Franz Ferdinand besuchten Zürich mit ihrem sechsten Album «The Human Fear». Im ausverkauften X-Tra traten die Schotten zum ersten Mal seit elf Jahren wieder auf. Bassist Bob Hardy ist neben Sänger Alex Kapranos das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Audrey Tait hat die Schlagzeugstöcke von Paul Thompson geerbt und ist der jüngste Zugang. Die perfekte Besetzung für ein interessantes Gespräch.
Indiespect: Der Albumtitel «The Human Fear» spiegelt nicht wider, wie es klingt. Alex erwähnte in einem Interview, dass es um die Überwindung von Angst geht. Ihr scheint ziemlich furchtlos zu sein, was das Experimentieren mit verschiedenen Stilen angeht. «Tell Me I Should Stay» beginnt beispielsweise mit Klassik, bevor es sich in eine Art Zirkus, gemischt mit griechischen Einflüssen entwickelt. War es schwer, euch keine Grenzen zu setzen?
Bob Hardy: Als das Album geschrieben und arrangiert wurde, haben wir eine Entscheidung getroffen. Zum Teil geschah dies vor dem Hintergrund der Tour für die Hits To The Head-Compilation. Wir wollten einfach so Franz Ferdinand wie möglich sein und uns unserer Identität als Band nicht schämen, sondern sie mit Stolz zur Schau tragen. Bei Tell Me I Should Stay war das so oder auch bei Black Eyelashes. Das ist ein Song, der einen starken griechischen Einfluss hat. Alex ist zur Hälfte Grieche, und obwohl sich seine Liebe zur griechischen Musik im Laufe der Jahre in die Songs eingeschlichen hat, war es nie in diesem Ausmass der Fall. Wenn man einmal die Entscheidung getroffen hat, schamlos und kompromisslos sich selbst zu sein, hat man die Freiheit, neues Territorium zu erkunden.
Wir wollten einfach so Franz Ferdinand wie möglich sein und uns unserer Identität als Band nicht schämen, sondern sie mit Stolz zur Schau tragen.
Indiespect: Ich habe «The Making of The Human Fear» gesehen. Ihr habt in Alex' Studio aufgenommen. Wart ihr für den gesamten Aufnahmeprozess dort?
Bob Hardy: Der Grossteil der Aufnahmen fand im Studio statt, einige Overdubs wurden in London und in Paris gemacht.

Franz Ferdinand (v.l.n.r.): Dino Bardot, Bob Hardy, Alex Kapranos, Julian Corrie, Audrey Tait
Indiespect: Hat dieses Umfeld euch dazu ermutigt, experimenteller zu sein? Weil ihr zum Beispiel keine zeitlich beschränkte Zeit im Studio hattet?
Audrey Tait: Ja. Wir waren alle in einem Raum sein und hatten Zeit, mit der Art und Weise, wie wir aufnahmen, herumzuspielen. Ob wir nun mit Klick-Track oder ganz frei gewisse Teile der Songs gespielt haben. Wir genossen die komplette Freiheit. Wenn man in seiner eigenen kleinen Welt ist, kann man furchtlos sein und das umsetzen, woran man glaubt und was man liebt. Man muss sich nicht zu viele Gedanken über andere machen. Ich denke, das scheint durch, wie Bob schon sagte. Die Furchtlosigkeit bei der Auswahl der Sounds, die wir verwendet haben.
Indiespect: Es wirkt alles sehr harmonisch. War das bei der Entstehung von «The Human Fear» die ganze Zeit so?
Bob Hardy: Sprichst du von der Dokumentation?
Indiespect: Ja.
Bob Hardy: Ja. Da wurde viel geschnitten. (lacht)
wir zeigen natürlich nicht die trostlosen Regentage mitten auf dem Land in Schottland. Das ist irrelevant, es geht nur um die Musik
Indiespect: Das war also nicht immer so?
Bob Hardy: Nun, was den Prozess angeht, war es eine sehr angenehme Erfahrung. Aus dieser Sicht war es eine der einfachsten Platten, die wir je gemacht haben. Alle haben sich sehr gut verstanden und wir hatten viel Energie. Es gab keine dramatischen Auseinandersetzungen oder ähnliches. Aber wir zeigen natürlich nicht die trostlosen Regentage mitten auf dem Land in Schottland. Das ist irrelevant, es geht nur um die Musik. Aber die Dokumentation war er eine ziemlich getreue Darstellung dessen, wie es war.
«The Making of The Human Fear» ist eine kurze Dokumentation über das neue Album.
Indiespect: «The Human Fear» ist die erste Platte in eurer aktuellen Besetzung, die komplett aus neuen Songs besteht. War es für dich einfacher, für ein Best-Of-Album in die Band einzusteigen und ältere Songs auf der Bühne zu spielen, bevor du in die Arbeit an neuer Musik eingebunden wurdest?
Audrey Tait: Ja, auf jeden Fall. Das war die beste Art, in die Band einzusteigen. Ich konnte mich in die Musik von Franz Ferdinand hinein denken. Als es darum ging, das neue Album zu machen, fühlte ich mich, als wäre ich schon seit Jahren ein Teil davon. Und ich habe viele Songs gespielt, die ich bereits kannte und zu denen ich als Studentin getanzt habe. Ich spielte sie nun auf der Bühne und sah, wie die Fans hüpften, so wie ich es früher auch tat. All die neuen Sachen entstanden ganz natürlich, weil wir die alten Banger schon zwei Jahre lang gespielt hatten.
ich habe viele Songs gespielt, die ich bereits kannte und zu denen ich als Studentin getanzt habe
Indiespect: Es fühlt sich bestimmt anders an, mit neuer Musik auf Tour zu sein, als mit einem Best-of-Album. Für euch als Band ist es besser, nehme ich an?
Bob Hardy: Neues Material zu spielen macht es für die Band definitiv interessanter. Ich glaube, man kann jede Band fragen, welche Songs sie am liebsten spielen. Es sind immer die neuen. Ich habe die Greatest-Hits-Tour sehr genossen. Es war eine tolle Erfahrung. Aber wir sind alle froh, jetzt neue Songs zu spielen und sie mit den alten zu vermischen.

The Human Audrey. Eine neue Kraft am Schlagzeug.
Indiespect: Mit «Hooked» habt ihr einen weiteren elektronischen Song veröffentlicht, ähnlich wie bei «Always Ascending». Wer ist die treibende Kraft hinter Tracks wie diesem?
Bob Hardy: Der Song begann mit einem Gitarrenriff. Alex hat auf einem Gitarren-Synthesizer gespielt. Ich glaube, es war ein Korg. Eine spezielle Gitarre, die einen Synthesizer ansteuert. Dieser Sound [summt das elektronische Riff] ist also eigentlich eine Gitarre. Aber es gab schon immer Elemente von Electronica auf Franz Ferdinand-Platten. Es gibt auf jeden Fall Synthesizer auf allen Alben. Julian ist ein riesig Fan von elektronischer Musik. Er mag dieses ganze Zeug und uns gefällt es auch.
Indiespect: Gibt es eine bestimmte Art und Weise, wie eure Songs entstehen? Alex schreibt die Texte, richtig?
Bob Hardy: Ja, im Allgemeinen. Gelegentlich arbeiten Alex und ich gemeinsam an den Texten. Aber grundsätzlich ist er der Texter. Wie ein Song entsteht ist jedes Mal anders. Hooked ist ziemlich ungewöhnlich entstanden. Der Song hatte lang keinen Text. Er bestand nur aus diesem Riff und einzelnen Teilen – und ich habe es gehasst...
Audrey lacht
Mein Zugang zur Musik war immer der über die Texte
Bob Hardy: Mein Zugang zur Musik war immer der über die Texte. Erst als der Text geschrieben war, habe ich mich wirklich mit dem Song auseinandergesetzt, ihn genossen und richtig verstanden. Aber viele der anderen hatte Alex als fertige Songs ins Studio gebracht, mit dem Klavier oder der Akustikgitarre geschrieben. Einige waren schon sehr ausgearbeitete Demos, andere eher Skizzen. Wir arrangierten diese dann als Band. Audacious war ursprünglich ein Klavierstück, das sich ganz anders anfühlte, als auf der Platte. Es war eher ein Alex-Kapranos-Song. Wir dachten: Wie würden Franz Ferdinand das umsetzen? So ist die finale Version entstanden. Dasselbe gilt für Everydaydreamer. Das war ein Gitarrensong. Ein geradliniger Indie-Gitarrensong. Es fühlte sich nicht nach Franz Ferdinand an. Aber dann bekam er den Groove der Band und plötzlich öffnete er sich komplett und wurde zu dem, was er jetzt ist. Es ist wirklich immer wieder anders.
Bob Hardy mochte «Hooked» nicht, bevor es seinen Text bekam.
Indiespect: Welcher Song der neuen Platte war am schwierigsten fertigzustellen?
Audrey Tait: Es fühlte sich keiner besonders schwer an. Die Band klang schon richtig gut zusammen, weil wir schon so lange auf Tour waren. Das Hauptziel war, das auf der Platte einzufangen, das Gefühl, dass wir zusammen spielen.
Bob Hardy: Stimmt. Ich glaube, Tell Me I Should Stay hat am meisten Postproduktion benötigt. Der Track ist aber auch ziemlich untypisch für Franz Ferdinand.
Audrey Tait: Es waren wohl dieser und Hooked. Weil der so lange keinen Text hatte.
Man kann sehen, dass es die Leute unerwartet trifft.
Indiespect: Ihr habt bereits einige Shows auf dieser Tour gespielt. Als ich «Hooked» zum ersten Mal hörte, dachte ich sofort, dass es für die Bühne gemacht ist und nicht unbedingt für zuhause. Wie hat sich der Song live angefühlt
Bob Hardy: Ja, der funktioniert gut. Wir touren mit Master Peace, einem Musiker aus London. Er stösst bei der Live-Performance von Hooked zu uns. Das macht richtig Spass. Aber ja, ist es ein Highlight im Set für dich?
Audrey Tait: Ja, schon. Man kann sehen, dass es die Leute unerwartet trifft. Und im Live-Set wirkt es eher rockig als elektronisch. Es ist fast wie eine andere Version.
Bob Hardy: Ich mag ihn als Rocksong, muss ich gestehen. Live geht er definitiv in diese Richtung und das gefällt mir besser.

Bob Hardy gründete Franz Ferdinand gemeinsam mit Alex Kapranos
Indiespect: Müsst ihr eure elektronischeren Songs immer neu arrangieren, um sie live spielen zu können?
Bob Hardy: Hooked enthält einen Basspart. Aber es gibt bestimmte Songs, wie The Doctor, bei denen der Bass verfremdet wurde. Er klingt also eher elektronisch. Wenn wir es live spielen, klingt so etwas zwangsläufig rockiger. Aber auf dem Album hat jeder Song die Zutaten, um ihn live spielen zu können.
Es nimmt ihnen den Druck, sich um die Technik zu kümmern, sich Gedanken zu machen: Ist das ein guter Take?
Indiespect: Audrey, du bist nicht nur die Schlagzeugerin von Franz Ferdinand, du produzierst auch abseits der Band. Julian ist auch sehr versiert in dieser Thematik. Trotzdem habt ihr euch entschieden, mit einem Produzenten zu arbeiten, dieses Mal Mark Ralph. Welches ist der grösste Vorteil, den ihr daraus zieht und warum habt ihr euch entschieden, nicht alles selbst zu machen?
Bob Hardy: Der grösste Vorteil betrifft Alex und Julian. Es nimmt ihnen den Druck, sich um die Technik zu kümmern, sich Gedanken zu machen: Ist das ein guter Take? Sie können sich einfach auf die Performance konzentrieren. Und wir haben ein Ohr von aussen, eine zusätzliche Person, auf deren Meinung wir vertrauen. Das nimmt einen grossen Teil der Last ab. Ausserdem ist Mark einfach brillant. Er besitzt ein grossartiges Gehör und ist ein toller Mensch, den man gerne um sich hat. Sein musikalisches Wissen ist immens. Er versteht jede Referenz und ist unglaublich musikalisch. Er ist ein wahnsinniger Gitarrist, ein richtiges Wunderkind. Wenn er eine Gitarre in die Hand nimmt, ist sie wie eine Verlängerung seines Körpers.

Franz Ferdinand in Zürich auf der Bühne.
Indiespect: Du hast erwähnt, dass du Franz Ferdinand gehört hast, als du noch Studentin warst. Hast du die Band auch live gesehen, bevor du ein Teil von ihr wurdest?
Audrey Tait: Nein, habe ich nicht (lacht). Ich habe viele Male im Club zu Do You Want To getanzt. Aber ich sah die Band vor meinem Einstieg nie live.
Ich mochte einfach ihre Musik, besonders aus der Perspektive als Schlagzeugerin.
Eine Band mit starken Beats und guter Energie ist einfach sehr reizvoll.
Indiespect: Was hast du damals über sie gedacht? Waren sie für dich einfach eine Band, die gute Laune macht?
Audrey Tait: Ja, das definitiv. Und ich komme aus Glasgow. Als Teenager habe ich gesehen, wie diese Band, ebenfalls aus Glasgow, bei den Brits gespielt und den Mercury Prize gewonnen hat. Es liegt in unserer Natur schottische Bands zu unterstützen, die erfolgreich sind. Ich habe die Band schon lange gekannt, nur nicht persönlich. Ich mochte einfach ihre Musik, besonders aus der Perspektive als Schlagzeugerin. Eine Band mit starken Beats und guter Energie ist einfach sehr reizvoll.
Ein Lied, zu dem Audrey Tait getanzt hat, lange bevor sie zur Band stiess.
Indiespect: Wie kam es dazu, dass du schliesslich Schlagzeugerin von Franz Ferdinand wurdest? Ich weiss, du kanntest nur Julian persönlich.
Bob Hardy: Ja, wir brauchten einen Drummer (lacht). Wir sassen im Proberaum und haben uns über Schlagzeuger unterhalten. Wir wollten jemanden aus Glasgow, und Audreys Name war der erste, der fiel. Julian kannte dich offensichtlich aus der Musikszene. Und Dino hatte mit einer eurer alten Bands in einer seiner alten Bands gespielt. Damals hat er zu seinen Bandkollegen gesagt: Wenn ich jemals eine neue Band gründe, möchte ich sie als Schlagzeugerin dabei haben. Sie ist unglaublich.
Wir sassen im Proberaum und haben uns über Schlagzeuger unterhalten.
Wir wollten jemanden aus Glasgow, und Audreys Name war der erste, der fiel.
Audrey Tait: Das habe ich nicht gewusst (lacht).
Bob Hardy: Julian ist dir auf Instagram gefolgt. Wir sassen alle um sein Smartphone herum und sahen uns deine Schlagzeug-Videos an. Wir dachten gleich: Oh mein Gott, das ist unglaublich. Lasst uns ihr sofort eine Nachricht schicken! Dann kamst du ein paar Stunden später zu uns. Als wir anfingen, zusammen zu spielen, ging es ganz schnell und es war klar, dass es funktionieren würde.

Dino Bardot wollte schon immer mit Audrey in einer Band spielen.
Indiespect: Du und Alex seid die einzigen verbliebenen Gründungsmitglieder. Hat sich dadurch deine Rolle innerhalb der Band verändert?
Bob Hardy: Nicht wirklich. Alles begann damit, dass Alex und ich zusammen in einer Küche arbeiteten und über die Idee einer Band sprachen, noch bevor wir überhaupt ein Instrument in die Hand genommen hatten. Seitdem haben wir diese Gespräche immer weitergeführt. Wir gehen immer noch auf dieselbe Art und Weise an die Sache heran.
Indiespect: Es ist sehr selten, dass eine Band so lange bei ein und derselben Plattenfirma bleibt. Was ist der Grund dafür, dass ihr seit Beginn bei Domino Records seid?
Bob Hardy: Der Grund, warum wir immer noch bei ihnen sind, ist derselbe Grund, warum wir uns ursprünglich für sie entschieden haben. Domino ist nicht wie ein Major-Label. Sie kümmern sich um die Musik als Kunstform. Die Leute, die dort arbeiten, sind alle mit viel Leidenschaft bei der Sache. Nicht, dass die Leute von Major-Labels das nicht auch wären, das gibt es natürlich auch. Aber sie werden nicht von der Buchhaltungsabteilung beherrscht, wie es bei Major-Labels der Fall sein kann. Wir haben über die Jahrzehnte eine Beziehung zu ihnen aufgebaut. Ich könnte mir nicht vorstellen, bei einem anderen Label unter Vertrag zu sein. Es ist definitiv der menschliche Aspekt. Audrey, du hat sie in den letzten Jahren ja auch kennengelernt. Sie sind einfach sehr nette Leute, die Musik lieben und sich dafür einsetzen.
Viele Labels werden von Buchhaltern und Anwälten geleitet, während sie bei Domino alle so leidenschaftlich an der Musik interessiert sind und sich genauso wie wir über die Veröffentlichung einer Platte freuen.
Audrey Tait: Ich glaube, das ist der Unterschied. Viele Labels werden von Buchhaltern und Anwälten geleitet, während sie bei Domino alle so leidenschaftlich an der Musik interessiert sind und sich genauso wie wir über die Veröffentlichung einer Platte freuen. Das ist heutzutage ziemlich ungewöhnlich.
Indiespect: Ich kann mir vorstellen, dass es auch ein befreiendes Gefühl ist, einen solchen Partner im Rücken zu haben.
Bob Hardy: Es ist etwas, um das man sich keine Sorgen machen muss. Man hat keine Paranoia, dass einen das Label fallen lässt. Wir haben eine Beziehung zu ihnen. Das bringt eine gewisse Sicherheit.

Eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Interesse an Kunst.
Indiespect: Es ist immer eine Freude, ein Musikvideo von euch zu sehen. Sie sind wahre Kunstwerke. Wie wichtig ist es für euch, dass ihr euch immer noch Gedanken dazu macht?
Bob Hardy: Wir widmen allem, was Franz Ferdinand beinhaltet, die gleiche Aufmerksamkeit wie der Musik. Ob das nun Fotos, Musikvideos oder das Artwork sind. Wir kümmern uns um all das. Wenn du ein Kind bist und dir vorstellst, wie es ist, in einer Band zu sein, und dir jemand sagt, dass du Musikvideos machen kannst. Das ist doch wahnsinnig aufregend, oder? Dieses Gefühl habe ich immer noch. Was für eine tolle Sache, die man da machen darf. Und wir hatten immer grosses Glück. Im Laufe der Jahre haben wir Regisseure kennengelernt, mit denen wir sehr gerne zusammenarbeiten. Zum Beispiel Andy Knowles, der das Audacious-Video gedreht hat. Und dieses Mal haben wir eine neue schottische Regisseurin namens Rianne White kennengelernt. Sie ist fantastisch. Nach 20 Jahren wird man ziemlich gut darin, die richtigen Leute für sich zu finden. Man sieht sich die Reels der Leute an, ihren Output und merkt schnell: Oh, das ist wirklich gut. Ich glaube, das könnte gut funktionieren.
Vielleicht ist es einigen Bands egal und sie sagen einfach: Schnapp dir einen Grafiker und mach uns ein Cover. Aber für mich wäre das so, als würde man einen Teil, der Spass macht, an jemand anderen verschenken.
Indiespect: Du bist auch Maler und hast eine Leidenschaft für Fotografie. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum du das grosse Ganze siehst und nicht lediglich die Musik.
Bob Hardy: Das ist möglich. Vielleicht ist es einigen Bands egal und sie sagen einfach: Schnapp dir einen Grafiker und mach uns ein Cover. Aber für mich wäre das so, als würde man einen Teil, der Spass macht, an jemand anderen verschenken.
Das Musikvideo zu «Night Or Day» wurde im Studio von Alex Kapranos gedreht, in dem auch das Album aufgenommen wurde.
Indiespect: Haben ihr ein Lieblings-Artwork von anderen Künstlern?
Bob Hardy: Ich habe immer die Cover von Belle & Sebastian bewundert, weil es einen roten Faden gibt. Wenn man ein Belle & Sebastian-Cover sieht, weiss man direkt, dass es sich um eines ihrer Alben handelt. Ausserdem bin ich seit 25 Jahren ein grosser Fan von ihnen. Ich denke aber auch instinktiv in die Vergangenheit zurück. Da fallen mir die Artworks von Talking Heads, Roxy Music oder David Bowie ein. Das sind einfach Klassiker, bei denen an alles gedacht wurde.
Audrey Tait: Es ist schon so lange her, dass ich mir physisch Musik gekauft habe. Ich weiss, das ist schlimm.

Bob mag den roten Faden, der sich durch die Artworks von Belle & Sebastian zieht.
Indiespect: Können ihr euch für ein Lieblings-Artwork von euch selbst entscheiden?
Bob Hardy: Ich glaube das neue, The Human Fear.
Indiespect: Weshalb?
Bob Hardy: Ich finde es einfach sehr eindrucksvoll. Eine ungarische Künstlerin namens Dóra Maurer hat das Bild gemacht, das wir im Grunde geklaut und verwendet haben. Es nennt sich Seven Twists. Die Idee hat etwas fesselndes. Es ist ein Bild, das man sich immer wieder ansehen kann. Man entdeckt jedes Mal etwas Neues. Genauso ist es mit dem Album selbst ebenfalls. Das ist unsere Version davon. Ausserdem gefällt mir, dass alle fünf von uns auf dem Cover zu sehen sind.
Audrey Tait: Es war auch schön, als uns Fans ihre eigene Version des Covers geschickt haben. Sie machten Fotos, auf denen sie die Platte genauso hielten wie wir. Es ist ziemlich cool, dass die Leute Teil des Covers werden können.
Es ist ein Bild, das man sich immer wieder ansehen kann. Man entdeckt jedes Mal etwas Neues

Das neuste und das erste Artwork von Franz Ferdinand - «The Human Fear» und «Darts of Pleasure»
Bob Hardy: Jetzt ist mir noch ein weiterer Favorit eingefallen – der Sleeve von Darts of Pleasure. Unsere erste Veröffentlichung überhaupt. Es ist vielleicht das stärkste Cover in diesem grafischen Stil. Und dann eben The Human Fear. Also das erste und das letzte.
Indiespect: Hast du jemals daran gedacht, ein Cover zu malen?
Bob Hardy: Ich habe eine Zeichnung für eine Cover-EP gemacht, die wir vor etwa zehn Jahren veröffentlicht haben. Aber nein, ich denke, ein Gemälde ist nicht das Richtige. Als wir diesen russischen, konstruktivistischen Stil verwendeten, gefiel mir, wie kraftvoll und grafisch er ist und wie flach die Farben sind. Ich glaube nicht, dass gemalte Farben das richtige dafür ist. Es muss grafischer sein. Das passt besser zur Musik.