Madsen liegen flach, Cold Reading übernehmen
Schon lange war das Konzert von Madsen in Winterthur im Kalender eingetragen. Mit ihrem siebten Studioalbum Lichtjahre sind die Gebrüder Madsen aktuell auf Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wenige Stunden vor dem Auftritt waren die Musiker noch euphorisch und schrieben auf Facebook, wie sehr sie sich freuen, endlich wieder in der Schweiz zu spielen. Doch etwas mehr als eine Stunde vor Türöffnung folgt die unerwartete Absage.
In unserem Tourbus geht ein fieser Virus um. Es tut uns wirklich sehr leid und wir dachten bis jetzt,
dass wir trotzdem spielen können aber das ist leider nicht möglich.Statement von Madsen zur Absage
Madsen kämpften bereits vor wenigen Wochen mit einer Virusinfektion und mussten mehrere Konzerte in Deutschland absagen. Anders als dort, fällt in Winterthur aber nicht der ganze Abend ins Wasser. Der Schweizer Support-Act Cold Reading erklärt sich bereit, trotzdem aufzutreten. Also öffnet das Salzhaus die Türen und die Bar wie geplant und veranstaltet spontan ein Gratis-Konzert. Einer nicht ganz einfache Aufgabe haben sich Madsen-Schlagzeuger Sascha Madsen und Bassist Niko Maurer angenommen. Die beiden betreten als erste die Bühne, um sich bei den Fans zu entschuldigen. Man habe wirklich bis zur letzten Sekunde gedacht, auftreten zu können. Doch es ginge leider nicht. Sie hätten vielleicht zwei bis drei Songs zu spielen vermocht und hätten danach abbrechen müssen. Man sei auf der Suche nach einem Nachholtermin und extrem dankbar, dass Cold Reading trotzdem auftreten.
Schöne Geste: Zwei Mitglieder von Madsen erklären die Absage persönlich auf der Bühne.
Cold Reading: Das erste Konzert nach über einem Jahr
So hätten sich die Luzerner ihre Rückkehr wohl auch nicht vorgestellt. Zwei Support-Shows mit Madsen (am 12.4. im Salzhaus Winterthur, am 13.4. in der Schüür Luzern) schienen der perfekte Plan für ihr Live-Comback nach über einem Jahr zu sein. Die Band arbeitet derzeit an einem dreiteiligen Konzeptalbum. Part 1: Past Perfect erscheint am 24. Mai, der erste Track, Through The Woods, Pt.1, wurde diesen Dienstag veröffentlicht. Im Zuge dessen haben sich die Luzerner mit Alain Schurter einen weiteren Gitarristen ins Boot geholt. Für ihn ist der Auftritt im Salzhaus das erste Konzert mit Cold Reading überhaupt. Erfreulich viele Menschen haben trotz Absage des Haupt-Acts dennoch den Weg ins Salzhaus gefunden und die Luzerner meistern die schwierige Ausgangslage mit Bravour.
Ganz frisch: Der erste Vorbote zur neuen EP – Through The Woods Pt. 1
Von der einjährigen Pause ist nichts zu spüren bei Cold Reading.
Der Headliner-Slot und seine Tücken
Man spürt nicht, dass die Band schon lange nicht mehr gemeinsam auf der Bühne stand. Der Auftritt wirkt souverän und eingespielt. Ein Problem haben Cold Reading trotzdem: Der Ausfall von Madsen hätte ihnen eine längere Spielzeit bescheren können, doch die Band hat damit nicht gerechnet. Deswegen hat sie lediglich ein kürzeres Support-Set einstudiert. Bei den ausgewählten Songs zeigen sie jedoch ihr Können und schaffen es sogar, enttäuschte Madsen-Fans auf ihre Seite zu ziehen. An diesem Abend läuft alles etwas anders. Der Support-Act verabschiedet sich nach 30 Minuten nicht einfach von der Bühne, um dem Headliner Platz zu machen. Als sich die Musiker nach ihrem letzten Stück vom Publikum verabschieden, werden schnell Zugabe-Rufe laut. Ein sehr schöner Moment, den wohl auch Cold Reading so nicht erwartet hätten.
Cold Reading sind neuerdings zu fünft unterwegs.
Die Qual der Wahl
Neuzugang Alain Schurter betritt als erster wieder die Bühne und bedankt sich für den anhaltenden Applaus. Leider hätten sie nicht mehr Songs im Repertoire, die sie noch spielen könnten. Dafür macht er das Angebot, dass sich die Zuschauer wünschen können, welchen Track sie noch einmal performen sollen. Die Wahl fällt auf Books & Comfort von der EP Sojourner (2017). Jetzt entfesseln die Jungs noch einmal ein neues Level an Energie. Getragen vom Wohlwollen der Madsen-Fans holen sie alles aus sich und ihren Instrumenten raus. Auch beim Licht wird zum Abschluss aus dem Vollen geschöpft. Auch wenn der Abend früher endet als geplant, haben Cold Reading es geschafft, ihn trotz Absage positiv zu gestalten. Das werden Madsen ihnen hoffentlich nicht vergessen.
Für die Zugabe wird nicht nur musikalisch alles rausgeholt – auch der Lichttechniker zeigt noch einmal, was er kann.
Fazit
Cold Reading haben eine eher unangenehme Aufgabe perfekt gemeistert. Sie haben sich nach der Absage von Madsen sofort bereit erklärt, trotzdem aufzutreten, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Sympathisch haben sie ihren ersten Auftritt nach langer Zeit durchgezogen und sich dabei von ihrer besten Seite gezeigt. Ob das Konzert heute Abend in Luzern stattfinden kann, steht noch offen. Es wäre beiden Bands jedoch sehr zu wünschen.