Royal Republic sind für die Bühne gemacht. Die Aura der Schweden zischt wie ein Blitz durch den Raum und die Band bewegt sich im Beat der Fan-Herzen. Dabei ist es ganz egal, ob sie Metallica covert oder ihren ganz eigenen Beitrag zur 80s-Nostalgie leistet. Sänger Adam Grahn bringt es im X-Tra Zürich auf den Punkt: Royal Republic – confusing people since 2007. Diese Herren lassen sich noch so gerne in jede Genre-Schublade stecken, sie finden in jeder etwas, das ihnen steht.
Royal Republic: Wenn Coolness aus jeder Pore strömt
Weisse Chucks, schwarze Lederjacke und eine Perlenkette – fertig ist der Inbegriff von Rock'n'Roll. Royal Republic sehen nicht nur aus wie Rockstars aus dem Bilderbuch, sie klingen auch so. Vorsichtiges Abtasten brauchen weder die Schweden noch das Publikum. Mit einem Kopfsprung stürzen sich alle in den Rock-Ozean, sobald die Band den Opener Fireman & Dancer anstimmt. Dass es derselbe Einstieg ist, wie bereits bei ihrem letzten Zürcher Club-Konzert im Dynamo 2019, liegt daran, dass Club Majesty (2019) noch immer das aktuelle Album ist. Auch wenn aktuell kein fünftes Studioalbum in Sicht ist, hat die Formation um Sänger Adam Grahn nicht verlernt, wie man eine neue Hymne schreibt. Der titelgebende Song der RATA-TATA-Tour steht den früheren Hits in nichts nach. Spätestens als dieser durch den Raum knallt, tanzen alle im Einklang.
I, I wanna move to the beat of your heartYou know the beat goes on and on I wanna move to the beat of your heart I wanna dance to the beat of your
Per Andreasson: Die Drum-Machine von Royal Republic
Eine Band, die gleichzeitig Wildheit und Ruhe ausstrahlt
So laut und breitbeinig Royal Republic auch auftreten, so auffallend ist es, welche Ruhe die Schweden im selben Moment ausstrahlen. Die vier Musiker werfen sich in jede erdenkliche Rocker-Pose und nehmen sich dabei keine Sekunde zu ernst. Es geht um den puren Genuss und die Freude am Erzeugen magischer Live-Energie. Wer zum Hemd und der Lederjacke eine Perlenkette um den Hals trägt, der hat jedes vermeintliche Korsett einer Rockband gesprengt.
Dress up for loveI'm coming from above I keep my motor clean Look up - below All systems go Full steam spacemachine
Eines haben die Songs gemeinsam, sie handeln praktisch alle vom Tanzen oder der Liebe. Wer Royal Republic umschreiben müsste, ohne einmal den Bandnamen zu nennen, kommt nicht ohne die Begriffe Dancer und Lover aus. Der Vorteil eines ausbleibenden neuen Albums ist, dass die Band keine einzelne Platte bewerben muss. In den letzten drei Jahren hat die Formation drei Singles veröffentlicht. Das verhältnismässig neue Back from the Dead fügt sich nahtlos an den Dauerbrenner wie Full Steam Spacemachine oder All Because Of You an.
Das perfekte Bühnenbild für Royal Republic
Wenn das Licht und ein Blitz die Band erweitern
Nicht nur auf ihre persönliche Erscheinung legen Royal Republic wert, auch das Stage-Design sitzt. Der Backdrop mit dem an GTA angelehnten Band-Schriftzug wird von einem LED-Blitz durchzogen, der Per Andreasson am Schlagzeug in den Mittelpunkt rückt. Bei anderen Bands sind die Drummer versteckt und sitzen oft im dunkeln, hier wird mit einem überdimensionierten Blitz auf den Musiker mit seinen donnernden Beats gezeigt. Auch die Farbgebung des Lichts ist hervorragend auf die einzelnen Songs abgestimmt. Dem Lichttechniker gebührt ein grosses Kompliment.
Eine B-Stage für die royalen Besucher
Ein Hauch von Royal Republic & The Nosebreakers
Zur Mitte des Abends suchen sich die weissen Chucks den Weg auf eine B-Stage, die beim Mischpult aufgebaut ist. Adam Grahn packt seine Stand-Up-Qualitäten aus und erzählt er eine leicht fiktionalisierte Bandhistorie. So meint er beispielsweise, dass Royal Republic nunmehr seit 14 Jahren bestehen, er aber selbst noch immer 22 Jahre alt sei. Er habe mit neun Jahren zum ersten Mal mit seinen Bandkollegen auf der Bühne gestanden. Auch wenn das rechnerisch und optisch nicht ganz aufgeht, ist es dennoch eine schöne Vorstellung. Auf ihrer improvisierten Bühne spielt die Band die beiden Songs Boomerang und Addictive in einer reduzierten Aktustik-Version. Dies erinnert an das glorreiche Coveralbum (bestehend aus alternativen Counry-Varianten eigener Songs), welches sie unter dem Namen Royal Republic & The Nosebreakers im Jahr 2013 veröffentlicht und auf Tour gebracht hatten.
I'm addic dic dic dic dicted to youI'm addic dic dicted You're addicted to me So ridiculously I'm addic dic dicted to you
Hannes Irengård: Der am wenigsten schlechte Tänzer der Band
Der Soundtrack für Top Gun 3 ist gesichert
Take My Breath Away war vorgestern. Sollte es nach Top Gun: Maverick noch einen dritten Teil der Reihe geben, muss Anna-Leigh der Titeltrack werden. Der 80s-Vibe erfüllt diesen Track durch und durch. Man kann sich direkt vorstellen, wie zu diesen Klängen Tom Cruise in seinem Jet durch die Lüfte heizt. Bevor dieser Song jedoch das reguläre Set beschliesst, bekommt das Zürcher Publikum mit Underwear und Tommy-Gun noch zwei Royal-Republic-Urgesteine auf die Ohren.
Think about it every night and day
Find it in your heart and you'll find a way Oh, won't you let me love thee Anna-Leigh Keep it comin' 'til the break of dawn I'm trying to keep it cool, but the heat is on Oh, won't you let me love thee Anna-Leigh
Der Heilige Gral: Das Selfie-Shirt von Royal Republic
Was man an einem Showtag noch machen kann, ausser im Backstage zu sitzen
© David James Swanson
Ihren regulären Merchandise-Stand haben die Schweden natürlich auch dabei. Aber was Adam Grahn gegen Ende des Konzertes präsentiert, ist ein Unikat. Gemeinsam mit Bassist Jonas Almén hat er gleich um die Ecke ein Shirt mit einem Selfie bedrucken lassen, das die beiden kurz zuvor aufgenommen haben. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Der Sänger ziert sich zurecht noch ein wenig, das Shirt einfach in die Menge zu werfen. Zu gross ist dieses Geschenk für eine einzelne Person. Deswegen überlegt er, es in einzelne Fetzen zu zerreissen und wie ein Rock-Jesus gerecht unter seinen Jüngern zu verteilen.
So that's why you've got to tryYou got to breath and have some fun Though I'm not paid, I play this game And I won't stop until I'm done
Grahn bittet um etwas Bedenkzeit. Während dieser kommt der fantastische Support-Act, das Rock-Duo Ko Ko Mo aus Frankreich, erneut auf die Bühne. Gemeinsam geben sie eine energiegeladene Version des Lenny-Kravitz-Klassikers Are You Gonna Go My Way zum Besten. Premiere feierte diese Kollaboration vor wenigen Wochen in der populären französischen Fernsehsendung Taratata.
Royal Republic gemeinsam mit Ko Ko Mo bei Taratata
Adam Grahn verwandelt sich von Lenny Kravitz zu James Hetfield und Lemmy Kilmister
Die Band hat Cover-Blut geleckt und bringt auch Snippets von Metallicas Battery und Ace of Spades von Motörhead auf die Bühne. Royal Republic sollten dringend eine Spezialtour mit zwei Sets einplanen. Erst können sie die Fans mit ihren eigenen Tracks beglücken und im späteren Verlauf des Abends ein Cover nach dem anderen raushauen. Die grossen Gitarrenkracher stehen der Band nämlich ausgezeichnet. Ganz zum Ende dieser Donnerstags-Party steht noch einmal eine Komposition aus dem Hause Royal Republic auf dem Programm. Baby markiert den krönenden Abschluss eines ausgelassenen Abends. Anschliessend verabschieden sich die Schweden minutenlang zu den Klängen von Gangta's Paradies, des kürzlich verstorbenen Rappers Coolio. Nebst Drumsticks und Setlisten wird nun doch auch das unbezahlbare Shirt nach einem gemeinsamen Countdown in die Massen der Fans geworfen.
So sieht Zufriedenheit auf beiden Seiten aus: Royal Republic in Zürich.
Fazit
Royal Republic sind eine Band, die nie enttäuscht. Scheinbar spielend gelingt ihnen, was andere Bands krampfhaft und händeringend versuchen. Durch ihre scheinbar unendliche Energie, ihre sympathische Art und die musikalisch ansteckenden Songs, animieren die Schweden ihre Fans vom ersten bis zum letzten Ton, Teil eines grösseren Ganzen zu sein. Das ist ein Fest für die Augen und die Ohren. Hoffentlich nutzen die Musiker die frisch getankte Live-Energie um nun doch endlich ein neues Album zu veröffentlichen. Bei aller Freude über ein ausgewogenes Set, es wird langsam wieder Zeit.