Circa Waves im Mascotte Zürich:
Glücksgefühle am Sonntagabend

In Reviews by indiespect

Die Weiterentwicklung von Circa Waves

Mit Different Creatures haben die Indie-Rocker aus Liverpool jüngst ihr zweites Album veröffentlicht. Dieses steht dem gefeierten Debüt in Nichts nach. Im Gegenteil hat sich die Band weiterentwickelt und lässt sich nicht mehr nur auf den fröhlichen Indie-Rock reduzieren, den sie noch auf Young Chasers zelebriert haben. Insgesamt ist die Formation um Sänger Kieran Shudall erwachsener und tiefgründiger geworden. Nachdem Circa Waves im November 2015 noch im mittlerweile geschlossenen Kinski zu Gast waren, kehrten sie gestern nach Zürich zurück, um im Mascotte auf der Bühne zu stehen.

Der Sonntag zählt sicherlich nicht zu den beliebtesten Konzerttagen. So überraschte es auch, dass die Engländer mit Naives und INHEAVEN gleich zwei Support-Acts im Gepäck hatten.

Gleich zwei Vorbands für Circa Waves: Naives…

…und INHEAVEN. Beide ebenfalls aus England.

Naives und Inheaven als erfrischender Support

Während der gefällige und groovige Indie-Pop von Naives mit der Zeit etwas eintönig klang, vermochten INHEAVEN auf ganzer Länge zu überzeugen. Mit rockigen Stücken und wechselndem Gesang brachten die Engländer das Mascotte zum Tanzen. Auch die Mitglieder von Circa Waves liessen es sich nicht nehmen, auf dem Balkon ihren Support-Act abzufeiern. Die Konstellation aus weiblicher und männlicher Stimme, gepaart mit den punkigen Stücken, erinnerte oftmals an einer jüngere Version von The Subways. Gerne hätte man der Band noch etwas länger gelauscht, denn einen solch guten Opener sieht man leider viel zu selten.

Circa Waves im Mascotte Zürich

Circa Waves – Kurz und Knackig

Mit Wake Up brettern Circa Waves direkt los. Der Opener von Different Creatures vermag auf dem Studioalbum wie auch live jeden Tanzmuffel in Bewegung zu versetzen. Von Beginn weg zeigt sich die Entwicklung der Liverpooler. Der Sound kommt knackiger und direkter von der Bühne, als noch beim Konzert vor knapp zwei Jahren.

Mit Get Away, Young Chasers und Lost It folgen gleich drei Stücke des Debüts. Natürlich sind auch dies noch immer tolle Tracks, aber es zeigt sich doch, dass die Band sich seit 2015 extrem weiterentwickelt hat. Die Erfahrung der unzähligen Shows auf der ganzen Welt ist bei den neuen Songs deutlich zu spüren. Sie enthalten mehr Tiefe und sind insgesamt abwechslungsreicher.

Guter Blick auf die Bühne. Der Balkon des Mascotte bietet einen tollen Überblick.

Diese Tiefe zeigt sich auch beim folgenden Goodbye. Es treibt, hat eine neue Härte und perfekt getimte Kunstpausen. Nach einem ruhigeren Zwischenteil wird es noch einmal richtig wild und lässt das Publikum auf und ab springen. Die Stimmung ist ausgelassen und friedlich. So sollte sich ein Konzert anfühlen. Mit Fossils wird dem Namen entsprechend noch einmal ein Circa-Waves-Fossil eingestreut, sofern man das bei einer so jungen Band nennen kann. Der Gute-Laune-Pegel wird weiter in die Höhe getrieben. Stuck, mit seiner dominierenden Bassline, erinnert auf der neuen Platte am ehesten an die früheren Stücke der Band. Aber einen solch rotzfrechen Refrain hätten die Jungs aus Liverpool damals wahrscheinlich noch nicht geschrieben.

Mit Out On My Own folgt eine weitere Perle der neusten Veröffentlichung. Eine der ruhigsten Kompositionen der Bandgeschichte eröffnet ein neues musikalisches Spektrum. Die Stimme von Kieran Shudall klingt auch beim langsamsten Stück im Set extrem sicher und vermittelt eine angenehme Wärme. Die Streicher der Studioversion werden im Mascotte einfach ab Band abgespielt, um eine zusätzliche Dramaturgie zu schaffen. Wer kann es der Band verübeln? Extra dafür noch ein kleines Orchester mitzunehmen, wäre etwas zu viel verlangt.

Kieran Shudall beherrscht alle Gesten des Rock’n’Roll.

Das nun folgende Stuck in My Teeth war einer der ersten Songs der Band, der kurz vor dem Festivalsommer 2014 veröffentlicht wurde. Damals hatten sie erst eine Doppelsingle sowie Young Chasers, den Titeltrack des Debüts auf den Markt gebracht. Bereits zu jener Zeit begannen sie mit ihren zahlreichen Festivalauftritten eine stetig wachsende Fangemeinde um sich zu scharen. Groovig präsentiert sich anschliessend Different Creatures, der titelgebende Song des neuen Albums. Kluge Gitarrenriffs und eine spannende Melodie machen dieses Stück aus. A Night On Broken Tiles, welches direkt im Anschluss folgt, ist wohl einer der abwechslungsreichsten und stärksten Songs von Circa Waves. Wenn die Engländer mit dieser Komplexität weiter komponieren, haben sie definitiv das Zeug dazu, irgendwann zu den ganz Grossen zu gehören. Das ältere My Love verkommt danach beinahe zu Füllmaterial. Denn auch darauf folgt ein weiteres Highlight. Fire That Burns ist wiederum ein neues Werk und wird in der Live-Version zum Publikumsliebling.

Mit T-Shirt Weather, dem Stück, das auf keiner Indie-Party fehlen darf, beenden Circa Waves nach einer knappen Stunde ihr Konzert. Nach ihrem schon fast als Showcase anmutenden Konzert im Kinski im Jahr 2015, fand auch dieses Mal das Vergnügen ein ziemlich rasches Ende. Vielleicht gibt es mit Album Nummer 3 dann noch einmal 15 Minuten mehr von Circa Waves auf der Bühne zu hören.

Der Aufforderung des Mitklatschens kam das Publikum im Mascotte gerne nach.

Fazit

Circa Waves und ihre Support-Acts sorgten für den perfekten Sonntagabend. Auch wenn das Konzert der Engländer eher kurz ausgefallen ist, kam jeder Fan auf seine Kosten. Die Entwicklung der Liverpooler ist beachtlich und ohne Frage werden sie auch hierzulande in den nächsten Jahren ein noch grösseres Publikum erreichen. Die Qualität ihrer musikalischen Entwicklung lässt auf Grosses hoffen.