Rezension:
Johnossi – Torch // Flame

In Album-Tipps by indiespect

Thees Uhlmann
  1. Hot Thoughts
  2. Longer the Wait, Harder the Fall
  3. Torch // Flame
  4. The Beat
  5. Echoes
  6. Heavens (Then We Begin)
  7. In Your Eye
  8. CCCcowboys
  9. Sleepin‘ In

Künstler: Johnossi

Album-Titel: Torch // Flame

VÖ: 28.02.2020

10/10

Johnossi machen es zum sechsten Mal. Auch mit ihrem jüngsten Werk «Torch // Flame» haben die Schweden wieder ein wunderbares Album veröffentlicht. John Engelbert und Oskar «Ossi» Bonde» stehen seit Erscheinen ihres Debüts «Johnossi» im Jahr 2005 für eingängigen Indie-Rock, der gleichermassen von Engelberts rauer Stimme, seinen Riffs und Ossis wilden Schlagzeugspiel lebt. Seit sie 2013 für ihr viertes Album «Transitions» Keyboarder Mattias Franzén ins Boot geholt haben, ist ihre DNA noch erweitert worden, ohne dabei die Essenz zu verlieren.

«Torch // Flame»: Indie-Rock mit brennender Fackel

Seit 15 Jahren ist das Schwedische Duo Johnossi für unverkennbaren Indie-Rock verantwortlich. Egal wo das Genre jeweils gerade stand, die Schweden haben bei jeder Veröffentlichung abgeliefert. Auf der Bühne ist ihre unbändige Energie am stärksten sichtbar, doch John Engelbert und Ossi Bonde schaffen es auch, sie mit ihren Studioalben zu transportieren. Am Anfang waren die beiden noch roher, lauter und wütender. Was braucht man mehr, wenn man eine Stimme wie die von Johnund einen Schlagzeuger wie Ossi hat? Eigentlich nichts. Dennoch haben sich die beiden nicht verschlossen und neue Einflüsse zugelassen. Den stärksten Einschnitt gab es mit Veröffentlichung des vierten Albums Transitions (2013). Mit der Einbindung von Keyboard-Parts haben die Schweden sich selbst eine neue Tür geöffnet. Auch wenn Johnossi nach wie vor als Duo gelten, ist Keyboarder Mattias Franzén seither das inoffizielle dritte Mitglied der Band. Dieser Funke setzte die Fackel namens Johnossi auch auf Torch // Flame erneut in Brand.

Track by Track

Mit einem Kann melden sich Johnossi nach drei Jahren zurück. Hot Thoughts ist der Opener mit Zündkraft. Hier vereinen die Schweden all ihre Stärken und lassen das Wohnzimmer erbeben. Ein treibendes Schlagzeug, wilde Riffs und die unverkennbare Stimme von John Engelbert treiben jedem Fan Freudentränen in die Augen.

Das Haupt-Riff zu Longer The Wait, Harder The Fall ist in der Schweiz entstanden, nämlich im Backstage des Openair St. Gallen 2018. Das schrieb die Band auf ihren Social-Media-Kanälen. Da darf sich das Festival im Sittertobel durchaus geadelt fühlen. Immerhin war die Hynme der erste neue Song nach Veröffentlichung des letzten Albums Blood Jungle (2017)

Der Titeltrack Torch // Flame ist der ruhigste Song auf dem gleichnamigen Album. Ein melancholischer Text mit Nostalgie und Verbundenheit trifft auf eine traumhafte Klaviermelodie. Eine solche Komposition ist für Johnossi erst seit dem Einstieg von Mattias Franzén an den Tasten möglich.

You’ll be the torch I am the flame
Depended on the wind from yesterday
And I don’t even know their names
A pile of men for nature to eraseTorch // Flame, Johnossi

Nach einem ruhigen Einstieg brechen im Refrain von The Beat die alten Johnossi aus. Wie zu Zeiten von Songs wie Execution Song oderParty With My Pain schreit sich John Engelbert die Seele aus dem Leib, wenn er singt Hey boy / Hey girl / Don’t fuck around.

Echoes hätte sich auch wunderbar auf Blood Jungle (2017) integriert. Es ist melodisch und alles klingt etwas sanfter. Das Schlagzeug hält sich zurück und die Stimme von John wird nicht bis zum äussersten ausgereizt. Damit ist Echoes die frische Brise, welche die Flamme von Torch // Flame leicht umweht.

Mit jedem Mal hören wird Heavens (Then We Begin) stärker. Er hebt die folkige Seite von Johnossi hervor. Über die Strophe baut sich der Track immer weiter auf, bis er im Refrain komplett ausbricht. Hier setzen die Schweden all ihre Instrumente in Perfektion ein, wobei keins dominiert. Hier möchte man die Anlage bis zum Anschlag aufdrehen und sich in der Musik verlieren. Das dazugehörige Video untermalt den Song perfekt. Ihr findet es am Ende des Beitrags.

Waste it all for nothing
Or live my life for something
When the time is right then we begin
Then we beginHeavens (Then We Begin), Johnossi

Ein einsames Riff, dass sich zweimal wiederholt, bevor Oskar Bonde seine Drumsticks auspackt. Dadurch wird bei In Your Eye Energie erzeugt. Es ist ein Track der klassischen Sorte. Ein verzerrtes Gitarrensolo in der Mitte und mit treibenden Drums  voranschreitend – so lernte man Johnossi kennen und lieben.

Mit CCCcowboys öffnet die Band eine bisher unbekannte Schublade. Noch nie hat die Stimme von John Engelbert bei ihrem Einsatz so tief und samtig geklungen wie hier. Ein grosser Wow-Moment nach einem wilden Schlagzeugintro. Man ist sich bis zum Einsetzen der Bridge nicht einmal ganz sicher, wer hier am Gesang ist, eine so andere Klangfarbe hat der Sänger. Man darf sich vom eher trashigen Songtitel nicht täuschen lassen, in CCCcowboys steckt sehr viel Spannendes drin.

Abschlusstracks versprühen oft einen ganz eigenen Vibe. So ist es auch bei Sleepin‘ In. Als würde man am Ende eines Films im Kopf noch einmal durchgehen, was alles unglaubliches passiert ist, während bereits der Abspann läuft. Mit der sanften Instrumentierung haben Johnossi das perfekte Ende zum wilden Ritt namens Torch // Flame geschrieben.

Fazit

Auf ihrem sechsten Album haben Johnossi alles richtig gemacht. Torch // Flame bündelt alles, was die Band ausmacht. Es hat Stellen, die an die Anfangszeiten erinnern – unbekümmert und roh. Aber es trägt auch die opulenten Stücke in sich, welche seit Transitions immer häufiger wurden. Durch die Mischung wirkt das neuste Werk noch einmal harmonischer und stärker als sein Vorgänger Blood Jungle. Wie immer schaffen es die Schweden, dass die Platte zudem mit jedem Durchlauf besser und besser wird.

Johnossi in der Schweiz

Mit ihrem neuen Album sind Johnossi auch für ein Konzert in der Schweiz zu Gast. Nachdem der geplante Auftritt am 23. März aufgrund der Coronakrise verschoben werden musste, findet die Show neu am Dienstag, den 6. April 2021, im Mascotte Zürich statt. Zu diesem Anlass gibt es 2×2 Tickets zu gewinnen.

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