Balthazar: Auch nach einem Jahr ist «Fever» noch ein Publikumsmagnet
Veröffentlicht wurde das vierte Album von Balthazar bereits am 25. Januar 2019. Knapp einen Monat später präsentierten die Belgier die frischen Songs im ausverkauften Plaza in Zürich. Dass Fever auch nachhaltig begeistert, beweist der Besucheransturm auf das gestrige Konzert im Kaufleuten. Ziemlich genau nach einem Jahr kehrten die Jungs nach Zürich zurück und füllten den legendären Klubsaal scheinbar mit Leichtigkeit.
100% Coolness: Balthazar im Kaufleuten Zürich
Auftakt mit Live-Premiere von «Halfway»
Noch wenige Stunden vor Konzertbeginn haben Balthazar überraschend einen neuen Track namens Halfway veröffentlicht. Dieser Umstand sorgt dafür, dass die Belgier in Zürich diesen direkt an den Anfang des Sets stellen und im Kaufleuten die Live-Premiere feiern. Nach dem unerwarteten und erfrischenden Einstieg kommt mit The Boatman direkt das Debütalbum zum Zug. Dass Applause dieses Jahr bereits 10 Jahre alt wird, hört man den Kompositionen nicht an. Sie haben nicht an Groove verloren.
Die beiden Sänger: Jinte Deprez und Maarten Devoldere
Die Wiedervereinigung ist abgeschlossen
Nach beschreiten von Solopfaden mit Warhaus und J. Bernardt sind Maarten Devoldere und Jinte Deprez mit ihrer Stammband wieder zu einer Einheit verschmolzen. Dazu gehört auch der neueste Zugang Tijs Delbeke. Der vielseitig einsetzbare Musiker hat sich mittlerweile bei der Live-Umsetzung der Balthazar-Songs unverzichtbar gemacht. Einzelne Mitglieder hervorzuheben, würde den übrigen nicht gerecht werden. Jeder trägt mit seinem musikalischen Einsatz einen wichtigen Teil zum unverkennbaren Sound bei. Wenn Simon Casier mit seinem Bass am Bühnenrand die spektakulären Bass-Lines mit einer belgischen Coolness raushaut, wirkt er selbst wie ein Frontmann und alle Blicke richten sich auf ihn.
Kann auch mit Rasseln: Maarten Devoldere
«Fever» dominiert die Setlist
Noch auffallender als im Februar 2019 dominieren die Tracks von Fever den Abend. Das verhältnismässig kurze Set, welches am Ende 13 Songs aufweist, enthält neun Kompositionen vom neusten Werk. Das Album bietet aber in sich selbst genügend Abwechslung, sodass nie Langeweile aufkommt. Balthazar lassen sich für ihre einzelnen Stücke Zeit und kosten sie voll aus. Da ist es egal ob Jinte Deprez zusammen mit Maarten Devoldere Wrong Vibration oder alleine Wrong Faces anstimmt. Bei letzterem steht der Bass im Zentrum, beim erstgenannten ist es die reduzierte Instrumentierung, die den seltenen gemeinsamen Hauptgesang der beiden Frontmänner trägt. Durchaus gibt es gewisse Parallelen zum Auftritt im Plaza. So ist der ruhigste Moment des Abends ebenfalls das schleichende Phone Number, der frühere Schluss-Track Blood Like Wine wird in die Mitte gesetzt und bei Changes sucht Devoldere den Weg ins Publikum. Dieser Ausflug dauert allerdings kürzer als beim ersten Zürcher Fever-Konzert.
Jinte Deprez‘ Mikrofon ist in perfektem Einklang mit der Lichtshow.
Talent, Energie und Stil: Die Magie von Balthazar
Während vier neuen Kompositionen zeigen die Belgier all ihre Facetten. Das samtene von Deprez’ Stimme klingt genauso einmalig wie das rauchige bei Devoldere. Balthazar sind ein Gesamtkunstwerk aus Gesang und vielschichtiger Instrumentierung. In allen Farben zeichnen sie dieses beeindruckende Bild, egal ob die Tracks I’m Never Gonna Let You Down Again, Changes, Fever oder Entertainment heissen. Bei Entertainment, dem Schlussstück des regulären Sets werden alle Zutaten zusammengemischt und es entsteht die perfekte Balthazar-Symbiose.
Ein unerwarteter Instrumententausch: Schlagzeuger Michiel Balcaen am Saxophon.
Die Schlagzeugstöcke mit dem Saxophon getauscht
Es ist ein ungewohnter Anblick, als für die Zugabe Schlagzeuger Michiel Balcaen plötzlich mit einem Saxophon im Scheinwerferlicht steht. Ganz alleine leitet er so You’re So Real ein, bevor seine Mitmusiker dazustossen. Als er wieder seinen Stammplatz einnimmt, setzen die Belgier mit Grapefruit und Bunker den stimmigen musikalischen Schlusspunkt.
Seine Stimme ist wie ein guter Whisky: Maarten Devoldere
Fazit
Balthazar haben sich über die Jahre eine unverkennbare Identität erschaffen. Diese lebt einerseits von der Instrumentierung und andererseits von der Mischung zweier komplett unterschiedlicher Stimmen. Das Set hätte gut noch einige Songs mehr vertragen, aber die Belgier können auch in knapp 75 Minuten dafür sorgen, dass die Besucher den Wunsch verspüren, sie bei ihrem nächsten Auftritt in Zürich wieder live zu erleben.