönix aus der Asche aufsteigen zu können.
Im Oktober 2016 konnte erleichtert aufgeatmet werden. Die Show ging endlich weiter. Den Titel Gameshow trägt das dritte Studioalbum der Indie-Formation. Seit Beginn ihrer Karriere schafften es Two Door Cinema Club sich durch die Stimme von Trimble und einer unverkennbaren Instrumentierung einen Namen zu machen. Die Musik liess sich schlecht mit bestehenden Bands vergleichen, sondern schaffte es etwas Frische auf den Musikmarkt zu bringen. Auch die Performance der damals jungen Band verbesserte sich durch unzählige Live-Auftritte von Jahr zu Jahr. Zur Anfangszeit stand Alex Trimble noch etwas unsicher auf der Bühne und schien den plötzlichen Erfolg gar noch nicht richtig realisieren zu können. Mit jedem Festivalauftritt gewann er jedoch an Selbstvertrauen und entwickelte sich nach und nach zu einem charismatischen Frontmann.
Bis zu ihrer ungewollten Pause erspielte sich die Band immer bessere Slots und grössere Konzert-Locations. Da verwundert es nicht, dass die Veranstalter sie nach der langen Abwesenheit in noch grössere Venues buchen möchten. Doch scheinbar hat die Fanliebe wenn es um die Finanzen geht irgendwann auch seine Grenzen. Das Zürcher Konzert der aktuellen Gameshow-Tour sollte ursprünglich in der wesentlich grösseren, neuen Halle 622, nahe dem Bahnhof Oerlikon stattfinden. Dies stand jedoch im Zusammenhang mit einem beachtlichen Preisanstieg im Vergleich zum letzten Zürcher Konzert der Band. Jetzt kostete ein Ticket auf einmal 70 statt 46 Franken. Dies schien manchem zu teuer zu sein. Daher sah sich der Veranstalter gezwungen auf das kleinere X-TRA umzusatteln. Wie schon 2013 fand also auch das Konzert vom letzten Montag, fast auf den Tag genau vier Jahr nach dem letzten Auftritt, im Club beim Limmatplatz statt. Hierfür reichten die Besucherzahlen zum Glück locker aus. Der Club war zum Bersten voll.
Eine Seltenheit: Mit PARCELS aus Australien…
…und Blaenavon aus England gab es gleich zwei Support-Acts
PARCELS und Blaenavon: Zwei erfrischende Support-Acts
Es kommt äusserst selten vor, dass bei einer regulären Clubshow gleich zwei Vorbands auftreten. Mit Parcels und Blaenavon war dies am Montag jedoch wieder einmal der Fall. Die in Deutschland lebenden Australier von Parcels machten den Anfang und begeisterten das Publikum bereits so sehr, wie es kaum ein Support-Act vermag. Mit einem Sänger, der aussieht wie ein Skifahrer aus den 70er-Jahren und der geballten Energie der übrigen Bandmitglieder, schafften sie es, das Publikum zum Tanzen zu bringen. Lange Instrumentalparts, mit Riffs, die bestimmt sogar Daft Punk gerne für ein neues Get Lucky verwenden würden, sorgten für einen gelungenen Auftakt. Wem die Langhaar-Truppe gefallen hat, der hat schon bald wieder die Möglichkeit sie in Zürich zu erleben. Sie treten nämlich auch am diesjährigen m4music-Festival auf.
Blaenavon hatten es nach der Gute-Laune-Spritze von Parcels etwas schwer. Der Stilwechsel erschien etwas gar hart. Aber auch sie machten eine gute Figur und spielten soliden Indie-Rock mit einem Hauch von The Smiths.
Two Door Cinema Club in alter Frische
Aussergewöhnlicher Start in ein Starkes Set
Normalerweise startet eine Band mit neuem Material in ein Konzert. Frühstens nach zwei bis drei Songs vom aktuellen Album folgt meist ein Klassiker. Die Nordiren überraschten mit einem anderen Konzept. Mit Cigarettes In The Theater legten sie mit dem Opener des Debüt-Albums Tourist History von 2010 los. Sehr zur Begeisterung der Zuschauer. Noch erstaunlicher war nur, dass es so weiter ging. Mit Undercover Martyn, Do You Want It All? und This Is The Life folgten gleich drei weitere Tracks vom Erstling.
Auch Changing Of The Seasons fehlte nicht im Set. Die gleichnamige EP war bis zum aktuellen Album die letzte Veröffentlichung der Band, ein Jahr nach Erscheinung von Beacon. Fast schien es, als wollten Two Door Cinema Club mit der Songauswahl die lange Abwesenheit wieder gut machen. Die LED-Screens, welche ab dem zweiten Song im Einsatz standen, sorgten für ein abwechslungsreiches Lichtspektrum und untermalte die Musik mit stimmigen Animationen.
Mit Gameshow sind Two Door Cinema Club elektronischer und vor allem etwas discolastiger geworden. Das gefällt nicht allen Fans. Aber auch das dritte Album enthält mit Are We Ready? (Wreck) oder Bad Decisions wieder extrem starke Tracks, welche an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen durften. Der gleichnamige Titeltrack des Albums klingt im Gegensatz zu den teilweise etwas zu geschliffenen Disco-Tracks wie eine grossartig-rohe B-Seite. Two Door Cinema Club zeigen sich dort ungewohnt – sogar die sonst so harmonische Stimme von Alex Trimble wirkt darauf härter. Der Song bietet eine erfrischende Abwechlung zu dem, was man bereits kennt.
Alex Trimble auf Tuchfühlung mit dem Zürcher Publikum.
Überraschenderweise schien das Publikum vor allem in den vorderen Bereichen nicht mit der Band zusammen gealtert zu sein. Auffallend junge Fans feierten direkt vor der Bühne die Rückkehr der Nordiren. Gegen Ende des regulären Sets fuhren die Jungs dann noch einmal die grossen Geschütze auf. Das unverkennbare Intro von I Can Talk verwandelte sich in eine wilde Tanzparty. Mit enorm viel Drive schmetterten die Musiker den Hit von der Bühne. Mit Eat That Up, It’s Good For You und Sun verabschiedeten sich Two Door Cinema Club zum ersten Mal. Für zwei Zugaben kehrten sie kurz darauf noch einmal zurück. Auch dabei griffen sie wieder auf die ersten beiden Alben zurück. Mit Someday und What You Know fand das vergleichsweise kurze Konzert bereits nach etwas mehr als 75 Minuten ein Ende. Dafür boten Two Door Cinema Club in dieser Zeit eine Show der Extraklasse und liessen songtechnisch keine Wünsche offen.
Silhouetten vor stimmigen LED-Animationen.
Fazit
Two Door Cinema Club sind und bleiben eine erstklassige Liveband. Mit ihrem unverkennbaren Stil haben sie sich einen Namen gemacht und das funktioniert auch 2017 noch hervorragend. Dass die Formation um Alex Trimble nachwievor ganz oben mitspielt zeigt alleine der Blick auf die Festival-Lineups auf der ganzen Welt. Sie stehen auch diesen Sommer wieder ganz oft weit oben auf dem Programm. Es ist schwierig zu sagen, ob das Konzert genauso gut in der neuen Halle 622 funktioniert hätte. Im X-TRA wurde die Rückkehr der Nordiren jedenfalls gebührend gefeiert.