Ash und The Subways machen aktuell gemeinsame Sache. Für Ash ist es nicht die erste Tour mit einer anderen Indie-Band, 2015 waren Tim Wheeler und seine Formation bereits mit We Are Scientists unterwegs. Bereits damals trat die Supergroup im Plaza auf. Acht Jahre später kehren sie mit einer weiteren prägenden Band aus dem Genre und ihrem neuen Album «Race The Night» nach Zürich zurück. Gemeinsam mit The Subways bescheren Ash den Fans einen Abend voll von Nostalgie, Gitarren und positiver Energie.
Ash: Gekommen um zu bleiben
Kurz vor der Pandemie spielten Ash eine Show im Zürcher Mascotte. Damals zelebrierten die Nordiren ihre 25-jährige Bandgeschichte mit einem Best-Of-Album und der dazugehörigen Tour. Drei Jahre später legt die Band um Sänger und Songwriter Tim Wheeler mit Race The Night nach. Es ist beeindruckend, wie Ash auch auf ihrem neuen Album noch immer zeitlos nach Ash klingen. Der Kopf springt gefühlt zwischen den 90er-Jahren und der Jetzt-Zeit hin und her. Die Indie-Veteranen übernehmen die Gastgeberrolle und damit den ersten Slot. Zum Flash Theme (umgedichtet auf Ash) betritt das Trio die Bühne. Ein breites Grinsen ziert bei jedem Ton das Gesicht des in weissem Blazer, weisser Hose und weissen Sneakern gekleideten Wheeler. Während Rick McMurray am Schlagzeug mit seinem Bart und denn immer länger werdenden grauen Haaren etwas grummelig wirkt und Mark Hamilton noch immer gefühlt im Dauer-Ausfallschritt performt, ist es vor allem der Sänger, der auf der Bühne die Sonne aufgehen lässt. Das nicht nur wegen des Grinsens und seines gelben Shirts, sondern allem voran, weil er auch nach all den Jahren noch jede Sekunde zu geniessen scheint.
I shock you into lifeYou tremble in my sight You vow soon all this will be mine
Tim Wheeler fühlt sich auf der bühne Pudelwohl.
Von Flying V bis zur Akustikgitarre
Die Flying V ist ein treuer Begleiter von Ash, doch die Gitarren rotieren an diesem Abend in fliegendem Wechsel. Besonders beim neuen Stück Crashed Out Wasted zeigen sich alle Saiten-Facetten der Band. Was ganz sanft, wie der erste Schneefall im Jahr, mit einer Akustikgitarre beginnt, endet in einem über zweiminütigen Gitarrensolo. Wheeler kostet es richtig aus, seine Finger in Eddie-Van-Halen-Manier über das Griffbrett fliegen zu lassen. Der Track sticht in seiner Länge sogar den epischen Titeltrack des Albums Twilight of the Innocents (2007) aus. Natürlich kommen aber auch Ash-Fans der ersten Stunde auf ihre Kosten. Das Trio lässt keine Wünsche offen. Egal ob Shining Light, Girl From Mars oder Burn Baby Burn, die Nordiren powern sich durch ihr kurzweiliges Set.
You're all I have in this teenage twilightYour golden hair and pale blue eyes But through all the days and the sleepless nights We have never been satisfied
Immer noch in Originalbesetzung: Tim Wheeler, Rick McMurray und Mark Hamilton von Ash
The Subways: Mit vollgas in die zweite Dekade
Ash können mit ihren knapp 30 Jahren Bandgeschichte nur müde lächeln, aber auch The Subways existieren mittlerweile bereits seit rund 20 Jahren. Eine Tatsache, die einen an den eigenen Alterungsprozess erinnert. Gefühlt haben die Engländer erst gerade ihr Debüt Young For Eternity veröffentlicht, dabei ist das schon 18 Jahre her. Das verzerrte Zeitgefühl lässt sich vielleicht damit begründen, dass die Band nie ihre jugendliche Energie verloren hat. Für Zürich hat Sänger Billy Lunn nur leichtes Gepäck mitgebracht. T-Shirts gibt es ausschliesslich am Merchstand, er selbst tritt direkt oberkörperfrei auf die Bühne. Kalt dürfte ihm bei den wilden Riffs aber ohnehin nicht sein. Mit We Don't Need Money to Have a Good Time eröffnen die Engländer ihr Set kraftvoll und lassen den Schweiss perlen.
We don't need money to have a good timeC'mon c'mon c'mon c'mon Forget our worries and do what we like C'mon c'mon c'mon c'mon
Die Mehrsprachigen Engländer
Mittlerweile haben The Subways so oft in der Schweiz und in Deutschland gespielt, dass ihr Wortschatz in den beiden Sprachen über einzelne Worte hinausgeht. Vor allem Bassistin Charlotte Cooper spricht ganze Sätze in Deutsch, während Billy Lunn vor allem für Zwischenansagen und einzelne Ausdrücke in Schweizerdeutsch verantwortlich ist. Egal ob Händ ufe oder gumpä, der Sänger hat einiges im Köcher. Er bittet um Entschuldigung, falls sich jemand von seinem schlechten Schweizerdeutsch beleidigt fühle. Normalerweise sei es als englischsprachiger Mensch selbstverständlich, dass man überall nur seine Sprache spreche und er wolle dem Trend entgegenwirken. Dazu meint er wörtlich: Normally it's like this. We speak English. If they don't understand we repeat it louder.
You're getting lost in a YouTube holeA talking head's bidding for your soul And it's a hashtag feedback loop with a soundtrack You're begging to see what unfolds
The Subways halten ihr energielevel auch 2023
Oh Yeah: Eine supergroup wärmt das herz
Sowohl Ash als auch The Subways haben einen Song mit dem Titel Oh Yeah. In der Mitte des Sets erzählt Billy, dass sie schon immer riesige Fans der Nordiren gewesen seien und dass es für sie eine Ehre sei, mit der legendären Band auf Tour zu sein. Er gibt sogar zu, dass sie den Songtitel eventuell von ihren Jugendhelden geklaut hätten. Im Hinblick auf die Tour haben beide Acts die jeweilige Komposition des anderen gecovert. Es folgt ein Konzertmoment, der ans Herz geht. Tim, Rick und Mark kommen erneut auf die Bühne und beide Bands performen gemeinsam Oh Yeah – und zwar den Klassiker von Ash. Tim Wheeler trägt dazu das Tourshirt von Ash vs. The Subways und Mark Hamilton ein Bandshirt von The Subways. Es ist unübersehbar, wie viel Spass die Musiker*innen gemeinsam haben und wie viel Respekt sie sich gegenseitig entgegenbringen.
Oh, yeah, she was taking me overOh, yeah, it was the start of the summer On warm June evenings
Ash und The Subways für eine gemeinsame performance auf der Bühne
Den «Jungen» gehört der Abschluss
Mit dem Duett der beiden Bands ist der Abend noch nicht zu Ende. Ash überlassen den verhältnismässig jungen Hüpfern das Feld für das Schlussbouquet. Mit einem Trio aus Girls & Boys, With You und dem unsterblichen Rock & Roll Queen entlassen The Subways die Musikfans verschwitzt und glücklich in die Nacht. Natürlich lässt es sich Billy Lunn nicht nehmen, bei Rock & Roll Queen eine Strophe auf Schweizerdeutsch zu singen. Da es im internationalen Zürich viele englischsprachigen Personen im Publikum hat, dürfte das bei einigen Fans für Verwirrung gesorgt haben. Aber zum ansteckenden Song lässt es sich tanzen, ganz egal ob man die Worte versteht, oder nicht. Musik heisst die universale Sprache, die an diesem Abend bis zum Ende gesprochen und zelebriert wird.
When I'm with youIt seems so easy It seems so easy My best days are with you They are so easy
Nahbar bis zum Ende: The Subwys
Fazit
Nach 2015 brachten Ash zum zweiten Mal eine befreundete Band ins Plaza nach Zürich. Genau wie damals mit We Are Scientists war die Stimmung auch beim Auftritt mit The Subways ausgelassen und freundschaftlich. Man spürt bei beiden Formationen, wie sehr sie für die Bühne brennen und sich gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben. Auch wen im Tourtitel Ash vs. The Subways steht, ist dieses Zusammentreffen alles andere als ein Gegeneinander. Ein Konzept, das gerne öfter so stattfinden dürfte.