Heute erscheint mit «Never Let Me Go» das zweite Studioalbum von Sam Himself. In weniger als drei Wochen startet die dazugehörige Tour im Zürcher Papiersaal. Grund genug, in den Tagen vor dem Release kräftig die Werbetrommel zu rühren. Am Montag ist die PR-Woche in der Region Winterthur/Schaffhausen gestartet. So war die Radioreise in den Schweizer Norden vor und neben den Mikrofonen.
Station 1: Radio Top Winterthur (15.30 Uhr)
Zum ersten PR-Termin reist Sam mit dem Zug an. Er hat die 8 Stunden Autofahrt vom ESNS (Eurosonic Noorderslag in Groningen, Niederlande) noch in den Knochen und sich deshalb für eine gemütlichere Reisevariante entschieden. Am Conference- und Showcase-Festival war der Basler, um neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu vertiefen. Der Sänger trifft auf die Minute pünktlich beim Radio Top in Winterthur ein. Hier wartet Jasmin Barbiero auf ihn. Während es für Sam das erste Interview des Tages ist, wird es für Jasmin das letzte der Top-Ära. Nach 10 Jahren beim Winterthurer Radiosender zieht es sie per Anfang März zum SRF 3.
Sam Himself bei Radio Top in Winterthur
Während das Debütalbum «Power Ballads» (VÖ: 10/2021) noch von Melancholie geprägt war, spürt man auf dem Nachfolger eine deutlich optimistischere Energie. Bei seiner Musik lässt der Künstler die Fans ungefiltert an seiner Gefühlswelt teilhaben. Im Gespräch spricht Samuel Köchlin über seine Musik ehrlich und offen, während Fragen zu seiner Person (vor allem zum Alter) oft mit einer fantasievollen Geschichte ausgeschmückt werden, die sich bei derselben Fragestellung jedes Mal ändert. Ganz der Profi liegt Sam Himself's Gibson-Gitarre bereits zu seinen Füssen. Wer würde nein sagen, wenn sich die Möglichkeit bietet, einen neuen Song live zu hören. An diesem kalten Montagnachmittag hat sich der Wahl-New-Yorker Heartland ausgesucht. Der achte Track von Never Let Me Go startet mit einem Pfeif-Intro, das im Kopf noch lange nachhallt.
So viel zeit Muss sein: Ein Abstecher zum ersten Besuch am Rheinfall
Feierabendverkehr und der erste Besuch am Rheinfall
Die Reise geht weiter nach Schaffhausen. PR-Verantwortlicher Alain von Young & Aspiring ist mit dem Auto aus Luzern angereist und so nimmt der Musiker für die zweite Etappe dankbar auf der Rückbank Platz, während die Gitarre im geräumigen Kofferraum verstaut wird. Dass dieser später noch ausgereizt wird, ahnt noch niemand. Der Soundtrack für den kurzen Roadtrip könnte kaum passender sein. Live Drugs, das Livealbum von The War On Drugs weist durchaus Parallelen zum sympathischen Sam Himself auf. Seine beiden Alben hat der Basler im Strange Weather Studio von Daniel Schlett in New York aufgenommen. Himself's zweiter Beatle arbeitet ebenfalls mit The War On Drugs. Dass der Feierabend in den Büros näherrückt, spürt man auf der Strasse. Der Verkehr wird stockender, doch der Zeitplan ist grosszügig bemessen. Sogar so sehr, dass spontan die Stimme im Navi ignoriert und der Tafel Richtung Rheinfall gefolgt wird. Für Sam ist es der erste Besuch bei einem der grössten Wasserfälle Europas. Nebst dem Matterhorn ist er eines der bekanntesten Wahrzeichen der Schweiz. Das Horu hatte der King of Tears zumindest schon gesehen, als er anlässlich des Zermatt Unplugged 2022 während drei Tagen im und um das Dorf auftrat.
Station 2: Radio Rasa, Schaffhausen (17.30 Uhr)
Wer zum Radio Rasa möchte, bahnt sich seinen Weg durch ein riesiges, ehemaliges Fabrikgebäude. Im dritten Stockwerk befinden sich die Büros sowie das Studio mit dem auffallend modernen Equipment. Mit Jule Ertl hatte Sam über die Jahre bereits zwei Telefoninterviews, doch es ist das erste persönliche Treffen der beiden. Nachdem in Winterthur noch Mineralwasser die Stimme geölt hat, ist es nun ein kühles Quöllfrisch. Das Gespräch startet nicht mit Musik, sondern mit Fragen zum Thema Religion. Dazu findet aktuell eine Themenwoche statt. Es ist spannend, welche differenzierten Ansichten der nicht gläubige Sam Himself zur Religion hat. Es scheint, als hätte sich der Musiker nicht zum ersten Mal damit beschäftigt. Auch die Erfahrungen in seiner Wahlheimat Amerika haben dazu beigetragen. Dort ist Religion Teil der nationalen Identität und des politischen Denkens – sowohl im positiven, als auch im negativen Sinn. Ganz unchristlich ist Sam's Fähigkeit ein Lieblingskind vom neuen Album zu wählen. Auch wenn diese regelmässig wechseln, ist es aktuell My Great Escape – und Heartland. Da Pfeifen Freude macht, wird auch bei Rasa zweiteres präsentiert. Zwar ist der Sänger immer selbstkritisch mit seiner Performance, aber die akustisch reduzierte Version trägt eine kraftvolle Magie in sich. Er wünscht sich dennoch einen zweiten Durchlauf, bei welchem er mit Jule im Duett pfeift. Ein erstes Featuring mit Sam Himself für die Radiomoderatorin.
Shopping am Promotag: Der Farfisa-Vorfall
Bei einer Promo-Tour als Musiker geht es generell darum, das musikalische Schaffen oder eine allfällige Tour zu bewerben, damit die Leute das Album und/oder Konzerttickets kaufen. Ganz offensichtlich kann man aber schnell vom Verkäufer zum Käufer werden. Während der Verabschiedung bleibt Sam unvermittelt stehen und ist schockverliebt. Mitten im Raum steht eine Farfisa-Orgel. Der Besitzer ist schnell gefunden und das Objekt der Begierde steht tatsächlich zum Verkauf. Ohne grosses Handeln wird ein äusserst fairer Preis genannt – gekauft! Das dominierende Instrument für Album Nummer drei scheint gefunden. Fabrikgebäude sei Dank gibt es einen Warenlift. Doch auch so schleppt der blonde Musiker das gefühlt 70 Kilo schwere Instrument durch die langen Gänge. Weil er mit dem ÖV unterwegs ist und aufgrund der Promo-Woche im Anschluss nach Chur statt nachhause reist, wird das Instrument in Schaffhausen zwischengelagert und bei seinem Auftritt am 17. Februar in der Kammgarn abgeholt.
Station 3: Radio Munot, Schaffhausen (19.45 Uhr)
Die letzte Station des Tages ist mit dem Radio Munot die grössere Schwester von Radio Rasa. Hier wird seit Februar 2021 die Sendung Offstream ausgestrahlt, eine Indie-Sendung abseits des Mainstreams. Die einstündige Live-Sendung läuft jeden zweiten Montag und wird and diesem Abend von Ronja Bollinger moderiert. Auch sie wechselt bald zum SRF, das scheint ein Muster bei Moderatorinnen zu sein. Die Live-Situation verändert das Gespräch. Zwar kann man Plaudern, während Musik läuft, doch muss stets die Zeit im Blick bleiben. In dieser Sendung darf Sam bestimmen, welche seiner Songs gespielt werden. Er entscheidet sich für Deep Cuts, welche noch nicht als Single erschienen sind. Im Radio Munot werden so viele rote Gesprächsfäden gespannt, dass sie sich irgendwann in einem Knäuel verwickeln und die humoristische Seite von Sam Himself stärker zum Tragen kommt. Natürlich werden auch musikalische Fragen beantwortet, aber es geht in gleichen Teilen um Anglizismen (Wortkreation: Samism), Lehnwörter oder unnötig komplizierte Verlosungen. Zum Gewinn soll entweder ein Pfeif-Tutorial oder eine ausführliche Rezension des Albums eingeschickt werden. Zwischen all dem Klamauk schliesst sich ein Kreis, wenn Sam zu singen beginnt. Musikalisch möchte er ernsthaft sein und den Fans das Herz zerreissen. Daneben sucht er die Balance, da sonst alle ständig am weinen wären. So funktioniert das Universum des Samuel Köchlin aka Sam Himself.
Sam Himself auf Tour
Never Let Me Go findet schon bald seinen Weg auf die Schweizer Bühnen. Für die verschiedenen Shows hat er jeweils Doppelfinger (AT) oder Dennis Kiss (CH) als Support-Act dabei. Alle Tourdaten und Ticketlinks im Überblick: