Peter Bjorn and John sind derzeit mit ihrer achten Platte «Darker Days» auf Tour. Zum ersten Mal seit zehn Jahren legen sie dabei einen Stopp in der Schweiz ein. Am Mittwoch spielten sie im Gare de Lion in Wil. Vor dem Soundcheck sprach ich mit Sänger Peter Morén über verschiedenste Themen. Wo kommt heutzutage das Geld her? Wie ist es, ohne Haupt-Schlagzeuger John Eriksson auf Tour zu sein? Was sind die Geheimnisse hinter den Covers der Schwedischen Indie-Pop-Helden?
Peter Bjorn and John sind:
Peter Morén (Gesang, Gitarre)
Björn Yttling (Gesang, Bass)
John Eriksson (Gesang, Schlagzeug)
Indiespect: Auf dieser Tour seid ihr Peter Bjorn and Lars. Lars Skoglund von Shout Out Louds ersetzt John bei den Europa-Konzerten.
Peter Morén: Ja, er springt für John ein. Wir haben auch noch einen anderen Schlagzeuger namens Nino (Keller). Er wird später in diesem Jahr die Amerika-Tour mit uns spielen. Das grossartige ist, dass wir mit beiden schon vor zwölf Jahren gespielt haben, als wir richtig anfingen auf Tour zu gehen. John hatte damals einen Job in einem klassischen Perkussions-Ensemble und konnte während deren Tour nicht frei kriegen. Sie haben ihm nicht erlaubt, mit uns auf die Rock-Tour zu kommen. Wir haben nie geplant, erfolgreich zu werden. Deshalb wussten wir auch nicht, dass wir irgendwann so viel unterwegs sein würden. Diese zwei Jungs waren also die ersten paar Jahre mit uns auf Tour. Das ist super, sie gehören dadurch schon irgendwie zur Familie. Wir bringen als keine völligen Unbekannten mit.
Indiespect: Also fühlt es sich natürlich an, mit ihnen auf der Bühne zu stehen?
Morén: Ja, bei den Live-Auftritten funktioniert das einwandfrei. John ist natürlich noch immer sehr aktiv, wenn wir im Studio sind oder Songs schreiben. Er hat einfach einen schlimmen Tinnitus. 2017 waren wir zuletzt mit ihm auf Tour und er hat richtig schlimme Schwindelanfälle bekommen. Es kann dein Gleichgewichtssinn beschädigen. Im Moment fühlt er sich einfach nicht in der Lage, mit uns Konzerte zu spielen.
Indiespect: Weisst du, ob sich das auch wieder normalisieren kann?
Morén: Ich weiss nicht, es kommt darauf an. Es ist kein Problem für ihn, im Studio Schlagzeug zu spielen. Aber dort ist er in einem kontrollierteren Umfeld. Es wird lauter und wir spielen härter, wenn wir auf der Bühne sind. Wir werden sehen, wie es weitergeht. Natürlich wäre es schön, mit ihm wieder auf Tour zu gehen. Er muss aber auf sich aufpassen. Er wollte auch, dass wir auf Tour gehen, das ist der andere Aspekt. Wir hätten auch nur noch Platten veröffentlichen können, ohne live aufzutreten. Wir wollten aber gerne live spielen und er wollte, dass wir es tun.
Peter Morén, Björn Yttling, John Eriksson (v.l.n.r.)
Indiespect: Es ist zehn Jahre her, seit ihr zuletzt in der Schweiz wart.
Morén: So ist es, verrückt.
Indiespect: Aber ihr habt nicht nur nicht in der Schweiz gespielt, sondern in der ganzen Umgebung. Es gab praktisch keine Shows in Deutschland oder benachbarten Ländern. Woran liegt das?
Morén: Am Anfang versuchten wir überall zu spielen. In den ersten Jahren gingen wir überall hin, wenn uns jemand gefragt hat. Anschliessend wurden wir in Amerika ziemlich populär. Die Touren sind dort immer so lange und es gibt extrem viele Orte, die man besuchen kann. Deshalb haben wir damit begonnen, immer öfter in Amerika aufzutreten. Wir spielten früher auch einiges Festivals in Deutschland. Ich erinnere mich an grosse Festivals wie das Rock am Ring und auch einige der kleineren. Unser Fokus lag aber auf Amerika, auch Latin-Amerika. Wir spielten in Mexiko und solchen Orten. Es ist schwierig alles am laufen zu halten. Wir spielten früher auch oft in Grossbritannien. Wenn du nach ein paar Jahren Pause zurückkehrst, hat dich ein Teil der Leute etwas vergessen. Es ist für uns Fluch und Segen zugleich. Wir haben letzte Woche wieder in England gespielt. Wir sind jetzt definitiv eine kleinere Band, als wir es vor zehn Jahren waren. Aber die Leute, die zu unseren Konzerten kommen, sind wirklich leidenschaftlich. Wir haben ziemliche Hardcore-Fans. Wir sind nirgends riesig, aber wir haben überall Fans.
Wir sind nirgends riesig, aber wir haben überall Fans.Peter Morén, Peter Bjorn and John
Es ist deshalb nicht so leicht zu entscheiden, wo wir hingehen. Aber das Schöne ist, dass wir uns entschieden haben, öfter neue Musik zu veröffentlichen. An Breakin‘ Point, welches 2016 erschienen ist, haben wir vier Jahre lang, mit sechs verschiedenen Produzenten gearbeitet. Wir haben es irgendwie nie abgeschlossen und immer weiter die Songs überarbeitet. Jetzt haben wir das wieder geändert und produzieren uns selbst. Einerseits weil es Spass macht, aber auch aus ökonomischen Gründen. Wir haben realisiert, dass es nicht besser wird, wenn wir mehr Leute ins Boot holen. Es war gut es zu versuchen, man lernt von dieser Erfahrung. Aber jetzt sind wir ziemlich selbstbewusst. Wir haben unser eigenes Studio und können so schneller schreiben und aufnehmen. Du kannst einfach eine EP oder ein Album rausbringen und musst die Tour nicht direkt damit verknüpfen. Dann machst du nicht nach jedem Album eine Pause und erhältst mehr Kontinuität. Wenn wir ein gutes Angebot kriegen, in einem Land zu spielen und wenn wir Zeit haben, können wir es einfach tun. Es kommt nicht wirklich darauf an, ob man ein neues Album hat.
Björn Yttling and Peter Morén im Gare de Lion in Wil.
Indiespect: Ziemlich viele eurer Songs wurde schon im Fernsehen verwendet. «Second Chance» war sogar der Titel-Track der TV-Serie «2 Broke Girls». Ist das für eine Band finanziell attraktiv oder hat es eher einen Promo-Effekt für euch?
Morén: Definitiv. Ich würde sagen, dass diese Syncs, die wir in Filmen oder früher auch in Werbungen hatten, den grössten Teil unseres Einkommens ausmachen. Plattenverkäufe gehen gleich null, aber unsere Lieder werden ziemlich oft gestreamt. Da kommt auch noch etwas Geld rein. Bei einigen Live-Shows verdienen wir etwas, bei anderen verlieren wir. Die Festivals werden normalerweise auch gut bezahlt. Club-Gigs machst du manchmal auch nur, weil du ein Album promoten möchtest oder du irgendwo hingehen willst, um für die Fans zu spielen. Man darf es zwar fast nicht sagen, aber mir gefallen die kleineren Konzerte besser. (lacht) Wir spielen länger und du kannst dein eigenes Ding machen. Aber an einem Festival kannst du dafür vor viel mehr Menschen spielen, es gibt besseres Geld und du kannst dich bekannter machen. Ich würde also sagen: Syncs, Streaming und Festivals – da kommt unser Geld her.
Ich würde sagen, dass diese Syncs, die wir in Filmen oder früher auch in Werbungen hatten, den grössten Teil unseres Einkommens ausmachen.Peter Morén, Peter Bjorn and John
Indiespect: Ich habe die Frage auch gestellt, weil ich bei einem Interview mit Shout Out Louds Adam Olenius und Tad Malmros gefragt habe, wie ihr Song «My Friend And The Ink On His Fingers», der nur auf der skandinavischen Version ihres Debüt-Albums erschienen ist, in einem Film namens «Happythankyoumoreplease» gelandet ist. Sie haben mir dann erzählt, dass sie sich nicht erinnern, überhaupt gefragt geworden zu sein.
Morén: Wow, das ist verrückt. Das kann vielleicht schon passieren. Aber ich denke bei grösseren Produktionen geht alles durch die rechtlichen Kanäle. Bei uns war das zumindest so. Vielleicht hatten wir aber auch einfach Glück. Aber natürlich macht es die Songs ebenfalls bekannter. Es ist zusätzlich ein guter Werbe-Effekt.
«Second Chance» wurde als Titel-Track der TV-Serie «2 broke girls» verwendet.
Indiespect: Dies könnte aber auch denn Effekt haben, dass einige Leute nur diese spezifischen Songs kennen, ohne sich weiter in euer Werk vorzuarbeiten. Habt ihr solche Menschen auch bei euren Konzerten?
Morén: Ich würde sagen, dass die Menschen, die bezahlen um eine unserer eigenen Shows zu sehen, vielleicht nicht alle Alben, aber mehr als unsere Hits kennen. Bei einem Festival gibt es sicher einen Prozentsatz der denkt: oh, lass uns die mal ansehen. Die haben vielleicht erst ein paar Songs gehört.
Indiespect: Euer Album «Writer’s Block» ist in der Schweiz auf Spotify nicht verfügbar. Weisst du warum?
Morén: Weisst du, wann es verschwunden ist? Es war definitiv mal da. Wir hatten das Problem nämlich schon einmal. Viele Menschen aus Latin-Amerika beschweren sich darüber und sogar jemand von Australien hat gesagt, dass es verschwunden ist. Wenn so etwas passiert, liegt das meistens an einem alten Platten-Vertrag. Es gibt dann meistens vertragliche Dinge, die wir klären müssen. Ich weiss es ehrlich gesagt nicht genau, aber ist auf keinen Fall unsere Absicht. In Schweden, dem restlichen Amerika und den meisten anderen Ländern ist es verfügbar.
Sunday morning,
On the bed two half-eaten croissants.
Sunday morning,
We’ll soon be out on the boulevards.Paris 2004 von Peter Bjorn and John
Indiespect: Mit einem der Songs von diesem Album verbinde ich eine persönliche Geschichte. Vor Jahren verschlief ich am Morgen. Als ich aufwachte lief «Paris 2004». Ich dachte: «oh herrlich. Es ist Sonntagmorgen, ich kann den ganzen Tag schlafen.» Aber eigentlich hätte ich schon längst aufstehen und zur Arbeit gehen müssen. Ist es möglich während dem Schreibprozess einem Song solche Stimmungen mitzugeben? Oder ist das alles vom Hörer abhängig?
Morén: Und es war nicht Sonntag, wow! (lacht) Ich glaube nicht, dass man das planen kann. Wenn du wirklich talentiert bist, kannst du versuchen etwas zu beeinflussen. Songs die sich so mit jemandem verbinden, sind of persönliche Lieder. Du kannst universelle Dinge in den Text einbauen. Man verwendet beim Schreiben immer eine Verbindung zu sich selbst und zu Dingen, die du in der Vergangenheit erlebt hast. Das kannst du dann in Geschichten oder Metaphern verwandeln. Einige der Lieder, die sehr direkt sind und wo du über greifbare oder alltägliche Dinge schreibst werden dadurch einnehmend. Ich selbst spüre das, wenn ich einen Song höre, bei dem es um tägliche Dinge wie einen Ort, ein Gericht oder so geht. Es geht nicht nur darum mit Reimen um sich zu werfen. Nicht immer sind die geschmeidigsten Sätze die besten. Das spüre ich manchmal, wenn ich singe. Wenn ich mal einen Text vergesse, denke ich: vielleicht ist der einfach nicht so gut.
Indiespect: Aber dann ist es zu spät, weil er bereits veröffentlicht ist.
Morén: Ja, genau. (lacht)
Peter Morén in Aktion.
Indiespsect: Wenn man sich nicht auf die Texte konzentriert, wirken eure Songs immer ziemlich fröhlich, weil sie so melodisch sind. Aber vor allem auf der neuen Platte, ist das nicht immer der Fall. «Dark Ages» hat zum Beispiel einen ziemlich dunklen Text. Wie wichtig ist es dir, dass die Leute die Aussage eurer Lieder verstehen und sich nicht einfach nur die schönen Melodien anhören?
Morén: Wenn sie nicht auf die Texte hören möchten, stört mich das gar nicht. Ich höre mir auch manchmal Musik an, ohne wirklich darauf zu achten. Oder ich höre mir Musik in Sprachen an, die ich nicht verstehe. Einfach weil es gut klingt. Brasilianische oder Afrikanische Musik oder auch Französische. Ich verstehe die Sprache nicht gut, aber mir gefällt die Musik und der Klang der Stimmen und der Wörter. Es spielt also einerseits wirklich keine Rolle. Aber wenn man sich darauf achtet und richtig zuhört, sollte es einen A-ha-Effekt geben: oh, darum geht es hier. Nicht alle unserer Songs sind so, aber mir gefällt die Kombination von dunklen Texten und einem fröhlichen Song. Oder auch das Gegenteil. Es kann auch ein fröhlicher Text zu einer traurig klingenden Melodie sein. Das ist eine alte Tradition aus der Soul-Musik, oder sogar mancher Beatles-Songs.
Now the dark ages are back
We all spread the disease
Brought us down to our knees
Now the dark ages are backDark Ages von Peter Bjorn and John
Indiespect: Eure neue EP mit dem Titel «EPBJ» wurde am 22. Februar dieses Jahres veröffentlicht. Sie enthält einen Song namens «Darker Days», was gleichzeitig der Titel des neusten Albums ist. War es immer so gedacht, den Song vom Album getrennt rauszubringen?
Morén: Ich glaube nicht, dass wir sicher waren. Das lustige an dieser EP ist, dass alle drin Songs geschrieben wurden, bevor wir das Album Darker Days aufgenommen haben. Wir haben sie nur nie richtig aufgenommen. Wir starteten mit einer Aufnahme zum Song Darker Days, als wir an Breakin‘ Point arbeiteten. Das war eine komplett andere Version, aber mit demselben Text. Wir entschieden uns, den Titel nicht aufs Album zu packen, weil wir mit der Version nicht glücklich waren. Aber der Titel hat uns bereits damals inspiriert. Wir dachten Darker Days ist ein toller Album-Titel. Deshalb nahmen wir das als Startpunkt, um die Songs zu schreiben, welche dann auf dem Album Darker Days landeten. Auch Bones und Saying Goodbye haben wir in der Zeit von Breakin‘ Point geschrieben. Wir haben das Gefühl, dass diese drei Titel sich sehr gut mit dem Album verbinden, auch wenn wir sie etwas später aufgenommen haben. Wir benutzten dieselben Klänge, wie die Orgel und nahmen in den gleichen Räumen auf. Es passt zum Album und ist fast wie eine Zugabe dazu. (lacht)
«EPBJ» enthält drei Balladen und ist die Perfekte Ergänzung zum Album «Darker Days»
Indiespect: Wie unabhängig seit ihr aktuell, wenn es um das Schaffen von neuer Musik geht? Ich habe gelesen, dass ihr euch vor eurem grossen Hit «Young Folks» beinahe aufgelöst hättet. Ist der Druck einen Hit zu schreiben wieder zurückgekehrt, oder könnt ihr noch immer vom riesigen Erfolg des Songs profitieren, sodass ihr weiterhin unabhängig bleibt?
Morén: Ich bin noch immer überrascht, dass wir das tatsächlich hauptberuflich machen können. Wir haben noch Nebenprojekte, aber zumindest für mich bekomme ich durch die Band mein Haupteinkommen. Ich habe niemals gedacht, dass ich das jemals mit Pop-Musik schaffen könnte. Wenn du eine Band am weiterführen willst, musst du Geld reinstecken. Du verschwendest die ganze Zeit viel Geld und anschliessend verdienst du wieder etwas. Das ist Teil des Spiels. Und dieses Spiel geht so, dass man versucht, möglichst wenig Geld zu verlieren, damit du weiterarbeiten kannst und etwas zu Essen auf den Tisch bringst. Weil das bereits eine lange Zeit her ist, haben wir damals sogar noch Platten verkauft. Writer’s Block hat sich physisch weltweit ziemlich gut verkauft. Zusätzlich waren unsere Songs in vielen Werbungen und sonst im Fernsehen. Dadurch haben wir viel Geld damit gemacht. Das ist wirklich eine spannende Frage. Ich glaube, wenn wir nach diesem Album aufgehört, uns nach einer vielleicht dreijährigen Tour aufgelöst hätten, hätten wir wahrscheinlich etwa zehn Jahre davon leben können, ohne etwas zu tun. Aber wer will schon nichts machen? (lacht) Das ist ziemlich langweilig. Es ist ein Geschenk weitermachen zu können und neue Musik zu erschaffen.
«Young Folks» war der Durchbruch in der Karriere von Peter Bjorn and John.
Indiespect: Ihr habt auch ein Label namens INGRID mitbegründet. Wieviel Zeit verbringt ihr mit Label-Arbeit im Vergleich zur Band?
Morén: Ja, wir haben INGRID gegründet. Das ist ein Studio und gleichzeitig ein Label. Aber es ist kein traditionelles Label. Wir hören uns nicht wirklich Demos an oder nehmen Bands unter Vertrag. Es ist mehr ein Projekt, bei dem wir unsere eigenen Dinge rausbringen können. Das beinhaltet unsere Solo-Projekt und Sachen, die wir produzieren. Jetzt auch unser eigenes Album. Wie viel Zeit wir damit verbringen, variiert für jedes Bandmitglied. Wir arbeiten nicht wirklich sinngemäss für INGRID. Björn arbeitet zwar mit dem Studio, weil er Teilhaber ist, aber auf der Label-Seite haben wir Hanna, die auch unsere Tour-Managerin ist und Niklas, unser Manager. Die machen alle praktischen Arbeiten. Aber wenn ich ein an einem Solo-Album arbeite, mache ich alle Dinge dort. Ich nehme die Musik auf, entscheide aber auch, wer das Cover gestaltet oder die Videos macht.
Alle acht Cover von Peter Bjorn and John enthalten drei Hauptelemente. Nur eines der vielen Dogmen der Schweden.
Indiespect: Wenn wir schon von Covers sprechen. Ihr habt immer drei Elemente auf euren Album-Covers, die euch die einzelnen Mitglieder repräsentieren. Arbeitet ihr immer mit demselben Designer?
Morén: Es ist der gleiche seit den letzten drei Platten, für Gimme Some, Breakin’ Point und Darker Days. Ein Typ namens Jonas Torvestig. Wir wollen mit dem Pop-Art-Konzept weiterarbeiten, das er erschaffen hat. Aber auch davor haben wir schon immer drei Elemente verwendet. Bei den ersten beiden Platten, waren es einfach wird drei. Aber dann hatten wir die Wolkenkratzer oder die Tierköpfe. Auf unserem Instrumental-Album, ein seltenes Album namens Seaside Rock, ist es etwas weniger offensichtlich. Da hat es einen Kerl, der einen Stein über das Wasser springen lässt. Dieser erschafft drei Ringe darauf. Das repräsentiert uns. Ich weiss nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber alle unsere Titel bestehen aus zwei Wörtern und jeweils drei Silben. Abgesehen vom ersten Album, das hiess einfach Peter Bjorn and John. Aber bei allen anderen Alben: Falling Out, Writer’s Block, Living Thing, Seaside Rock, Gimme Some, Breakin’ Point und Darker Days. Das ist noch so eine Regel, die wir haben. Ich finde das super, durch diese Dogmen wird es einfacher, etwas abzuschliessen. Wir haben auch schon darüber gesprochen, dass wir nicht noch einmal denselben ersten Buchstaben auf einem anderen Album verwenden möchten. Also schauen wir uns das Alphabet an und denken: das haben wir schon verwenden, das auch. Solche Sachen haben wir auch, wenn es um das Album selbst geht. Bei Breakin‘ Point war genau das Fehlen solcher Dogmen das Problem. Ich mag es wirklich, aber einer der Gründe warum es so lang ging ist, dass wir uns für die Aufnahme keine Grenzen gesetzt haben. Wir konnten einfach alles tun und hatten zu viele Ideen und zu viele Produzenten. Bei Gimme Some hatten wir die Idee, dass wir wieder nur Gitarre, Bass und Schlagzeug verwenden wollten. Bei Living Thing, wahrscheinlich unser experimentellstes Album, hatten wir die schräge Idee ein eigenes Schlagzeug aus verschiedensten Objekten zu bauen und im Studio auf alles zu schlagen, das wir finden konnten. Zusätzlich haben wir statt Tönen nur Rhythmen auf der Gitarre gespielt. Es war sehr experimentell, aber auch dort hatten wir Regeln und Ideen. Bei Writer’s Block gab es auch einige. Eine davon war, dass wir keine Becken vom Schlagzeug verwenden wollten. Wir haben auch dasselbe Schlagzeug-Muster für die ganzen Songs verwendet.
Ich mag es wirklich, aber einer der Gründe warum es so lang ging ist, dass wir uns für die Aufnahme keine Grenzen gesetzt habenPeter Morén, Peter Bjorn and John über «Breakin' Point»
Indiespect: Dasselbe Muster für alle Songs?
Morén: Nein, nein. Einfach innerhalb des Songs. Die ersten zwei Alben waren wahrscheinlich am leichtesten. Am Anfang bist du einfach nur glücklich, die Möglichkeit zu haben, in einem Studio aufzunehmen. Du hast über Jahre viele Songs geschrieben. Du musst nicht so viel nachdenken und versuchst nur einen guten Sound zu finden. Bei Writer’s Block haben wir damit begonnen und Gedanken darüber zu machen, was wir tun möchten. Wir hatten da bereits zwei guten Pop-Alben gemacht und wollten uns in eine etwas andere Richtung entwickeln. Bei unserem neusten Album war es auch wieder ziemlich einfach. Wir haben uns die Songs aufgeteilt. Wir haben zusammen die Grund-Instrumentierung aufgenommen und uns gegenseitig als Session-Musiker verwendet. Es gab also immer nur einen, der entschied, was am Ende auf Album kommt. Früher haben wir uns immer über alles gestritten, über jedes noch so kleine Detail. Natürlich war auch der Titel ein Dogma. Wir hatten Darker Days und dadurch haben wir uns Themen gesucht, die zum Titel passten.
Peter Morén mischt sich unter die Fans.
Indiespect: Ich kann mir vorstellen, dass das nicht für jede Band funktioniert. Die einen fühlen sich dadurch vielleicht weniger frei.
Morén: Aber du must einfach deinen Raum darin finden. Vor allem sind wir drei Leute, die alle Songs schreiben. Wir haben alle ziemlich unterschiedliche Geschmäcker. Deshalb denke ich, dass du es etwas eingrenzen musst. Es klingt noch immer ziemlich vielseitig. Es ist ein Weg, um abschliessen zu können. Das ist gut. (lacht)
Indiespect: Wir haben uns über Covers unterhalten. Wie wichtig sind sie für dich als Hörer? Hat es einen Einfluss, ob du ein Album überhaupt hörst?
Morén: Ich denke das hat es. Artworks sind wirklich wichtig. Das heisst aber nicht, dass ich Platten hassen, nur weil sie ein schlechtes Artwork haben. Die Musik gefällt mir ja trotzdem. Heute, wo viele Menschen Musik streamen, haben sie vielleicht etwas an Wichtigkeit verloren. Aber ich denke, dass unsere einfachen Artworks dort ganz gut funktionieren. Sie sind schlicht, direkt und aufgeräumt. Bei einem grösseren Cover ist es vielleicht schön, etwas mehr Informationen zu haben. Aber ja, mir gefallen gute Artworks sehr. Mein persönlicher Geschmack ist vielleicht etwas weniger prätentiös, als der vom Rest der Band. Ich liebe klassische Alben mit einem guten Foto des Künstlers und einer schönen Schrift. Ich brauche nicht wirklich all diese künstlerischen Dinge, auch wenn diese natürlich ebenfalls gut sind.
Ich liebe klassische Alben mit einem guten Foto des Künstlers und einer schönen SchriftPeter Morén, Peter Bjorn and John
Indiespect: Vielleicht ist es wichtiger, wenn man Vinyl hört.
Morén: Ja, da könnte es sogar darüber entscheiden, ob du es kaufst oder nicht. Ich kaufe mir noch immer Platten, weil ich sie mir gerne zuhause anhöre. Aber man denkt mehr darüber nach. Du hörst dir ein Album erst ein halbes Jahr auf den Streaming-Portalen an und wenn du es wirklich magst, dann kaufst du es. Früher ging ich einfach in den Laden und kaufte es direkt. Das mache ich zwar auch heute noch manchmal, aber oft kaufe ich mir Platten vom Vorjahr, die ich mir die ganze Zeit angehört habe.
Indiespect: Vielen Dank für diese interessanten Antworten.
Morén: Danke dir!