Phoenix in Zürich:
Farbenprächtiges Disco-Feeling im Volkshaus

In Reviews by indiespect

Phoenix und die Asche

Das Volkshaus ist am gestrigen Abend gut gefüllt, aber nicht voll. Die Galerie wird erst gar nicht geöffnet. Dies liegt wohl eher an den gesalzenen Preisen, als an der Band die spielt. 75 Franken kostet das Ticket, Preise die man sonst eher aus dem Hallenstadion kennt, wo riesige Produktionen für erhöhte Kosten sorgen. Dies stösst vor allem sauer auf, wenn man sieht, dass in Mailand gerade mal 35 Euro für ein Ticket bezahlt werden müssen. Bei einigen Fans sorgt dieser Umstand im Vorfeld für eine gewisse Verstimmung. Abgesehen davon ist die Vorfreude riesig. Denn zwölf lange Jahre ist es her, seit Phoenix eine Clubshow in der Deutschschweiz spielten. Auf eine Vorband wird bei der Rückkehr verzichtet und auch das Bühnenbild ist auf das Wesentliche reduziert. Ganz unscheinbar sieht die Licht-Installation am Bühnenrand aus. Noch.

Farbiger gehts nicht. Phoenix erstrahlen im ganzen Spektrum.

Lichtshow mit Wow-Effekt

Der Konzertbeginn ist auf 20 Uhr festgesetzt. Gut eine Viertelstunde verspätet erklingt das Intro, welches gefühlt noch einmal fünf Minuten dauert. Es ist etwas Unruhe zu spüren, bevor bei den ersten Klängen von J-Boy alles abfällt und der Alltags-Stress von einem Farbenmeer weggespült wird. Im Takt wechseln die Farben, die Thomas Mars und seine Kollegen in immer wieder anderes Licht tauchen. Es ist ein wahrer Augenschmaus. Dass die Musik ungeheuer klar und kraftvoll daher kommt, lässt die Gesichter der Fans noch mehr strahlen.

Wer solche Songs an den Anfang des Sets setzt, der braucht definitiv keine Aufwärmphase. Lasso, Entertainment und Lisztomania zünden das Phoenix-Feuerwerk. Auch die Band scheint den Auftritt trotz nicht ganz vollem Haus sehr zu geniessen. Der immer etwas schüchtern wirkende Thomas Mars hat zwischen den Songs ein Dauergrinsen im Gesicht und bedankt sich überschwänglich bei seinen Fans.

Das markante Rote Mikrofonkabel begleitet Phoenix auch in Zürich.

Thomas Mars geniesst die Publikumsnähe

Nebst der Kernbesetzung bestehend aus Thomas Mars (Gesang), Christian Mazzalai (Gitarre), Laurent Brancowitz (Gitarre) und Deck D’Arcy (Bass), sticht immer wieder Schlagzeuger Thomas Hedlund hervor. Er begleitet die Band auf Tour schon seit vielen Jahren und durch sein energetisches Spiel zieht er immer wieder die Blicke auf sich. Das Grammy-prämierte Album Wolfgang Amadeus Phoenix findet neben dem neusten Werk Ti Amo am meisten Platz im Set der Franzosen. Immer wieder sucht der Frontmann die Nähe des Publikums. Entweder steht er vor der ersten Reihe auf dem Absperrgitter oder er nimmt direkt ein Bad in der Menge. Sichtbar bleibt er dank seines roten Mikrofonkabels immer.

Thomas Mars auf Tuchfühlung mit dem Zürcher Publikum.

Ti Amo, je t’aime, te quiero

Der Applaus nach den Songs ist langanhaltend, kräftig und kommt von Herzen. Die Indie-Pop-Helden haben sich mit ihrem Charme die Zuneigung des Publikums erspielt. Mit Ti Amo bekunden sie in zahlreichen Sprachen ihre Liebe. Auf Armistice folgt mit If I Ever Feel Better ein ultimativer Klassiker. Zur funkig angehauchten Nummer vom Debüt der Band wird ausgelassen getanzt. Nach Rome, einem weiteren Wolfgang Amadeus Phoenix Song verlassen Phoenix bereits nach etwas mehr als einer Stunde die Bühne. 

Der Song Telefono hält, was er verspricht.

Die Telefonleitung steht

Zum Glück ist das Ende noch nicht so nah, wie gedacht. Phoenix lassen sich nicht lange bitten und betreten mit Countdown ein weiteres Mal die Bühne. Durch den Hörer eines rotes Telefons mit Wahlscheibe fragt Thomas Mars seinen imaginären Gesprächspartner, wie es in Hollywood so läuft. Es dient also nicht nur zu Dekorations-Zwecken, sondern wird bei Telefono effektiv als Instrument eingesetzt. Das ausgiebige Zwiegespräch macht Lust auf Eis. Mit Fior di latte wird dieses Bedürfnis befriedigt und Sommer-Feeling hält im Volkshaus Einzug.

Applaus fürs Zürcher Publikum.

Von 1901 zum Crowdsurfing

Einen Titel haben sich Phoenix fast bis zum Schluss aufgespart. 1901 ist seit seiner Veröffentlichung 2009 einer der beliebtesten Songs der Band. Damit sicherten sie sich Auftritte in zahlreichen amerikanischen Late-Night-Shows wie Saturday Night Live oder Live on Letterman. Danach hält den Sänger nichts mehr auf der Bühne. Er lässt sich auf Händen tragen und hält sein Mikrofon dabei mit dem Mund. Anschliessend steckt er es sich in die Hosentasche um sich einen Schluck Bier von einem Fan zu genehmigen. Als er sich wieder zurücktragen lässt, bleiben strahlende Gesichter zurück. Phoenix haben ihre Rückkehr in die Deutschschweiz mit Bravour gemeistert.

Noch einmal auf Händen tragen lassen. Zum Abschluss macht Thomas Mars noch einmal einen Ausflug ins Publikum

Fazit

Phoenix schafften es mit dem ersten Ton die etwas angespannte Stimmung zu lockern. Ticketpreise waren im Nu vergessen und wichen Glücksgefühlen. Die Franzosen überzeugten nicht nur mit einmaligen Songs, sondern auch mit ihrem herzlichen und sympathischen Auftreten. Hoffentlich lassen sie sich nicht wieder zwölf Jahre Zeit, um zurückzukehren.

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