Zürich Openair 2022:
Der Eröffnungsabend mit Arctic Monkeys als Headliner

In Reviews by indiespect

Für Arctic Monkeys wird beim 10. Zürich Openair der rote Teppich ausgerollt und das Festival zur Jubiläumsausgabe um einen Extra-Tag verlängert. Am Eröffnungstag spielten nebst der Band von Alex Turner auch James Blake, Glass Animals, Sigrid, Sea Girls und Annie Taylor. Da blieb beim Wechsel zwischen Tent- und Mainstage kaum eine Verschnaufpause. Die letzte Phase der Festivalsaison 2022 wurde mit sommerlichen Temperaturen eingeläutet.

Annie Taylor: Für die Zürcher Band schliesst sich am ZOA der Kreis

Dass für Annie Taylor der Auftritt am Zürich Openair ein ganz besonderer ist, verkündete die Band am Tag zuvor in ihren Stories. Hier hat nämlich Sängerin Gini Jungi 2015 Wolf Alice auf der Bühne erlebt und ihre Bestimmung vor Augen gesehen. Band gründen, Konzerte spielen und am Zürich Openair auftreten. Sieben Jahre später wird dieser Traum Realität und die umtriebigen Annie Taylor stehen auf statt nur vor der Bühne. Ihren Job als Kindergärtnerin hat Jungi mittlerweile an den Nagel gehängt und ist nun Vollzeit-Rockstar. Diese Rolle steht ihr ausgezeichnet und bei den wilden Gesichtsausdrücken hätten die Kinder früher oder später sowieso Angst bekommen. Das Zelt füllt sich während des ersten Auftritts des Festivals schon beachtlich, was um diese Uhrzeit alles andere als selbstverständlich ist. Dies ist als Gütesiegel für Annie Taylor anzusehen.

Annie Taylor

Gini Jungi: Das Zentrum und Rock-Raubtier von Annie Taylor

Sea Girls: Erster Auftritt an der Zürcher Sonne

Im April schnupperten Sea Girls zum ersten Mal Zürcher Clubluft. Als Support für Giant Rooks gaben sie ihre Premiere im X-Tra. Bei ihrem zweiten Auftritt kommen die Londoner aus ganz anderen Gründen ins Schwitzen. Die Sonne knallt bei ihrem Auftritt mit aller Kraft auf die Bühne. Sänger Henry Camamile hätte Ende August wohl eher mit herbstlichen Temperaturen gerechnet, nur so lässt sich erklären warum er trotz schweissgebadetem Gesicht einen Cardigan trägt. 

Sea Girls

Sea Girls: Mit Cardigan in der Zürcher Spätsommer-Sonne.

Sigrid: Eine Pop-Stimme mit Starpotenzial

Man hat unmittelbar das Gefühl, dass man diese Stimme kennen müsste, auch wenn man Sigrid zum ersten Mal hört. Die norwegische Sängerin und ihre Band klingen so auf den Punkt, selbstbewusst und kraftvoll, dass die Starqualität auf magische Weise in der Luft liegt. Spürbar ist die Freude an ihren eigenen Kompositionen bei jeder Bewegung und jedem Strahlen. Es scheint kaum vorstellbar, dass wir von der Norwegerin in näherer Zukunft nicht noch viel mehr hören werden. Alles liegt auf dem Serviertablett da, nur die Aufmerksamkeit der grossen Öffentlichkeit noch nicht ganz.

Sigrid

Sigrid: Der Pop-Star von morgen?

Glass Animals: Der Ananas noch nicht ganz abgeschworen

Nebst Feuerwerk und Fackeln erschien auf der Liste der verbotenen Gegenstände des Reading Festivals plötzlich etwas, das man dort so nicht erwartet. 2017 schien die Ananas von der hübschen Frucht zur gefährlichen Waffe geworden zu sein. Grund dafür waren die Fans von Glass Animals, die ihrer Band zu Ehren die Südfrucht in grossem Stil mit an die Konzerte brachten. Auslöser war, dass Glass Animals diese in einer Songzeile von Pork Soda besingen und auch visuell immer wieder darauf zurückgegriffen haben. Mittlerweile ist dieser Trend etwas abgeflacht, doch die Engländer möchten sich auch 2022 nicht komplett trennen. So hat die Rassel noch immer die Form einer Ananas und auch eine echte Frucht wird vom Sänger in die Luft gestreckt. So ist es auch wenig verwunderlich, dass Fans mit einer auf eine Stange aufgespiessten Ananas von der Band, bei deren ersten Schweizer Auftritt in sechs Jahren, besondere Aufmerksamkeit geschenkt bekommen.

Glass Animals

Glass Animals: Auch wenn eine Orange auf dem Schlagzeug prangt, der heimliche Star ist noch immer die Ananas

Arctic Monkeys: Die grösste Indieband der welt

An Coolness hat es dem Indie-Wunderkind Alex Turner noch nie gefehlt. Mit nur 16 Jahren gründete er die Arctic Monkeys und schuf legendäre Kompositionen des Genres. Kaum eine andere Band hat die abflachende Indie-Welle so gut überstanden wie die Formation aus Sheffield. Während andere Vertreter dieser Zeit langsam in Vergessenheit gerieten, wurden Arctic Monkeys immer grösser und erfanden sich spätestens mit dem Album AM (2013) neu. Die optische Coolness hat sich damals in einem ganz eigenen Sound mit mehr Groove manifestiert.

Do I wanna know? If this feelin' flows both ways?
Sad to see you go Was sorta hopin' that you'd stay
Baby, we both know, that the nights were mainly made
For sayin' things that you can't say tomorrow day

Do I Wanna know, Arctic Monkeys
Arctic Monkeys

Alex Turner: Das Mastermind von Arctic Monkeys

Schon wieder eine Live-Premiere fürs Zürich Openair

Bereits bei ihrem letzten Auftritt am Zürich Openair im Jahr 2013 feierten zwei Songs der Arctic Monkeys Live-Premiere, namentlich Arabella und Why'd you only call me when you're high. 
Bei der diesjährigen Ausgabe hat die Formation um Alex Turner sogar noch ein grösseres Geschenk dabei. Waren die beiden Tracks vor neun Jahren bereits als Studioversion veröffentlicht, so präsentieren die Engländer eine sogar noch unveröffentlichte Komposition. Sie trägt den Titel I Ain’t Quite Where I Think I Am und knüpft da an, wo Tranquility Base Hotel & Casino (2018) aufgehört hat. Der grundsätzlich eher wortkarge Turner hat auch diese Premier mit keiner Ansage angekündigt, noch grösser ist deswegen die Überraschung. Aus dem Nichts kommt auch die heutige Ankündigung des siebten Albums The Car, welches bereits am 21. Oktober 2022 erscheint.

Arctic Monkeys

Arctic Monkeys am Zürich Openair 2022

Fazit

Das Programm am diesjährigen Zürich Openair ist sehr weit gefächert, für manche vielleicht sogar zu weit. Aber der Eröffnungstag ist mit den Acts wunderbar abgerundet. Mit ihrem exklusiven Auftritt und der Live-Premiere eines neuen Songs machten Arctic Monkeys dabei dem Festival wie schon neun Jahre zuvor ein ganz besonderes Geschenk.