Kraftklub zu Besuch in der Schweiz: Ausverkaufte Premiere in Pratteln
Die Chemnizer Jungs von Kraftklub sind derzeit mit ihrem dritten Album Keine Nacht für Niemand auf Tour. Für ihr einziges Schweizer Konzert in der während des diesjährigen Teils der Tour haben sie sich das Z7 in Pratteln ausgesucht. Dass der Konzerttag dabei auf einen Sonntag fiel, konnte die Fans nicht vom Ticketkauf abhalten. Die Show war restlos ausverkauft. Die Kapazität der Hallen in Deutschland ist trotz Beliebtheit der Band mit dem K hierzulande an den meisten Orten um ein vielfaches grösser. So fasst das Z7 1’500 Besucher während beispielsweise die ausverkaufte Swiss Life Hall in Hamburg Platz für 5’800 Besucher bietet.
Gurr aus Berlin machten den Auftakt für Kraftklub (Foto: Melanie Mandel, Z7)
Die Band mit dem Händchen für Support-Acts
Kraftklub sind selber extrem schnell aufgestiegen und haben sich bei unzähligen Auftritten einen Namen gemacht. Dies haben sie ihren Live-Qualitäten und ihrer Kreativität zu verdanken. Auch bei der Auswahl ihrer Support-Acts haben sie bisher stets ein gutes Händchen bewiesen. So waren bereits mittlerweile bestens bekannte Acts wie Casper, Wanda oder Bilderbuch mit Kraftklub auf Tour. Für die aktuellen Konzerte haben sie sich Gurr mit ins Boot geholt. Die Berliner Band um die Freundinnen Laura Lee und Andreya Casablanca spielt feinsten Garage-Rock und vermag es, das Publikum richtig in Fahrt zu bringen. Am 21. November kehrt die furiose Band für eine eigene Show in die Schweiz zurück. Dann spielen sie im Albani Music Club in Winterthur.
Felix Brummer eröffnet die heilige Messe und wird mit Unterwäsche beschenkt (Foto: Melanie Mandel, Z7)
Die Band mit dem K: Eine Setlist im Sonntagsmodus
Sobald Kraftklub eine Bühne betreten, verfällt ein ganzer Raum schlagartig in einen ausgelassenen Partymodus. Mit Band mit dem K starten die Chemnizer ihre heilige Messe (wie passend an einem Sonntag). Wie in der Predigt geheissen, fliegen im Refrain auch schon die ersten BHs auf die Bühne. Zum Ende des Songs sind es bereits dutzende. Frontmann Felix Brummer bedankt sich für die Unterwäsche-Spende. Man habe auf Tour immer zu wenig dabei und sei doch froh, wenn man mal etwas zum wechseln hat. An Publikumsbeteiligung mangelt es auch an dieser Schweizer Kraftklub-Show nicht. Egal ob bei neuen Tracks wie Fenster oder Eure Mädchen vom Debüt Mit K, es wird lautstark und textsicher mitgesungen.
…und vom Bassisten der Band nicht die Geschwister zu kennen… (Foto: Melanie Mandel, Z7)
Der Name Pratteln dürfte so ziemlich jedem Besucher nach dem Konzert noch in den Ohren gelegen haben, so oft hat ihn Felix Brummer benutzt. Egal ob er nachfragte, wer denn wirklich von dort komme und sich nur eine handvoll Menschen meldete oder ob er von der Empfehlung der befreundeten Band K.I.Z. erzählte – Z7, kann man machen, hätten diese gesagt. Musikalisch boten die Herren in rot einen bunten Querschnitt ihrer bisherigen drei Studioalben. Als dann per Glücksrad ermittelt wurde, welcher Song als nächstes gespielt werden soll, durfte sogar noch ein Fan auf die Bühne. Zur Auswahl standen Irgendeine Nummer, Scheissindiedisko, ein Koversong (stilvoll und konsequent mit K geschrieben) oder eine fünfminütige Raucherpause. Glücklicherweise wurde die Niete nicht gezogen, stattdessen gaben die Cheminzer ihren Indiediko-Klassiker zum besten. Den Backing-Chor übernahm dabei das Publikum gleich selber. Mir einer schön alternierenden Melodie zum Zwischenteil untermalten sie das Stück sehr schön. Auch Brummer bemerkte das erfreut: «Das machen nur die Schweizer, es ist wunderschön!»
Gute Stimmung bis ganz nach hinten (Foto: Melanie Mandel, Z7)
Im Mittelteil durften Gurr noch einmal auf die Bühne kommen, um zusammen mit Kraftklub den Blur-Klassiker Song 2 rauszuschmettern. Fast so exzessiv wie Seven Nation Army von Konzertbesuchern missbraucht wird, wird Song 2 von Bands als Coversong gewählt. Nicht gerade die kreativste Wahl, aber der Track zieht einfach immer wieder. Ihren Freunden Casper und K.I.Z. machten Krafklub mit 500 K Konkurrenz. Den nicht ganz ernst gemeinten Hip-Hop-Song veröffentlichten sie, als sie 500’000 Follower auf Facebook erreichten. Mit Chemie Chemie Ya und Schüsse in die Luft verliessen die Chemnizer bereits nach knapp 80 Minuten die Bühne. Für drei Songs liessen sie sich dann doch noch einmal erweichen. Mit Karl Marx Stadt und den obligaten Randale und Songs für Liam fand ein weiteres schweisstreibendes Kraftklub-Konzert seinen Abschluss.
Fazit
In Zeiten, in denen es das Internet oder besser gesagt Setlist.fm noch nicht gab, wäre der Auftritt der Chemnizer in Pratteln einwandfrei gewesen. Wenn man jedoch dort sieht, dass die anderen Konzerte statt den 16 gespielten, 23 Songs enthielten, dann fühlt man sich schon etwas vor den Kopf gestossen. Klar, der Termin war an einem Sonntag angesetzt. Nichtsdestotrotz war es eine ganz reguläre Show der aktuellen Tour. Hätte man nicht die Vorband etwas früher ansetzen können? Woher die vergleichsweise kurze Auftrittszeit kam, bleibt offen. Bleibt zu hoffen, dass Kraftklub im Februar den Schweizern etwas mehr Zeit schenken werden. Am 28. Februar 2018 spielen sie im Volkshaus in Zürich – an einem Mittwoch.