dEUS: Belgische Magie seit 1991
Die Band um Sänger Tom Barman ist seit bald 30 Jahren aktiv. In Antwerpen gegründet, haben sich dEUS mit ihrem abwechslungsreichen und unvergleichlichen Sound eine treue Fangemeinde erspielt und grosse Erfolge gefeiert. So auch mit dem 1999 veröffentlichten Album The Ideal Crash. Zum 20-jährigen Jubiläum bringen die Belgier das Werk auf einer speziellen Tour komplett auf die Bühne. Das Konzept der Jubiläums-Tourneen scheint sich in den letzten Jahren etabliert zu haben. Immer öfter wird von Künstlern ein spezielles Album in den Fokus einer Tour gestellt – eine Win-Win-Situation für Label und Fans. In Brüssel, der Hauptstadt ihres Heimatlandes, sind gleich acht Auftritte im Ancienne Belgique geplant, welches immerhin über eine Kapazität von 2000 Besuchern verfügt. Gestern standen die Alternative-Rock-Legenden aber erst einmal auf der Bühne des X-Tra in Zürich.
Tom Barman mit dEUS in Zürich
You know how it starts, you know how it ends. Not life but ‘The Ideal Crash’
Diese Worte richtet Barman treffenderweise an seine Fans. Der erste Teil des Sets bietet, zumindest im Ablauf, keine Überraschungen. Doch die Performance der Songs von The Ideal Crash ist beeindruckend. Nicht nur an ihren Instrumenten überzeugen dEUS, sondern auch gesanglich. Die raue und gleichzeitig warme Stimme von Tom Barman, aber auch diejenige des Ex-Soulwax-Mitglieds Stephane Misseghers, der seit 2004 bei dEUS hinter dem Schlagzeug sitzt, sorgen für Gänsehaut. Der Gesang des Schlagzeugers sticht mit einer besonderen Klarheit hervor und sorgt für einen harmonischen Gegensatz zu Barman. Bis auf Violinist Klaas Janzoons übernimmt jeder Musiker bei verschiedenen Songs kürzere Gesangs-Parts. Dafür wechselt Janzoons ständig die Instrumente mit einer Virtuosität und Leichtigkeit. Der Multi-Instrumentalist ist neben Barmann das einzige Mitglied, welches seit Beginn der Band mit von der Partie ist.
Die LED-Wand sorgt für stimmige Farbwechsel
dEUS setzten auf Tänzer statt aufwändige Visuals
Die LED-Wand im Rücken von dEUS hüllt die Band in Farbe, in Einklang mit dem ausgewogenen Bühnenlicht. Statt aufwändigen Visuals haben die Belgier eine Gruppe von vier Tänzern dabei. Sie sind immer wieder für die tänzerische Untermalung der Musik verantwortlich. Eine tolle Idee, welche den abwechslungsreichen Kompositionen noch einmal eine neue Komponente verleiht. Tom Barman spricht mehr mit Gesten und Gesichtsausdrücken, als mit Worten. Doch wenn er mal etwas sagt, weiss er wie er für Lacher sorgen kann. So auch, als die Tänzer nach einer Performance die Bühne verlassen. Er schaut ihnen nach und meint mit einem Schmunzeln: Just some people we met on the plane.
dEUS setzen auf Tänzer statt Visuals
Jeder Fan hat seine eigenen Highlights
Dass The Ideal Crash auf viel Fanliebe stösst, ist offensichtlich. Andernfalls hätten sich nicht so viele ein Ticket für das Jubiläumskonzert gekauft. Beim Blick ins bunt gemischte Publikum fällt auf, dass jeder seine ganz persönlichen Favoriten-Songs hat. Verloren in der Musik werden Augen geschlossen oder die Arme in die Höhe gerissen – eine intime Verbindung zwischen Band und dem einzelnen Zuhörer entsteht. Subjektives Highlight ist nebst dem Titelsong The Ideal Crash das immer schneller und intensiver werdende Instant Street. Der Track startet ganz sanft, steigert sich von Minute zu Minute und gipfelt in einem Gewitter aus Bass, Gitarren und Schlagzeug. Mit dem psychedelischen Dream Sequence #1 runden dEUS den The Ideal Crash-Teil des Sets in einer musikalischen Traumwelt ab.
Multi-Instrumentalist Klaas Janzoons wechselt seine Instrumente im Minutentakt
Das unerschöpfliche Klangspektrum von dEUS
Für ihre erste Zugabe haben die Belgier den französischen Song Quattre Mains gewählt. Die Bass-Stimme von Barman wirkt im Sprechgesang der Verse noch tiefer als sonst, dafür singt er im Refrain höher als gewohnt. Bei Fell Off The Floor, Man nehmen dEUS noch einmal eine Kehrtwende vor. Sie scheinen an der Funk-Nummer sichtlich Spass zu haben. Mit schrägen Harmonien sowie wilden Tempo- und Rhythmuswechseln gehen sie hierbei ans Werk. Der Entstehungsprozess eines solchen Tracks wäre interessant mitzuerleben, denn das Stück wirkt in positivem Sinne wie eine bunt zusammengewürfelte Collage aus verschiedenen Klangfetzen aus unterschiedlichen Welten. Melodischer wird es zum Abschluss mit Nothing Really Ends, eine der ruhigsten Nummern von dEUS. Mit anhaltendem Applaus lassen sich die Musiker für Roses, ein Stück von 1996, noch ein letztes Mal auf die Bühne locken. Im Anschluss nimmt sich die Band am Merchandise-Tisch Zeit für Fotos, Unterschriften und Gespräche mit ihren Fans. Eine menschlich nahbare Band, trotz eigenem, scheinbar grenzenlosen Musik-Kosmos.
Nahbar: Deus nehmen sich nach dem Konzert viel Zeit für ihre Fans
Fazit
dEUS haben eine unvergleichliche Mischung und sind extrem vielseitig. Auch knapp 30 Jahre nach ihrer Gründung strahlen die Belgier eine gewaltige Spielfreude aus und scheinen auch kreativ noch lange nicht am Ende zu sein. Die Jubiläumstour ist nur ein weiterer Meilenstein der Erfolgsgeschichte.