Calexio in Zürich: Mehr als nur ein Konzert
Zugegeben, ich wurde vom Support-Act ins X-TRA gelockt. Matthew Caws, Sänger von Nada Surf eröffnete den Abend für die Wüsten-Rocker Calexico. Doch am Ende war es die Symbiose und die pure Spielfreude aller Beteiligen, die den Konzertabend zu einem ganz speziellen Erlebnis machten. Die Band um Sänger Joey Burns und Schlagzeuger John Convertino ist fleissig auf Tour und dabei auch immer wieder in der Schweiz zu Gast. Letzten Sonntag brachten sie ihren spannenden Stilmix nach Zürich.
Matthew Caws von Nada Surf
Matthew Caws: Eine Akustik-Gitarre und starke Melodien
Auf Wunsch von Calexico-Mitglied Martin Wenk begleitet Nada-Surf-Sänger Matthew Caws die Band bei drei Konzerten der Tour, nämlich in Fribourg, Zürich und Linz. Mehr Termine sind für den New Yorker nicht möglich, da er derzeit mit seiner Band mit dem Hit-Album Let Go auf Jubiläums-Tour ist. Man darf sich also glücklich schätzen, einen so hochkarätigen Support in seiner Stadt zu haben. Nur ein paar Scheinwerfer und eine Akustik-Gitarre braucht der Sänger, um das Publikum zu verzaubern. Mit Blizzard of ’77 eröffnet er sein Set, das vollständig aus Nada-Surf-Songs besteht. Acht Songs präsentiert er mit glasklarer Stimme und ganz ohne Rückendeckung. Darunter Titel wie Whose Authority, Inside Of Love, See These Bones oder Always Love.
Hochkarätige Begleitband. Calexico unterstützten Matthew Caws bei zwei Nada-Surf-Titeln.
Überraschende Unterstützung für den Nada-Surf-Frontmann
Nach einer halben Stunde sind die meisten Support-Slots zu Ende. So scheint auch Caws bereits die Bühne verlassen zu wollen, als er seine Gitarre behutsam in den Ständer stellt. Doch stattdessen verkündet er mit grosser Freude, dass er Calexico auf der Bühne begrüssen dürfe. Sichtlich stolz gibt er mit tatkräftiger Unterstützung der Headliner mit Animal und Beautiful Beat zwei weitere seiner Songs zum Besten. Man spürt, dass dies für alle Musiker ein spezieller Moment ist, da man nicht oft die Gelegenheit hat, die Bühne zu teilen. Mit einem breiten Grinsen bedankt sich der Sänger bei den Zuschauern und verlässt die Bühne.
Abwechslungsreich und von atemberaubender Qualität: Calexico
Calexio: Ein Chamäleon unter den Bands.
Im Januar veröffentlichten die Mariachi-Rocker aus Tuscon, Arizona mit The Thread That Keeps Us ein abwechslungsreiches neues Album. in Zürich betreten sie mit einem dieser neuen Titel ein zweites Mal die Bühne. Dead in the Water entpuppt sich als perfekter Auftakt. Das Bass-Riff geht in eine vor Coolness strotzende Gitarren-Melodie über, bevor die tiefe Stimme von Joey Burns einsetzt. Hier stimmt einfach alles. Doch nicht nur die Stimme von Burns, sondern die gesamte Band, ist extrem wandelbar. Die sieben Musiker beherrschen allesamt mehrere Instrumente und scheinen im Nu mit jedem davon zu verschmelzen.
Der Sound der Band ist schwierig in Worte zu fassen. Manchmal klingt er wie typischer Indie-Rock, manchmal nach mexikanischem Schlager oder nach Western-Sound à la Tito and Tarantula. Aber immer spürt man dabei die weite Prärie und die karge Landschaft. Nebst der Wandelbarkeit fällt auch die Spielfreude jedes Musikers auf. Sie lachen sich gegenseitig an, applaudieren nach Solo-Parts und wirken dabei trotz schwierigsten Kompositionen niemals wirklich, als wären sie bereits am Limit ihres Könnens.
Ausdrucksstark und sympathisch. Es gibt viel zu sehen auf der Bühne.
Jeder Musiker eine Liga für sich
Wie variabel ie Stimme von Joey Burns ist, beweist er bei Under The Wheels. Hier trägt er die wunderschöne Melodie auf ungeahnten Höhen. Für die spanischen Titel übernimmt Gitarrist Jairo Zavala den Gesang. Mit seiner Sonnenbrille erinnert er zeitweise an Lenny Kravitz. Unbestritten an den meisten Instrumenten im Einsatz ist Martin Wenk. Er spielt nicht nur unglaublich gut Trompete, er ist ein Virtuose am Akkordeon, haut in die Tasten, als wäre es nichts und kann sogar dem freihändig gespielten Theremin perfekt eingesetzte Klänge entlocken. Der Deutsche ist auch das Bindeglied zwischen Nada Surf und Calexico. Er war als Tour-Mitglied mit den Indie-Rockern unterwegs und produzierte ihr Live-Album Peaceful Ghosts. Aber auch das ist dem Berliner noch nicht genug. Er ist in der Live-Band des deutschen Bosse ein wichtiger Bestandteil.
Die Rückkehr von Matthew Caws
Die überraschende Rückkehr im Zugabenblock
Wer einen Matthew Caws bei seinem Konzert dabei hat, muss ihn auch einsetzen. Das haben sich auch Calexcio gedacht. So stösst der bescheidene Musiker nach zwei Stücken im Zugaben-Block wieder zu seinen Freunden auf der Bühne. Zusammen tragen sie ein Cover vom Tom Petty-Klassiker Learning to Fly sowie Alone Again Or von Love vor. Wieder multipliziert sich die Spielfreude der beteiligten Musikern. Für sie scheint es ein ebenso grosses Highlight zu sein, wie es für die Fans ein ganz spezielles Erlebnis ist. Den Abschluss macht die Band aber noch einmal ohne den Nada-Surf-Sänger. Güero Canelo ist auf dem Soundtrack des Films Collateral mit Tom Cruise und Jamie Foxx in den Hauptrollen zu hören. Nach gut zwei Stunden verabschiedet sich die Band vom Zürcher Publikum. Bestimmt hätten sie ohne Probleme noch einmal so lange spielen könnenn
Wenn der Musiker zum Fan wird: Matthew Caws beobachtet seine Freunde von Calexico beim letzten Song.
Fazit
Nicht jeder Song von Calexico gehört in mein musikalisches Spektrum. Aber alleine die Band zu beobachten, ist ein Konzertbesuch wert. Mit welchem Können und welcher Freude sie zwischen den Genres tänzeln, ist einmalig. Auch für Nicht-Mariachi-Fans ist das neue Album The Thread That Keeps Us durchaus hörenswert. Anspiel-Tipps sind dabei Dead in the Water und Under the Wheels. Auch wenn die Band noch so grandios ist, perfekt machte den Abend auch ihr Support. Zusammen holten sie das Maximum aus sich raus und versuchten sich auch gegenseitig zu begeistern. Zürich erlebte einen ganz speziellen Konzertabend.