Foals im ausverkauften X-Tra Zürich: Funk im Herzen, Punk in der Seele

In Reviews by indiespect

Foals veröffentlichen im Juni ihr neues Album «Life is Yours». Aufgenommen hat es die Band aus Oxford während den COVID-Restriktionen, es klingt jedoch wie der Sommer danach. Die Engländer haben mit ihrer Upbeat-Platte ein glückliches Händchen in Sachen Timing bewiesen. Diese positive Energie liessen sie am Mittwoch im ausverkauften X-Tra mit ihrer puren Live-Gewalt verschmelzen

Life Is Yours: Ein Puzzle fügt sich zusammen

Noch nie haben Foals mit so vielen kreativen Partnern zusammengearbeitet wie für ihr kommendes Album. Verschiedene Produzenten, Studios und Mixer klingen erst einmal nicht nach einer Veröffentlichung aus einem Guss. Doch genau das ist Life Is Yours geworden. Einige Songs davon gibt es auch schon im X-Tra zu hören. Im ausverkauften Konzertsaal herrschen bei Showbeginn Temperaturen am Siedepunkt.

Foals

Er ist nicht der einzige, der schwitzt: Foals-Sänger Yannis Philippakis

Ein kraftvolles Song-Trio zum Start

Wake Me Up, The Runner und Mountain At My Gates markieren den Start in ein musikalisches Ereignis in Foals-Manier. Bereits diese drei Tracks bieten einen guten Querschnitt durch verschiedene Phasen der Band. Die funkigen Gitarren zeigen den neuen Pfad von Life Is Yours auf, im Kontrast zu den catchy Bass-Hooks und den schneidenden Gitarren von The Runner oder der hymnischen Kraft von Mountain At My Gates. Allen Track gemeinsam ist die unglaublich präzise und kraftvolle Stimme von Yannis Philippakis.

I'm walking through a dream
I'm walking through the finest place I've ever seen
Hey man, won't you wake me up?
Said, hey, man, won't you wake me up?

Wake Me Up, Foals
Foals

Geboren für die Bühne: Foals in Zürich.

2am: Der Wolf im Schafspelz

Die perfekte Symbiose aus Upbeat und Melancholie bietet 2am. Einer der poppigsten Songs des Trios vereint eine fröhliche Melodie mit einem Text über Gefühle der Isolation inmitten einer Menschenmasse. Es ist einer der prägendsten Songs der neuen Foals-Ära. Einige Fans scheinen mit dieser Richtung noch Berührungsängste zu haben, während andere direkt eintauchen und sich dem Funk hingeben.

It's 2:00 a.m. and I've gone and lost my friends
But I can't sleep alone again
No, I can't sleep alone, I just wanna go home
And it's 2:00 a.m. again

2am, Foals

Ganz zu den Anfängen geht es erstmals mit Olympic Airways vom Debütalbum Antidotes (2008). Damals dominierte noch der klassische Indie-Rock. Über sämtliche Kompositionen verbindet die Foals aber auf der Bühne ein Faktor – der Hang zu ausgelassenen Instrumental-Jams. Es scheint fast so, als würde die Band dadurch ihr Energie-Level hochschrauben.

Foals

Jimmy Smith an der Gitarre und Jack Bevan am Schlagzeug.

Jimmy Smith's Workout an den Tasten

Man wähnt sich direkt an einer Indie-Party sobald My Number erklingt. Es ist nicht der einzige Foals-Song, der gerne auf dem Plattenteller landet, aber sicher einer derjenigen, der die grösste Rotation an Indie-Partys aufweist. Gitarrist Jimmy Smith ist auf dieser Tour stärker am Keyboard gefragt als je zuvor. Für den Musiker ist es ein Workout und eine Challenge, auch dabei cool auszusehen.

You don't have my number
We don't need each other now
And we don't need the city
The creed or the culture now
My Number, Foals

Je länger der Abend dauert, desto grösser werden die Moshpits vor der Bühne. Wer bei Foals direkt vor der Bühne stehen möchte, der muss eine gute Portion Live-Erfahrung mitbringen, um nicht von einer ungeahnten Welle an Euphorie überrollt zu werden. Auch Sänger Yannis Phlippakis scheint mindestens so gerne Teil von dieser Masse sein zu wollen, wie er auf der Bühne steht. Zum Ende des Sets peitscht ihn die Zugabe What Went Down richtig an.

Yannis Philippakis

Der Inbegriff einer Rampensau: Yannis Philippakis

Rock'n'Roll à la Philippakis

Der Foals-Frontmann sucht sich seinen Weg zur Bar direkt neben der Bühne. Mit seiner Gitarre in der einen Hand, kippt er mit der anderen einen Shot nach dem anderen, während seine Bandkollegen ihre Instrumente auf Höchstleistung malträtieren. Mit Two Steps, Twice bildet ein weiterer Antidotes-Klassiker das schweisstreibende Ende dieser Lehrstunde in Indie-Ekstase. Es scheint als hätten Foals während der letzten zwei Jahre ihre Energie gebunkert, um sie auf dieser Tour zu entfesseln.

Thats one step one step two step
Thats two steps two steps speed bikes
Thats one step one step two step
Thats two step dance step speed bikes

Two Steps, Twice, Foals
Foals

Moshpits, Shots und laute Gitarren – das sind Foals

Fazit

Foals begeben sich mit Life Is Yours musikalische auf eine neue Reise. Noch nie haben sie so fröhlich und poppig geklungen. Sie wollen mit ihrem Album der Stimmung der letzten Jahre entgegen wirken. Anstatt eine nachdenkliche Corona-Platte zu veröffentlichen, fangen sie das Gefühl der Freiheit ein, das sich alle zurückgewünscht haben. Im Mix mit ihren früheren Indie-Meisterwerken fügt sich das Live zu einer Party zusammen, die zwangsläufig in Ekstase enden muss.