Drei Jahre ist es her, seit Johnossi nach fünf Verschiebungen endlich ihren bis dato letzten Auftritt im Zürcher Dynamo spielen konnten. Mit ihrem aktuellen Album «Forevers» klappte es glücklicherweise auf Anhieb. Die ausverkaufte Show bot alles und noch mehr, was man sich von den Schweden erhoffen kann.
Johnossi: Über die Namensgeber hinausgewachsen
John Engelbert und Oskar Ossi Bonde sind schon lange mehr als bloss eine Band. Die beiden Musiker sind über die Jahre zu Brüdern geworden. Auf ihrem Weg haben sie mit Keyboarder Matthias Franzén ein weiteres Mitglied aufgenommen. Während er seit Transitions (2013) bei den Aufnahmen und auf Tour dabei war, ist er mit Forevers (2024) definitiv zum Familienmitglied aufgestiegen. Zum ersten Mal war er auch am Songwriting-Prozess beteiligt und hat unter anderem die erste Vorabsingle San Antonio mitgeschrieben. Von Johnossi als Indie-Duo zu sprechen fühlt sich mit jedem Jahr falscher, auch wenn die beiden immer noch die Namensgeber und Gesichter der Band sind.

Johnossi kehren nach drei Jahren ins Dynamo zurück
Eine eingespielte Naturgewalt
Mit dem Album-Opener Big Buck eröffnen Johnossi das Set, nachdem GERD mit ihrer beeindruckenden Stimme, irgendwo zwischen Freya Ridings, Marina Diamandis und Florence Welch, den Abend beeindruckend eingeleitet hat. Wie ein perfektes Uhrwerk entfesseln Engelbert, Bonde und Franzén ihre Energie, immer wieder aufs Neue. Die Tatsache, dass die Band eine Naturgewalt auf der Bühne ist, hat ihr eine entsprechend treue Fangemeinde beschert. Kein Wunder ist das Dynamo ausverkauft und voll mit singfreudigen Menschen.
There's a place I know miles away
A road that leads straight to the light
I'll be waiting by the far end
I wanna be there, I wanna be there with you
Die Songauswahl ist eine wahre Freude. Auf Big Buck folgen Gone Forever und das erfrischende Air Is Free. Somit sind bereits mit den ersten drei Tracks drei Alben abgedeckt. Die Schweden sind unglaublich produktiv und schaffen es dennoch die Songwriting-Qualität auf einem hohen Level zu halten. Jeder Song ist eine Hymne.

Ossi braucht während einer Show einige Drumsticks im Köcher
Luxusproblem: Zu viele Fan-Favoriten
Das einzige Problem von Johnossi ist, dass sie zu viele Songs geschrieben haben, die sie unmöglich nicht spielen können. So sind Party With My Pain, 18 Karat Gold oder Man Must Dance noch immer Pflichtprogramm für die Schweden. Kein Zweifel, die Tracks würden fehlen, aber das sorgt leider dafür, dass einige der neueren Kompositionen wohl nie ihren Weg auf die Bühne finden.
The skin, the blood
Shoot the witness, kill the judge Put it on display again When the worlds on sale we burn the land The foreign land
Bei Johnossi werden die grossen Fragen gestellt
Mit einer kryptischen Ansage holt John einen O-Ton ganz speziellen Mann auf die Bühne. Sein Name ist Isak und er hat etwas Wichtiges zu sagen. Der schwedische Akzent verrät, dass er das Herkunftsland mit der Band teilt. Während Isak das Mikrofon gereicht wird, kommt auch seine Begleiterin auf die Bühne. Vor fast auf den Tag genau acht Jahren hätte er seine jetzige Freundin zum ersten Mal bei einem Johnossi-Konzert in New York gesehen. Er lebte damals in der Stadt, während sie als Touristin zu Besuch im Big Apple war. Einige Jahre später hätten sie sich dann in Zürich wieder getroffen, wo die beiden mittlerweile leben. Kein Wunder wurden Johnossi zu ihrer Band. Der perfekte Moment für Isak ist gekommen, um seiner Liebsten die grosse Frage zu stellen. Unter ausgelassenem Jubel der Band und im Publikum sagt sie ja, bevor sich die beiden in die Arme fallen. Ein Moment, den beide nie vergessen werden und der die Band mit Sicherheit noch stärker in ihrem Herzen verankert.

Johnossi und GERd performen gemeinsam den Song «Gemini»
Ein Duett mit Gerd
Früher gab es einen Part im Konzert, bei dem nur noch John und Ossi auf der Bühne standen und wie in ihren Anfangstagen die härteren Songs auspackten. Mittlerweile verzichten die beiden darauf. Vielmehr holen sie noch eine weitere Person zu sich. Den Anfang von Gemini spielt die Band in Dreier-Formation, bevor GERD zum zweiten Refrain dazustösst. Erst Mitte Januar wurde die neue Duett-Version des Tracks veröffentlicht.
Let me see your flair, let me see your scar
Take me all the way, oh, it's so bizarre
That we should be afraid, we're only doing good
This is where I ought to be, where I wanna be
Live sticht die Stimme der Künstlerin noch eindrucksvoller hervor, als sie es bereits bei der Studioversion tut. Nach der gefühlvollen Perfomance kehren die Schweden erneut auf die wilde Schiene zurück, gleich in mehrfacher Hinsicht. Mit dem Publikumsliebling Roscoe befriedigen sie endlich die ungeduldigen Fans, die den Track schon während des gesamten Auftritts lautstark gefordert haben.

John engelbert macht ausgiebig von seinem Pedalboard gebrauch.
Rückkehr in die Wildnis
Als erste von zwei Zugaben gibt es nach längerer Abwesenheit im Set endlich wieder Into The Wild zu hören. Dieser Song zieht wie ein bedrohliches Gewitter ganz langsam auf, bevor er sich nach Minuten in einem gleissenden Blitz und mit einem ordentlichen Knall entlädt. Der Opener von Transitions (2013) ist ein wahrer Epos im Johnossi-Kanon. Den Abschluss macht im Anschluss What's The Point. Hier schlagen alle Indie-Herzen synchron und Glücksgefühle entladen sich bis zum letzten Ton. Glückliche und verschwitzte Gesichter auf und vor der Bühne sind das Resultat. John klatscht mit Fans in der ersten Reihe ab, während Ossi sie traditionell mit Drumsticks beschenkt.
She said to me "When you fall,you're goin' nowhere at all" and all the places we met, you know they told me the thing...

Verschwitzt aber glücklich: Johnossi im Ausverkauften Dynamo
Fazit
Johnossi sind ein Garant für gute Live-Konzerte. In ihrer mittlerweile 20-jährigen Bandgeschichte haben sie nie an Energie und Kraft eingebüsst. Musikalisch haben sie sich immer weiter geöffnet, was sie noch zu einem spannenderen Act macht. Die Treue ihrer Fans ist ihnen genau aus diesem Grund auch in den kommenden Jahren sicher. Johnossi bleiben Johnossi, ohne sich dabei zu wiederholen.