Black Honey im Kater: Kleine, aber intensive Zürich-Premiere

In Reviews by indiespect

Black Honey: Schrill, kreativ und cineastisch

Sie klingen, als würden sie direkt einem Tarantino-Soundtrack entspringen. Black Honey aus Brighton sind derzeit mit ihrem Western angehauchten Indie-Rock auf Eroberungsfeldzug neuer Fan-Herzen. Dies gelingt ihnen mit ihrem Debutalbum im Gepäck hervorragend. So spielen Black Honey bereits Slots an grossen Festivals wie Rock Werchter oder dem Southside und Hurricane Festival. Im November 2017 hätte ihr erster Auftritt in Zürich, als Support von Royal Blood auf dem Programm gestanden. Doch die beiden Jungs von Royal Blood und grosse Teile ihrer Crew hatten sich am Vorabend in Mailand mit schlechten Austern den Magen verdorben, weswegen das Konzert kurzfristig ins Wasser fiel. Noch wenige Stunden zuvor war man optimistisch gewesen. Das damalige Interview mit Black Honey gibt es hier.

Black Honey

Black Honey aus Brighton bei ihrer Zürcher Live-Premiere im KATER

Der lange Weg nach Zürich

Bei Black Honey dauert alles etwas länger. Das selbstbetitelte Debüt ist erst im September 2018 auf den Markt gekommen, nachdem mehrere Jahre immer wieder einzelne Songs veröffentlicht worden sind. Die Band wollte es erst mit der Öffentlichkeit teilen, sobald sie genügend Leute erreichen konnten und sie selbst komplett zufrieden damit waren. Das Warten hat sich gelohnt, was auch die immer grösser und voller werdenden Konzerte zeigen. In der Schweiz dauern solche Entwicklungen immer etwas länger. Deswegen und weil die Temperaturen für viele Tage nicht unter 30 Grad sanken, spielten Black Honey am Freitag nicht wie geplant im Exil, sondern im KATER – einer Bar für Rockfans. Dieser Umstand entpuppt sich im Verlauf des Abends als Glücksfall, denn vor allem Frontfrau Izzy B. Philipps sorgt mit ihrer Performance für ein unvergessliches Konzerterlebnis.

Black Honey

Nutzt den gesamten Raum für ihre Performance: Izzy B. Phillips

Coyote Ugly trifft From Dusk Till Dawn

Die Musiker spielen aus Platzgründen nach hinten versetzt auf der Bühne. Die Sängerin hat ihr Mikrofon davor platziert und ist so auf einer Ebene mit den Fans. Doch auch das ist ihr bald nicht intensiv genug. Sie klettert auf die Bar und räkelt sich lasziv wie damals Piper Perabo in Coyote Ugly oder Salma Hayek in From Dusk Till Dawn, wobei der zweite Vergleich musikalisch wohl eher passt. Mit Songs wie I Only Hurt The Ones I Love oder Spinning Wheel hätten Black Honey problemlos anstelle von Tito & Tarantula in From Dusk Till Dawn’s Titty Twister Club auftreten können. Izzy B. Philipps nutzt die Intimität des Raums und sucht sich wie eine Katze Dinge,  mit welchen sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. So schiebt sie mal ganz sanft mit dem Gitarrenhals eine Wasserflasche aus Glas immer näher an den Rand der Bar, bis sie schliesslich runterfällt. Mit der Reaktionsgeschwindigkeit eines weiblichen Gastes, welche die Flasche souverän auffängt, hatte sie wohl nicht gerechnet. Sie erhält dafür ein anerkennendes Kopfnicken und nach dem Song einen Handschlag mit den Worten: Respect for saving the bottle.

Sie mögen es schrill: Black Honey mit ihrem neusten Clip «I Don’t Ever Wanna Love»

Kaum ist der Barkeeper kurz im Lager verschwunden, nutzt Philipps die Gelegenheit und tänzelt mit verschwörerischem Blick mitsamt ihrer Gitarre hinter den Tresen. Bei der Rückkehr des Mitarbeiters steht sie längst wieder ganz unschuldig an ihrem Platz und freut sich über ihren unbemerkten Ausflug.

Songs, die auf die grosse Bühne drängen

Black Honey schaffen es sogar im intimen Rahmen zu vermitteln, wie gross ihre Songs sind. Titel wie I Don’t Ever Wanna Love, All My Pride, Bad Friends oder Hello Today sind für die ganz grossen Bühnen gemacht. Der Mix aus Garbage, Gwen Stefani und der Tarantino-Essenz machen Black Honey zu einem ausgesprochen abwechslungsreichen Act mit viel Potenzial.

Black Honey

Auch Lampen sind nicht sicher vor der wilden Frontfrau.

Fazit

Die Band aus Brighton hat es nicht leicht, in Zürich Fuss zu fassen. Erst wird ihre Support-Show wenige Stunden vor Beginn abgesagt und beim Ersatzdatum können sie nicht dabei sein. Danach spielen sie in der heissesten Woche seit 2015 und parallel zu Veranstaltungen wie dem Openair St. Gallen oder dem Albani Fest. Trotzdem liefern Izzy B. Philipps und ihre Jungs von Black Honey einen eindrucksvollen Auftritt ab und das wird sich rumsprechen. Black Honey besitzen das Talent und die Performance um ganz gross zu werden.