Christopher ist nicht nur in seiner Heimat Dänemark und in Asien ein gefeierter Musiker, mit seiner Hauptrolle im Netflix-Hit «A Beautiful Life» hat er sich auch als Schauspieler etabliert. Die Songs zum Film hat er selbst geschrieben und hauchte der Rolle des Elliot durch seine Performance Leben ein. Aktuell befindet er sich auf einer Europatour und besuchte für ein ausverkauftes Konzert auch das Kaufleuten in Zürich. Vor der Show sprach er über sein Doppelleben als Musiker und Schauspieler sowie seinem Leben als Vater und der grossen Liebe für Livekonzerte.
Indiespect: Vor zwei Jahren wurde der Netflix-Film «A Beautiful Life» veröffentlicht, mit dem du ein ganz neues Publikum erreicht hast. Deine erste Platte hast du aber schon elf Jahre früher veröffentlicht. Wie hat dich dein Weg als Musiker zum Schauspieler geführt?
Christopher: Der Regisseur kam auf mich zu und fragte, ob ich den Film machen würde. Ich habe sofort ja gesagt. Dann haben wir uns überlegt, wovon die Geschichte handeln soll. Ich schrieb ein paar Songs und so kam alles zusammen. Als Netflix grünes Licht gab, hiess es: Alles klar, los geht's. Ich nahm fleissig Schauspielunterricht. Danach ging alles sehr schnell. Insgesamt war es ein zwei- oder dreijähriger Prozess. Vom Go von Netflix bis zur Veröffentlichung dauerte es etwa ein Jahr. Dadurch, dass der Film an die Spitze der Streaming-Charts kam, hat sich alles verändert.
Das Drehbuch entstand zur selben Zeit, in der ich das Album schrieb.
Indiespect: Wurden die Songs nach einem Drehbuch geschrieben oder umgekehrt?
Christopher: Das geschah gleichzeitig. Ich habe die Songs geschrieben und sie an den Drehbuchautor Stefan geschickt. Er baute dann einige der Szenen basierend auf den Lyrics auf. Das Drehbuch entstand zur selben Zeit, in der ich das Album schrieb.

Christopher ist nicht nur Musiker, sondern inzwischen auch Hauptdarsteller in einem Netflix-Hit.
Indiespect: Hattest du vor dem Film irgendwelche Zweifel, die musikalische Karriere, an der du seit Jahren arbeitest, mit der Rolle einer Figur in einem Film zu vermischen, die eng mit dir verbunden ist?
Christopher: Nein, das war sehr, sehr einfach. Ich musste natürlich darüber nachdenken, aber ich hatte einige der früheren Arbeiten des Regisseurs Mehdi [Mehdi Avaz] gesehen und wollte schon immer schauspielern. Das war eine grossartige Gelegenheit, eine einmalige Chance. Er hatte so grosse Ambitionen und er war ein Fan von mir. Er sagte: Wir müssen mit Netflix zusammenarbeiten. Und ich dachte: Ja, klar. Als es dann tatsächlich passierte, dachte ich: Heilige Scheisse, das könnte eine wirklich grosse Sache werden.
Meine Figur, Elliott, hat nicht viel mit mir gemeinsam. Da es aber ein Musikfilm ist, konnte ich mich an der Musik festhalten.
Indiespect: Die Songs für «A Beautiful Life» sind Christopher-Songs, aber du hast in diesem Film eine Figur gespielt und die Songs als Elliott mit seiner Hintergrundgeschichte gesungen. Wie anders fühlen sich diese Songs für dich an, verglichen mit denen, die du komplett für dich als reale Person geschrieben hast?
Christopher: Da ich keine schauspielerischen Mittel zur Verfügung hatte, habe ich viel von meiner eigenen Persönlichkeit in die Rolle gesteckt. Ich meine, ich habe diese Songs geschrieben. Meine Figur, Elliott, hat nicht viel mit mir gemeinsam. Da es aber ein Musikfilm ist, konnte ich mich an der Musik festhalten. Das war meine Stütze. Ich hatte nie das Gefühl, überfordert zu sein. Ich befand mich zwar in tiefen Gewässern, aber weil ich so viele Musikszenen hatte, in denen ich singen konnte, fühlte es sich für mich natürlich an.
Ein romantischer Film für jeden Musikliebhaber.
Indiespect: Ist eine Fortsetzung geplant?
Christopher: Wir haben darüber gesprochen, aber es fühlte sich nicht richtig an, das zu wiederholen, was wir schon gemacht haben. Und ich nehme die Schauspielerei ernst. Ich habe die Tür zu dieser Welt geöffnet, aber möchte mich im Moment auf meine Künstlerkarriere konzentrieren. Wir sind auf diese Tour gegangen, weil sich die Welt nach dem Erscheinen dieses Films für uns geöffnet hat. Deswegen hatte ich das Bedürfnis, das nächste Album zu schreiben. Zudem habe ich zwei Kinder zuhause. Ich hatte eine Menge um die Ohren, und wollte deswegen nicht länger als zwölf Monate am Stück planen.
Zum Glück habe ich zu Hause eine tolle Frau, die den Grossteil der schweren Arbeit übernimmt. Sie ermöglicht es mir, das zu tun, was ich liebe, nämlich zu touren.
Indiespect: Ich nehme an, dass es mit wachsendem Erfolg schwieriger wird, die Work-Life-Balance zu erreichen, die du bereits früher angestrebt hast. Wie gehst du mit dem Druck um, der damit einhergeht, dass du bekannters wirst und gleichzeitig eine Familie hast?
Christopher: Eigentlich sollte ich schon vor vier Monaten in Zürich sein. Wir haben die ganze Tour verschoben, weil ich eine Pause nötig hatte. Ich brauchte diese vier Monate mit meiner Familie. Wir kamen damals gerade von einer zehnmonatigen Tour zurück. Jetzt geht es mir auf jeden Fall besser. Aber es ist immer noch hart. Das ist es für jeden, der versucht, eine Familie und eine Karriere gleichzeitig zu haben. Man muss Opfer bringen und ständig Kompromisse eingehen. Zum Glück habe ich zu Hause eine tolle Frau, die den Grossteil der schweren Arbeit übernimmt. Sie ermöglicht es mir, das zu tun, was ich liebe, nämlich zu touren. Und mich wie ein Popstar aufzuführen.

Christopher während seiner ausverkauften Show im Kaufleuten Zürich.
Indiespect: Ist deine Liebe auf Tour zu sein immer noch dieselbe wie früher?
Christopher: Oh, auf jeden Fall. Ich liebe es zu touren und ich habe es immer geliebt, auf der Bühne zu stehen. Das war einer der wichtigsten Gründe, Musiker zu werden. Ich liebe auch den Schreibprozess, aber vieles daran langweilt mich auch. Die Fertigstellung eines Albums, wo es heisst: Nimm die Snare zwei DB runter - und was denkst du über diesen Mix? Das sehr detaillierte Zeug, daran habe ich null Interesse. Ich liebe das Schreiben und den Moment im Studio, in dem etwas zum Leben erwacht. Dann kommt die Musik aus den Lautsprechern und du denkst: Oh mein Gott, ich kann mir das live vorstellen. Das ist das Gefühl, dem ich nachjage. Das ist das Einzige, was auch nur annähernd so ist, wie auf der Bühne zu stehen und zu sehen, wie die Worte aus dem Mund der Leute kommen, und die lächelnden Gesichter zu sehen, die klatschen und mitsingen. Wir haben gestern Abend mit den Jungs darüber gesprochen. Wir waren in Mailand und haben uns im San Siro ein Spiel von Milan angeschaut. Man erlebt all diese verschiedenen Kulturen, verschiedene Menschen. Man isst anderes Essen. Man steht jeden Abend auf der Bühne und die Leute freuen sich, einen zu sehen, und man freut sich, dass man da ist. Nichts ist besser als das. Das ist einfach das süsse Leben.
Man steht jeden Abend auf der Bühne und die Leute freuen sich, einen zu sehen, und man freut sich, dass man da ist. Nichts ist besser als das. Das ist einfach das süsse Leben.
Indiespect: Auf deinen Social-Media-Kanälen hast du nach lokalen Acts gesucht, die einen Song mit dir singen. Eine coole Idee. Hat das auch für Zürich funktioniert und hast du Zeit, diese Künstler im Vorfeld zu treffen?
Christopher: Oh, ja. Wir werden heute Abend die Stimme von Zürich auf die Bühne bringen. Ich bin schon sehr gespannt. Der Typ, der heute Abend mit mir auf der Bühne steht, kommt zum Soundcheck. Dann spielen wir den Song durch. Es war ein magisches Erlebnis in Spanien. Ich bin sicher, dass es auch heute Abend fantastisch sein wird. Jede Stadt hat ihren eigenen Stil, ihre eigene Stimme und ihren eigenen Look - und das meine ich wirklich so. Das auf die Bühne zu bringen, ist einfach grossartig. Es geht darum, Momente zu schaffen, auf die man zurückblicken und sagen kann: Oh, das war ein toller Augenblick für diesen Song, weil diese Person dabei war.

Christopher singt «Led Me To You» mit dem lokalen Künstler Remo Forrer (Teilnehmer des Eurovision Song Contest für die Schweiz in Liverpool 2023)
Indiespect: Ihr habt eure erste Show in Zürich im Exil im Jahr 2020 gespielt. Das war kurz bevor die Pandemie richtig losging. Wie hast du diese Show und die Europatour im Allgemeinen in Erinnerung?
Christopher: Ich erinnere mich, wie ich mit den Jungs im Bus sass und auf die Zahlen schaute und dachte: Oh, 450 Infizierte in der Schweiz. Das könnte eine ernste Sache werden. Dann kamen wir von der Tour nachhause und die ganze Welt stand still. Aber unterwegs zu sein war eine unglaubliche Erfahrung. Es war eine meiner ersten Europatouren. Ich erinnere mich, dass es etwa 250, vielleicht 300 Leute waren. Wir waren so dankbar, dass die Leute überhaupt kommen und uns sehen und mitsingen wollten. Das war toll. Jetzt wieder hier zu sein und in einer Halle mit der dreifachen Kapazität zu spielen, ist der Wahnsinn.
Die Fankultur ist sehr loyal. Einmal ein Fan, immer ein Fan.
Indiespect: Mit deinem Song «CPH Girls» hattest du einen Streaming-Hit in China, der dir diesen riesigen Markt eröffnet hat. Für deine asiatischen Fans musst du ein exotischer Popstar sein, so wie es K-Pop-Stars für uns Europäer sind. Wie fühlt sich das für dich an? Und was ist der Hauptunterschied zu anderen Fans?
Christopher: Sie sind ein bisschen hysterischer und stellen dich auf ein Podest. Wenn du ein Popstar bist, bist du ein Popstar. Die Fankultur ist sehr loyal. Einmal ein Fan, immer ein Fan. Ich liebe es, dort zu sein. Seoul ist eine meiner Lieblingsstädte auf der Welt, und wir spielen dort grosse Shows, auch in China. Es ist einfach ganz anders. Hier sind die Leute cooler und entspannter. Sie kommen, haben eine tolle Zeit und das war's. Sie bauen ihr Leben nicht um dich auf. So fühlt es sich manchmal auch mit den asiatischen Fans an. Als ob es das Wichtigste auf der Welt wäre.
Die Hintergrundgeschichte, wie Christopher in Asien Erfolge feierte.
Indiespect: Wie ist es für dich, zwischen beiden Welten zu wechseln?
Christopher: Ich liebe den Kontrast. Wir haben Shows vor Tausenden von Menschen gespielt, sowohl in Dänemark als auch in Asien, und dann spielen wir wieder in kleineren Venues. Du trittst in grossen Arenen auf und wechselst hin und her. Beides ist grossartig.
Es war ein Erfolgserlebnis, weil es so frustrierend ist, etwas in dieser Sprache zu lernen.
Indiespect: Einmal musstest du innerhalb von 48 Stunden Mandarin für einen Song lernen. Kannst du mir davon erzählen?
Christopher: Ohje, das habe ich gerade wieder durchgemacht. In den ersten 24 Stunden ist es super frustrierend, weil nichts hängen bleibt. Es sind einfach nur Laute. Aber ja, ich habe das Ding damals innerhalb von 48 Stunden gelernt und geschafft, es durchzuziehen. Es war ein Erfolgserlebnis, weil es so frustrierend ist, etwas in dieser Sprache zu lernen. Ich kann dir eine Kostprobe geben. Mal sehen, ob ich mich erinnern kann. Ich habe erst vor ein paar Wochen eine Präsentation in Mandarin gehalten. Das ging etwa so:
Indiespect: Für deine nächste Europatour könntest du überlegen, einen Song in der Sprache des jeweiligen Landes zu lernen und nicht nur einen Künstler aus der entsprechenden Stadt mit euch auf die Bühne zu holen.
Christopher: Auf Deutsch wäre das vielleicht machbar. Beim Schweizerdeutsch bin ich mir das nicht sicher. In den verschiedenen Ländern bräuchte es mit Sicherheit etwas Übung. Aber es wäre natürlich toll.
Indiespect: Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast.
Christopher: Ich danke dir. Tolle Fragen.