Nothing But Thieves in The Hall: Zürich verwandelt sich in die Dead Club City

In Reviews by indiespect

Nothing But Thieves sind nicht zu bremsen. Mit ihrem vierten Album «Dead Club City» tauchen sie in eine Welt ein, die gleichzeitig futuristisch und retro klingt. Die 80er-Vibes sind in der neu erschaffenen Stadt ebenso vertreten, wie krachende Gitarren. Für ihre bisher grösste Show in Zürich, besuchten die Engländer mit ihrer «Welcome To The DCC World Tour» The Hall.

Nothing But Thieves: Ein Lichtgewitter in Zürich

Kein Backdrop, keine Visuals, dafür ein Lichter en masse. Nach dem Supportact Bad Nerves und der kuratierten Dead Club Radio-Playlist betreten die Engländer zu Lichtblitzen nach einem perfekten Spannungsbogen aus Gimme Gimme von Abba und einer Ansage vom Band die Bühne. Der Album-Opener Welcome to the DCC lädt die Fans direkt in die eigens fürs neue Album geschaffene imaginäre Stadt ein. Alle dürfen Teil der Dead Club City werden. Nach dem krankheitsbedingten Ausfall beim Konzert in München vor zwei Tagen lässt sich Gitarrist Dom Craik in Zürich nichts anmerken. Er treibt allfällige Restviren mit schmetternden Riffs aus seinem Körper.

All the heaven, all the timeIf you dream it, you can have itIf you believe it, it can happenWelcome to the DCC, Dead Club City
Welcome to the DCC, Nothing But Thieves
Nothing But Thieves

Nach einem krankheitsbedingten ausfall steht Dom Craik in Zürich wieder mit seiner Band auf der Bühne.

Harte Riffs treffen auf gefühlvollen Falsett-Gesang

Is Everybody Going Crazy? heisst die in der heutigen Zeit sehr berechtigte Frage die Nothing But Thieves in ihrem Song von Moral Panic (2020) stellen. Er folgt direkt auf den Opener. Genau so farbenfroh wie die Lichtshow, ist das musikalische Spektrum der Band. Der nostalgisch-futuristischen Anstrich von Dead Club City vermischt sich wunderbar mit den wütenden Kompositionen von Moral Panic, wie Unperson, Phobia oder Futureproof. Abgerundet wird das Klanggewand der Briten von den wunderbaren Balladen, die Nothing But Thieves genauso seit jeher ausmachen. Egal ob dies der gleichnamige Titeltrack von Broken Machine (2017), Lover, Please Stay vom Debut Nothing But Thieves (2015) oder das fantastische Impossible ist. Hier heisst die Geheimwaffe Conor Mason. Seine Stimme schneidet im Falsett wie ein Messer durch die Luft.

Yeah, everybody's going crazyCan't get through to you latelyWe're so hopelessly fadedIs anyone else feeling lonely?
Is Everybody Going Crazy?, Nothing But Thieves
Conor Mason

Conor Mason legt alles in seine stimmgewaltige Performance.

Etwas mehr als 100 Menschen in The Hall

Wenn er singe, sei er immer extrem seriös, sobald er mit dem Publikum spreche, fühle er sich wieder wie ein 10-jähriger Junge – und das sei gut so. Conor Mason wechselt fliessend zwischen stimmgewaltigen Frontmann und bescheidenem Junge von Nebenan. Er erwähnt das erste Konzert, das Nothing But Thieves in Zürich gespielt haben, damals vor 100 Menschen (Den Konzertbericht inkl. Interview zum erwähnten Auftritt im Kinski gibt es hier). Heute seien es... etwas mehr als 100 Fans im Publikum. Recht hat er. Seit ihren ersten Auftritten ist die Band auch hierzulande stetig gewachsen ohne dabei unnahbar zu werden. The Hall hat ein Fassungsvermögen von 5000 Besuchern und ist gut gefüllt.
So take from me what you want, what you need
Take from me whatever you want, whatever you need
But lover, please stay with me, oh
Lover, Please Stay, Nothing But Thieves
Nothing But Thieves
Nothing But Thieves
Nothing But Thieves

    Fünf zu einer Einheit verschmolzene Musiker

    Man spürt mit jedem Ton, wie gut sich die Musiker auf der Bühne kennen. Auch in ihren Anfängen haben die fünf Jungs eine unglaubliche Energie verströmt. Bereits als Newcomer mussten sie sich nie verstecken, denn sie schüttelten direkt auf dem Debut Hits wie Trip Switch oder Ban All The Music aus dem Ärmel. Über die Jahre sind neue Tiefen in die Kompositionen geflossen und die Band scheint in Kreativität zu baden, sobald sie ein neues Album in Angriff nimmt. Es ist also wenig erstaunlich, dass die sieben Tracks von Dead Club City in der Setlist glänzen wie frisch polierte Diamanten. Der 80s-Vibe strahlt mit den Scheinwerfern um die Wette. Zwei Highlights davon gibt es als Zugabe. Das brandneue Oh No :: He Said What? wird eingebettet in das Kraft spendende Overcome und Amsterdam, einem der wohl erfolgreichsten Songs der Band. Die Hits summieren sich mit jedem Album weiter, vielleicht bleibt für die Anfänge schon bald kein Platz mehr im Set.

    What we do when the power's outWhat do we do when the lights go down?What we do when the power's outWhat do we do when the lights go?
    Trip Switch, Nothing But Thieves
    Bosse

    Gitarrist Joe Langridge-Brown ist der Haupt-Songwriter bei Nothing But Thieves

    Nothing But Thieves: So stark wie nie

    Klar sind im Kopf die unbeschwerten jugendliche Anfängen einer Band und in diesem Fall die Nacht im Kinski kaum zu erreichen. Aber wie sich Nothing But Thieves entwickeln, ist es als Fan der erster Stunde eine wahre Freude. Die Energie und die ungebrochene Kreativität setzen sich weiter und weiter fort. Die Engländer drücken seit knapp zehn Jahren das Gaspedal voll durch und sind trotzdem noch nie von der Strasse abgekommen. In dieser Band steckt noch ganz viel neue Musik.

    You know it always ends the sameHonesty's a losing gameIt died a long, long time ago with guitar musicHe said what?
    Oh No :: He Said What?, Nothing But Thieves
    Nothing But Thieves

    Zürich zeigt sich als Textsicheres publikum. Hier kann Conor Mason ohne Probleme sein Mikrofon in die Menge halten.

    Fazit

    Vier Alben in knapp 10 Jahren. Nothing But Thieves sind fleissig unterwegs. Ihre Beziehung zur Schweiz gedeiht parallel zur Musik ebenfalls wunderbar. Bisher haben sie jede neue Veröffentlichung nach Zürich gebracht und vor einem immer grösseren Publikum gespielt. Auch wenn sie mit ihren Kompositionen das Hallenstadion ohne Zweifel füllen könnten, ist die Frage ob sie sich noch einmal doppelt so viele Fans erspielen können. Auch wenn es nicht leicht ist, lassen sich die Engländer davon definitiv nicht abhalten.