Mit Young for Eternity ist 2005 das Debütalbum von The Subways wie Amors Pfeil in die Herzen der Indie-Teens geschossen. Seither sind 18 Jahre vergangen und das Trio ist immer noch spielfreudig wie eh und je. Dies ist umso beeindruckender, als dass es für Indie-Bands jener Zeit eine Herkulesaufgabe ist, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Nach dem Hype sind die einstmals gefeierten Acts zu grossen Teilen wieder in der Nische verschwunden. Die Tour zum aktuellen und fünften Album «Uncertain Joys» fand diese Woche im Kammgarn Schaffhausen ihren Abschluss.
The Subways: Die ewigen Rock & roll queens
Die Zeiten, in denen The Subways als junge Band in der für eine ganze TV-Generation prägenden Serie O.C. California oder dem Guy Ritchie-Filme Rocknrolla auftraten sind schon länger vorbei. Nicht verschwunden ist aber die Liebe derer, die mit der Band erwachsen geworden sind. Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass Musiker unbeirrt weiter Alben produzieren und auf Tour gehen, obwohl der grosse Durchbruch mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr kommen wird. The Subways stehen auf der Bühne, weil es ihr Lebenselixir ist. Das spürt man auch bei ihrem Konzert in Schaffhausen.
Billy Lunn von The Subways in Schaffhausen
Mit neuer Besetzung in die Zukunft
Dass eine Tour der Subways mal im kleinen Schaffhausen endet, hätte vor einigen Jahren mit Sicherheit noch niemand für möglich gehalten. Doch das riesige Backdrop mit dem Subways-Schriftzug und die vertrauten Gesichter davor lügen nicht. Noch immer singt sich Billy Lunn die Seele aus dem Leib, während Charlotte Cooper die vermutlich wildeste Bassistin der Welt, ihr Fitnessprogramm am Instrument absolviert. Einzig Gründungsmitglied Josh Morgan verliess im Herbst 2020 die Band und übergab seine Drumsticks an Camille Phillips. Der Neuzugang ist eine wahre Freude. Die Drummerin hält nicht nur mit der Energie von Lunn und Cooper mit, sie treibt sie zusätzlich vor sich her.
Have you ever seen the light?
Don't you wonder where I hide? I will live, then I will die I will keep you on my mind
Eröffnet wird der Abend mit der Subways-Debütsingle Oh Yeah, ein zeitloses Kraftpaket des Indie-Rock. Billy Lunn trägt seine Haare nicht mehr schulterlang wie im Musikvideo, sondern kurz und blond gebleicht, aber die Stimme ist dringlich wie eh und je. Bei jedem Besuch in der Schweiz packt der Sänger auch sein limitierten, aber charmanten Sprachkenntnisse aus. Das Vokabular besteht vor allem aus der exzessiven Verwendung von «merci vielmol».
Charlotte Cooper am Bass und Camille Phlips an den Drums.
Musikalische Perlen unter dem Radar
Vorwiegend dürften die Fans im Kammgarn die Songs der ersten beiden Alben Young For Eternity (2005) sowie All or Nothing (2008) kennen. Eine Liveshow bietet Gelegenheit, auch die Musik der übrigen Platten aufzufrischen. Taking All The Blame ist auf dem selbstbetitelten vierten Studioalbum The Subways (2015) erschienen. Zwar singt Charlotte Cooper auch sonst auf so ziemlich jedem Track der Band, aber dass sie ganze Strophen übernimmt, ist in dieser Form einmalig. Erst so kommt ihre helle Stimmfarbe richtig zur Geltung, während sie sonst eher für die Kontraste zuständig ist.
What can I do? Do you want me on my knees?
What shall I give? One hundred more apologies what can I say? When you can't look me in the face I just don't know why I bother I go taking all the blame
Der einzige vertreter vom Album «The Subways» im Set: Taking All the blame
Dominiert wird das Set von den beiden Frühwerken und der jüngsten Veröffentlichung. Uncertain Joys hat mit Tracks wie Black Wax oder You Kill My Cool auch seine Anwärter auf Subways-Klassiker, denen die Ehre einer künftigen Tour-Präsenz zuteil wird. Zwar streicht die Band mit Mary kurzerhand einen Evergreen aus dem Set, der sonst immer performt wird, dafür weichen The Subways auch sonst von ihrem Standardprogramm ab. Als Ersatz pfeffern sie das deutlich schnellere I Won't Let You Down in den Raum. Gegen Ende des Auftritts gehen die Engländer so spontan auf den Wunsch eines Paares aus den ersten Reihen ein, wie es beinahe keine andere Band mehr tut. Das kurze und knackige Holiday vom Debüt wird gewünscht und postwendend geliefert. Das nennt man Fanservice.
I think it's time that I went on a holiday
I listen to the people the people who try to fake They all say that they need a holiday I think it's time that we went on a holiday
Eine neue und eine alte Liebe
The Subways verzichten auf den Unterbruch vor den Zugaben, sie bleiben lieber sichtbar und bei ihren Fans. In der Pandemie hat Billy Lunn eine neue Liebe für sich entdeckt, nämlich den Synthesizer. Das für die Band untypische Instrument findet im Titeltrack Uncertain Joys seinen Einsatz. Charlotte Cooper legt ihr vertrautes Instrument beiseite und greift in die Tasten – ein ungewohntes Bild. Beim anschliessenden hymnischen With You wirbelt sie wieder mit dem Bass über die Bühne bevor Billy beim obligaten und abschliessenden Rock & Roll Queen erneut seine Schweizerdeutsch-Kenntnisse (du bisch die sunne, du bisch die einzigi) auspackt und alle kollektiv durchdrehen dürfen.
Eine nicht versiegende Quelle der Live-Energie: The Subways
Fazit
Kommerziell werden The Subways nicht mehr zu den grossen Abräumern zählen. Wenn man die Band aber auf der Bühne erlebt, wird einem warm ums Herz. Noch immer besitzt das Trio dieselbe jugendliche Energie, die sie seit ihren Anfangstagen ausmacht. Als Liveband können es nur wenige mit dieser Macht aus Hertfordshire aufnehmen. Die Grösse einer Band zeigt sich vor allem dann, wenn sie auch weitermacht, wenn die Bühnen nicht immer grösser und grösser werden. Stattdessen steht die Musik und die Liebe zu den Fans im Zentrum, das ist die eigentliche Definition von Rock'n'Roll. Hoffentlich haben The Subways noch lange Spass und geben diese Freude weiter.