Interview mit Aiko: Der Tanz geht Hand in Hand mit der Musik.

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Aiko hat ihren musikalischen Stil im Dark-Pop gefunden. Aus Tschechien kommend, zog die Künstlerin nach London, um die dortige Szene kennenzulernen und Musik zu studieren. Sie hat gerade die Single «Power» veröffentlicht und arbeitet derzeit an einem neuen Song mit Steven Ansell, dem Schlagzeuger des Brightoner Indie-Duos Blood Red Shoes, als Produzent. In diesem Artikel stellt die Sängerin sich und ihren bisherigen musikalischen Werdegang vor.

Die Geschichte hinter dem Musikvideo zu «Power»

Mehr über die aktuelle Single Power und das dazugehörige Musikvideo könnt ihr hier lesen. Es sticht sofort ins Auge, dass Aikos Videos sehr cineastisch aussehen. Dass damit viel Arbeit und Kosten verbunden sind, versteht sich von selbst.

Ja, es ist kostspielig. Aber wenn wir ein Musikvideo drehen, ist meine Einstellung: Wenn du es machst, dann mach es gut.

Auch die Drehorte sind alles andere als gewöhnlich. Es ist gar nicht so einfach, eine Drehgenehmigung für einen spektakulären Ort wie den im neuesten Video zu bekommen. Manchmal braucht es einfach ein bisschen Glück.

Normalerweise sind sie ausgebucht und wählen aus, welche Leute sie tatsächlich zum Filmen nehmen. Wir hatten ziemliches Glück, eine Genehmigung von zu bekommen. Der Ort, an dem wir gefilmt haben, heisst Gabriel Loci. Die Location tauchte einfach als Werbung in den Insta-Stories auf. Das war ziemlich lustig und ich dachte: Ja, das ist genau, was ich will.

Aiko

Das Musikvideo zu «Power» wurde an einem Ort namens Gabriel Loci in Tschechien gedreht.

Für mich geht der Tanz Hand in Hand mit der Musik. Das harmoniert einfach so gut.
Aiko

Neben der Musik ist ein weiteres wichtiges Element der Tanz. Wenn man die beeindruckenden Bewegungen sieht, geht man davon aus, dass die Sängerin eine professionelle Tanzausbildung genossen hat.

Ähm... nein. (lacht). Keine professionelle Ausbildung, aber ich besuche Tanzkurse. Ich mache seit 3,5 Jahren Pole Dance. Und vor kurzem habe ich mit zeitgenössischem Tanz angefangen. Für mich geht der Tanz Hand in Hand mit der Musik. Das harmoniert einfach so gut.

Der musikalische Werdegang

Aber fangen wir ein bisschen früher an. Wie ist die Sängerin überhaupt zur Musik gekommen? Schon in früher Kindheit verspürte Alena, wie Aiko mit bürgerlichem Namen heisst, den Wunsch, Musik zu machen. In ihrer Familie gab es keine Musiker, also übernahm sie die Vorreiterrolle. Sie nahm Gesangsunterricht und lernte später Gitarre zu spielen, um sich beim Singen von Coversongs zu begleiten. Anstatt eine Band zu gründen oder kleine Auftritte zu absolvieren, erstellte sie Videos für YouTube und nahm an einem Casting der tschechischen Ausgabe von SuperStar teil, wo sie es bis ins Halbfinale schaffte. Das war im Jahr 2015.

Manche Leute sind sehr scharf darauf, ins Fernsehen zu gehen. Ich habe die Sendung eigentlich nie gesehen. Aber ich dachte: Lass es uns versuchen. Und es hat auch irgendwie geklappt. Es war tatsächlich einer meiner ersten Live-Auftritte – ziemlich lustig. Mir wurde klar, dass ich wirklich in dieser Branche sein will, und das war der erste Anstoss, meine eigene Musik zu machen und Vollgas zu geben. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber abgesehen davon war es einfach eine nette TV-Erfahrung.

Man kann sich gut vorstellen, wie nervös ein Teenager sein muss, der plötzlich live im Fernsehen vor einer Jury steht.

Interessanterweise fühlte ich mich eigentlich gar nicht so nervös. Ich bin manchmal vor Auftritten ein bisschen nervös, aber im Moment, in dem ich auf die Bühne komme und anfange zu performen, geniesse ich es.

Bevor sie zu Aiko wurde. Alena Shirmanova bei SuperStar 2015.

Danach begann Alena, ihre ersten eigenen Songs zu schreiben. Aber auch dies tat sie vorerst für sich selbst. Neben dem Songwriting beschäftigte sie sich in dieser Zeit zum ersten Mal mit dem Thema Produktion und was es braucht, um Musik zu veröffentlichen. Inspirieren liess sie sich dabei vor allem von den damals populären Alternative-Acts.
Ich mag Aurora sehr. Ich liebe ihren Gesangsstil und die Produktion. Ich liebe die Band Jungle und war eigentlich schon lange ein Fan von Marilyn Manson. Ich liebe Black Honey, Florence + The Machine, The Neighborhood und Arctic Monkeys. Das ganze alternative Zeug, das vor etwa fünf Jahren mal angesagt war. Ich stecke immer noch in dieser Phase fest.
Ich geniesse Ortswechsel und sie sind sehr inspirierend für mich.
Aiko
In einem Interview mit Moths and Giraffes erwähnte Aiko, dass sie es liebt, immer wieder an verschiedenen Orten zu leben. Für sie ist das Unterwegssein eine Quelle der Inspiration.

Ich habe in Moskau gelebt, ich habe an einigen Orten in Tschechien und in London gelebt. Aber was ich hauptsächlich meinte, war, dass ich einfach gerne unterwegs bin. Einfach von einem Ort zum anderen zu ziehen. Das bedeutet, dass ich viel reise, wenn es nicht gerade Coronazeiten sind. Ich geniesse Ortswechsel und sie sind sehr inspirierend für mich. Bei mir hängt auch die Produktivität davon ab, was wirklich seltsam ist. Ich bin produktiver, wenn ich ständig an einem neuen Ort bin.

Die Reise zur Quelle der Trends

Ähnlich wie in der Schweiz kommen Trends aus England erst mit fünfjähriger Verzögerung in Tschechien an. Hinzu kommt, dass gerade Musik in tschechischer Sprache im eigenen Land beliebt ist. Da Aiko schon immer im Ausland Musik machen wollte, war es naheliegend, nach England zu gehen. Um an der Quelle zu sein und einen Vorwand zu haben, nach London zu ziehen, begann sie ein Musikstudium in Englands Hauptstadt. Mittlerweile hat sie zwei Manager – einen in England und einen in Tschechien. Über wöchentliche Skype-Konferenzen werden weitere Karriereschritte geplant. Durch diese Kanäle hat sich ein spannender Kontakt ergeben. Im Juli will Aiko einen Track veröffentlichen, der von Steven Ansell, dem Schlagzeuger des Indie-Duos Blood Red Shoes aus Brighton, produziert wurde.

Aiko arbeitet derzeit mit dem Blood Red Shoes-Schlagzeuger Steven Ansell zusammen.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Die junge Künstlerin ist sehr produktiv und hält die Dinge am Laufen. Im Juli 2020 veröffentlichte Aiko Expiration Date, ihr Debütalbum. Im März liess sie den bereits erwähnten Song Power hören. Neben der Single in Kooperation mit Ansell stehen in diesem Jahr weitere Veröffentlichungen an.

Im Moment sind wir dabei, Singles zu planen. Die nächste sollte im Mai kommen. Etwas, das ich auch gerne machen würde, istgegen Ende 2021, Anfang 2022 eine EP zu veröffentlichen.

Aiko

Aiko veröffentlichte ihr Debütalbum «Expiration Date» im Juli 2020.

© Tatjana Rüegsegger
Kürzlich war Aiko zu Gast in einer tschechischen Radiosendung. Dafür wurde sie gebeten, eine Playlist zu kuratieren, die aus Singles besteht, die sie inspirieren. Diese Tracks, die (bis auf einen) von Frauen gesungen werden, offenbaren weitere Einflüsse und lassen in ihrer Mischung eine spannende musikalische Zukunft für Aiko selbst erahnen. Ihr eigener Song Power fügt sich wunderbar in diese starken Kompositionen ein.

FKA Twigs – Don't judge me

Kimbra – Top of the world

Aurora – Churchyard

Black Honey – Disinfect

Wolf Alice – The Last Man on Earth

Судно - Molchat Doma

Aiko – Power

Halesy – Nightmare

Joji – Sanctuary