Adam Angst im Interview:
Wir werden nie richtige Mucker werden

In Interviews by indiespect

Roman Hartmann und Christian Kruse von «Adam Angst» haben sich vor ihrem Auftritt in im Werk 21 in Zürich ausgiebig Zeit genommen, um über ihr Kontrastprogramm zwischen Job und Band zu sprechen. Zudem sprachen sie ihrem Label «Grand Hotel van Cleef» eine Liebeserklärung aus und erklärten Vergleiche mit Farin Urlaub für einen Ritterschlag. Die ausführlichen Antworten findet ihr unten. Zum Konzertbericht geht es hier.

Adam Angst sind

Felix Schönfuss (Gesang)
Christian Kruse (Bass)
Roman Hartmann (Gitarre)
Johannes Koster (Schlagzeug)
David Frings (Gitarre)

Indiespect: Ich habe gehört Felix ist nicht so wirklich fit, deshalb übernehmt ihr beide das Interview?

Roman Hartmann: Heute ist die vierte Show. Da geht es langsam bergab mit ihm. Er kann nicht so gut im Bus schlafen, mit dem wir fahren. Höchstens zwei bis drei Stunden. Demnach ist er total müde und fertig. Deswegen müssen wir ihn etwas entlasten.

Indiespect: In Interviews habe ich gemerkt, dass ziemlich häufig eure Texte falsch interpretiert werden. Habt ihr damit Erfahrung gemacht?

Roman: Ja, es gibt immer mal Leute, die andere Interpretationen haben. Ich weiss noch ein konkretes Beispiel. Jemand sprach mich auf Damit ich schlafen kann an, die Ballade vom neuen Album. Er sagte dann: da gehts ja um Beziehungsprobleme. Da ist zwar auch diese Stelle mit diesem Bezug, aber es geht eigentlich um etwas viel härteres – nämlich um Depressionen. Da hat man halt gemerkt, dass es gar nicht angekommen ist.

Indiespect: Die politische Aussage von «Neintology» ist ziemlich deutlich. Dadurch scheinen die Leute all eure Texte für bare Münze zu nehmen, selbst wenn diese nicht ernst gemeint sind.

Christian Kruse: Genau das ist das Problem. Die Leute sind immer ein bisschen darauf geeicht, dass alles was wir sagen, komplett ernst gemeint sein muss. Weil wir ernste Aussagen in Richtung Politik machen. Das ist mir zum Beispiel bei der Interpretation von Alexa aufgefallen. Einige Leute haben nicht verstanden, dass wir keine Verschwörungstheorie an den Start bringen. Und dass wir nicht glauben, dass Alexa irgendwann die Menschheit beherrschen wird. Das ist ja totaler Humbug.

Roman: Wir sind auch nicht anti solcher Geräte oder verschliessen uns dagegen. Das ist wie Kruse sagt, dieser schmale Grat. Auf dem ersten Album haben wir auch einen Song gegen das Trinken namens Wochenende. Saufen. Geil. Am Ende des Tages haben wir genügend Leute in der Band, die auch gerne zu viel saufen.

Indiespect: Ihr seid ja neben der Musik alle Vollzeit arbeitstätig. Roman, du arbeitest glaube ich im Booking, oder?

Roman: Ich bin in zwei Locations in Köln als Projektleiter tätig. Ich führe Konzerte für die Halle durch. Ich booke da nix, sondern bin für die Hallenlogistik zuständig. Wir können von Adam Angst nicht leben. Definitiv nicht.

Indiespect: ich habe die Frage deswegen gestellt, weil ich bei euch das Gefühl habe, dass ihr diesen Ausgleich braucht. Was würdet ihr machen, wenn ihr plötzlich durchstarten würdet und ihr nicht mehr beides unter einen Hut kriegt?

Kruse: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, finde ich. Wenn man ein bisschen faul ist und nicht gerne arbeiten geht, dann ist es natürlich ein verlockender Gedanke, zu sagen: ich muss nur noch Musik machen. Davon abgesehen ist Musik auch das, was ich von allen Sachen am liebsten mache. Das ist halt mein Ding. Deswegen fände ich das einerseits total cool. Aber wir haben auch in der Band schon darüber diskutiert. Ich glaube, dass wenn man nur in seiner Musiker-Blase lebt und nix anderes mehr sieht als einen Proberaum, ein Studio und möglicherweise noch mit Fans in Kontakt kommt, man den Blick auf die anderen Dinge im Leben verliert. Dieser ist auch wichtig für Felix’ Texte.

Roman: Das würde ich auch genau unterstreichen. Ich glaube, wenn wir nur von der Musik leben würden, könnte es den Texten schaden. Wir singen schon viel über alltägliche Situationen und holen uns daraus den Input. Manchmal gibts dann halt so krude Ideen wie den Song Alexa, welche irgendwelche Hirngespinste von Felix sind. Dann gibt es aber auch ernste Themen, die man aus dem Alltag nimmt. Dieser ist dann einfach ein ganz anderer. Man fährt nicht mehr morgens früh zur Arbeit und steht im Stau oder muss abends in der vollen Bahn nachhause. Du kennst es nicht mehr, hektisch einkaufen zu gehen und dich da über das Verhalten der Leute zu nerven. Das kriegst du nicht mehr mit, weil du dich einschliesst ins Studio und dich viel mehr mit Songs schreiben beschäftigst. Denn davon lebst du. Dann müsstest du quasi wie beim normalen Job acht Stunden am Tag Songs machen.

Kruse: Man läuft dann Gefahr Scheuklappen zu entwickeln.

Indiespect: Denkt ihr, dass es allgemein einen Einfluss auf die Musik hat, wenn man sich dafür entscheidet, alles auf eine Karte zu setzen und dadurch auch ein finanzielles Risiko einzugehen?

Kruse: Ja. Ich glaube, dass wenn man nicht den Sprung geschafft hat, sofort in Stadiongrösse zu spielen, man als Band auch Sachen machen muss, hinter denen nicht unbedingt stehen kann. Weil sonst die Kohle nicht reicht. Irgendwelche Werbedeals oder sowas. Man darf auch nicht vergessen, dass die Produktion einer Platte mal ein Jahr oder noch länger dauert. In dieser Zeit werden keine Shows gespielt. Wovon lebt man dann?

Roman: Aber das Instrumentale, könnte ich mir vorstellen, wäre eigentlich ganz geil. Wenn wir mehr Zeit hätten, das zu machen.

Kruse: Aber wir wären dann so richtige Mucker.

Roman: Ja… ich werd nie ein richtiger Mucker werden (lacht). Der Zug ist abgefahren.

Indiespect: Habt ihr denn mit anderen Bands, die das zu 100% machen, trotzdem einen guten Kontakt?

Kruse: Wir kennen auch gute Gegenbeispiele. Ich finde zum Beispiel, dass die Texte von Ingo, von den Donots, gerade auf den letzten zwei Platten sehr on point sind. Die sind auch in politischen und gesellschaftskritischen Sachen sehr gut. Die leben schon seit zehn Jahren von ihrer Musik und machen nichts anderes. Von daher, es geht auch.

Indiespect: Ich habe vor Kurzem auch mit Bosse darüber gesprochen. In Deutschland spielt ihr mittlerweile ausverkaufte Clubshows, in Zürich seid ihr noch immer die Underdogs. Könnt ihr euch erklären, warum es länger braucht, bis eine Band oder ein Künstler auch in der Schweiz Fuss fassen kann?

Roman: Darüber haben wir uns eben erst unterhalten, tatsächlich. Als wir die Flyer gesehen haben. Der spielt bei uns im Palladium, mit einer Kapazität von 4000 und hier spielt er im Dynamo.

Kruse: Wenn ich mir das mal so überlege, wie das mit Schweizer Bands in Deutschland aussieht, ist das glaube ich nicht wirklich viel anders. Und es gibt bestimmt Schweizer Bands, die hier ziemlich erfolgreich sind.

Indiespect: Aber hier ist es noch schwieriger als Band rauszukommen. Und die Schweiz ist so klein, dass sie immer wieder an denselben Orten spielen müssen. In Deutschland kannst du immerhin von Kiel bis Freiburg auf Tour gehen. Wie ist denn euer Erfolg in Deutschland entstanden? Durch das zweite Album, oder durch eure Live-Konzerte?

Roman: Ich glaube wir machen schon viel Eigenpromo durchs live spielen. Ich kann es mir auch nicht richtig erklären. Es wurden ja viele Läden hochverlegt. Wir haben erst mal gesagt: wir waren länger weg und die Platte hat sehr lange gebraucht. Wir wollen jetzt nicht direkt mit grossen Läden starten. Weil wir selber nicht wussten, ob das funktioniert oder nicht. Diese wurden dann relativ schnell hochverlegt, was einem natürlich eine Bestätigung gibt und man auch total geil findet. Dass es die Leute immer noch interessiert und sie Bock darauf haben. In Köln ist es glaube ich ein 1000er-Laden, in Hamburg auch. Dann gehst du aber auch wieder runter. Gestern haben wir in München den Club mit 550 an der Abendkasse auf den letzten Meter ausverkauft. Das freut einen total, aber es ist auch wieder die Hälfte der Grösse. Klar, Köln ist quasi unsere Hometown. In München hatten wir natürlich auch ein hartes Konkurrenz-Programm mit den Kassierern (lacht).

Kruse: Ich glaube, dass man das durchaus ein bisschen erklären kann. Wie du gerade schon sagtest, Köln ist unsere Homebase, das ist die eine Sache. In Hamburg ist unser Label ansässig, das ist mit Sicherheit auch ausschlaggebend. Ausserdem haben wir in Hamburg relativ oft auf guten Festivals gespielt, wo uns viele Leute sehen konnten. Dann ist die Szene auch relativ gross für Punk verwandte Musik. Das ist in anderen Städten halt nicht so gegeben. Andererseits muss ich auch sagen, dass 550 Leute für mich total krass ist.

Roman: Ja, klar! Selbst hier haben wir heute 150 Karten verkauft.

Kruse: Es wird auf jeden Fall voll.

Roman: Das ist der Wahnsinn. Dass es 150 Leute gibt, die den Preis X dafür zahlen, um uns abends zu sehen.

Kruse: In Zürich! Relativ weit weg von uns, in einem anderen Land. Das ist schon echt krass. Da kenne ich persönlich aus meiner Vergangenheit ganz andere Konzertabende.

Roman: Oh ja, ich auch.

Kruse: Zwei zahlende Gäste und so.

Indiespect: Was macht man da?

Kruse: Dann spielt man, dann geht man und man denkt: joa, war halt nicht so gut, aber eigentlich waren die ganz nett. Bei mir ist es auf jeden Fall nicht so, dass ich jemals das Gefühl hatte, ich müsse jetzt aufhören Musik zu machen, weil ich keinen Erfolg habe. Im Zuge dieser Tour und den Vorverkaufs-Ergebnissen, die wir so gekriegt haben mit hochverlegt und ausverkauft, hat es schon etwas meinen Mind geblowt (lacht). Ich hab dann überlegt, dass ich ganz ganz lange mit meinen anderen Bands nicht darüber nachgedacht habe, wie viele Leute da wohl kommen. Wenn da 50 Leute waren, war ich genauso zufrieden, wie wenn da 60, 70 oder 100 gewesen wären. Mehr als 120 waren es halt meisten nicht. Das war aber überhaupt nicht schlimm. Wenn es ein guter Tag war und ein gutes Gefühl, war es vollkommen egal. Deswegen ist das was jetzt gerade passiert, für mich echt irre. Das kann natürlich auch eine Momentaufnahme sein. Wir haben ein gutes Label und ein gutes Team im Hintergrund. Wir durften in Deutschland, der Schweiz und auch in Österreich auf krassen Festivals, vor vielen Leuten spielen, obwohl wir erst eine Platte draussen hatten. Dadurch haben wir eine Möglichkeit bekommen, die andere Bands nicht haben. Nach der ersten Platte auf dem Hurricane oder dem Southside zu spielen.

Indiespect: Wie seid ihr überhaupt zum Label Grand Hotel van Cleef gekommen?

Roman: Frau Potz war damals bei Landstreicher Booking.

Kruse: Frau Potz war doch auch bei Delikatess Tonträger. Haben die nicht auch Verbindungen zu Grand Hotel?

Roman: Ich glaube, ja. Felix hatte halt eh Kontakte zu denen. Als er von dieser Idee zu Adam Angst erzählt hat, was das ungefähr sein soll und wie er sich das vorstellt, waren sie sofort super interessiert. Und für uns war es mega geil, weil es halt das grösste kleine Label ist, das es gibt. Zudem sind einfach super nette Leute da, die wirklich die Bands noch wertschätzen, die sie haben. Sie versuchen nicht, einfach jeden Cent rauszudrücken…

Indiespect: Sonst hättet ihr wohl keine drei Jahre Zeit bekommen, um das zweite Album fertigzustellen.

Roman: Nee. Ich wüsste nicht, bei welchem Label wir das hätten durchziehen können. Gerade auch weil 2015 ein super krasses Jahr für uns war und wir viele grossen Festivals und Läden spielen durften. Da war natürlich das Verlangen auch von unserer Seite gross, eine neue Platte zu machen. Es hat halt einfach nicht so geklappt, wie man sich das vorgestellt hat. Ein anderes Label hätte gesagt, hier ist aber der Vertrag, ich brauche das jetzt. Ich will die Kohle, ansonsten könnt ihr mal gucken, dass ihr uns die Kohle zurückgibt. So konnten wir eine Platte rausbringen, mit der wir zufrieden sind. Das wäre anders gewesen, wenn wir eine Deadline gehabt hätten. Wir können echt dankbar sein, dass sie gesagt haben, wir sollen uns Zeit lassen und einfach schauen, dass es eine Adam Angst Platte ist und nicht irgendein Wischi-Waschi.

Indiespect: Das Grand Hotel ist ja auch schon fast eine Art Gütesiegel.

Kruse: Das ist jetzt eine totale Lobhudelei, aber ich finde wirklich, das sind mega gute Leute. Als ich die kennenlernte, habe ich mich sofort zuhause gefühlt. Das ist bis heute so geblieben. Jedes Mal wenn man die irgendwo trifft, ist es total geil. Was ich an denen total schätze ist, dass sie uns in Ruhe machen lassen. Ihnen ist es komplett egal, wann wir mit irgendwas um die Ecke kommen – sie arbeiten trotzdem mit totalem Herzblut. Und die bringen auch Platten raus, von denen sie wissen, dass sie damit fast nix verkaufen werden. Sie machen es einfach, weil sie es gut finden. Das finde ich sehr sehr sympathisch. Das kommt meinem Verständnis von Musik und einem Label etwas mehr entgegen als Profitmacherei.

Indiespect: Ein Grund, weshalb es so lange gedauert hat, bis euer neues Album fertig war, waren ja auch negative Kommentare im Internet nach eurer ersten Platte. Diese haben Felix gemäss eigener Aussage beinahe ein Jahr blockiert. Habt ihr das alle gleich empfunden?

Roman: Wenn einer über Adam Angst herzieht im Internet, dann ist mir das lecker egal. Das sind Meinungen. Wenn einer das scheisse findet, dann darf er das sehr gerne tun. Mir gefallen auch gewisse Bands nicht. Ich persönlich bin nicht der Typ, der viel ins Internet reinschreibt. Aber ich habe halt auch nicht die Texte für dieses Album geschrieben. Deshalb kann es Felix auch härter treffen, weil er sein ganzes Herzblut reingesteckt hat.

Kruse: Auf dem ersten Album ist er auch vorne auf dem Cover. Er wurde von Leuten als Adam angesprochen. Das war quasi er. Da waren wir viel weiter im Hintergrund und hatten das Problem nicht so wirklich. Wir haben es natürlich mitgekriegt, aber das hat uns nicht so sehr tangiert, wie ihn. Ich persönlich verstehe nicht, warum man das Bedürfnis hat, eine Band zu verlinken, damit die das auch wirklich liest und dann über sie herzuziehen.

Roman: Um das vielleicht abzurunden, das war einer der Gründe, warum das so lange gedauert hat. Wir haben immer versucht, ein bisschen pushy zu sein, aber Felix ist natürlich das Mastermind bei dieser Band und auch der Texter. Da fehlt ein massiver Teil, um das Puzzle am Ende zusammenzubekommen. Es war aber auch völlig in Ordnung für uns, dass es so ist. Er hat dann seine eigene Art gefunden, um damit klarzukommen. Jetzt liest er nicht mehr so viele Kommentare. Er hat jetzt seinen Frieden damit geschlossen. Er musste diese Phase durchleben, um verstehen zu können, dass es Leute gibt, die so sind.

Kruse: Was halt auch immer dazukommt ist, dass fiese Kommentare eine andere Gewichtung einnehmen als positive Erlebnisse. Da muss man für sich auch ein wenig realisieren, dass das ein Kommentar ist, man aber wie gestern zum Beispiel vor 550 Leuten gespielt hat, oder in einer Woche vor 1000 Leuten, die sich die Karte nicht gekauft haben, weil sie es kacke finden.

Indiespect: Kommt ihr eigentlich alle aus Köln?

Roman: Ursprünglich kommt niemand von uns aus Köln. Ich wohne in Köln und Felix auch. Kruse kommt aus der Nähe von Osnabrück, Joe aus der Eiffel, aus Schalkenmehren, und der David aus Aachen. Köln ist so quasi der Knotenpunkt.

Indiespect: Also auch, wenn ihr Bandproben machen müsst…

Kruse: Machen wir nicht. Also ernsthaft nicht. Wir proben sehr zielgerichtet. Wenn wir eine Tour vor der Nase haben, schauen wir, dass wir uns für ein Wochenende treffen können und dann wirklich Samstag und Sonntag von morgens bis abends was machen.

Roman: Wir haben einen Proberaum in Köln, den wir uns mit unseren Freunden von KMPFSPRT teilen. Für sowas wie die Tour, haben wir uns zwei Tage ein Studio gebucht, wo wir mit unserem ganzen Equipment arbeiten können. Und noch eine Technikhalle, in der wir eine komplette Stage-Probe, mit Licht und allem machen können. Das was andere Bands 1 bis 2 Stunden, einmal pro Woche machen, haben wir versucht in ein paar Tagen mit acht Stunden durchzuballern. Jeder übt zuhause, was die Technik zum Glück erlaubt.

Kruse: Das ist heutzutage ja wirklich nicht mehr etwas komplett Ungewöhnliches. Wenn ich mir zum Beispiel Mantar anschaue, dieses Duo. Da wohnt einer in Hamburg und der andere in den USA. Die kriegen es auch hin. Das ist durch die Technik und das Internet kein grosses Ding mehr. Manchmal habe ich trotzdem das Bedürfnis öfter zu proben, weil das irgendwie auch geil ist. Es geht aber halt einfach nicht.

Roman: Das schliesst auch an die Frage von vorhin an. Wir gehen alle Vollzeit arbeiten. Ich habe in meinem Job quasi keine Wochenenden und lange Schichten. Wenn du nachhause kommst, musst du gezwungenermassen noch in den drei bis vier Stunden etwas kochen oder eine Serie reinfahren. Dann noch schnell einen Song zu schreiben, ist halt nicht. Die Kreativität ist auch nicht abrufbar. Ich hab mir den Arsch abgearbeitet, bevor wir auf Tour gefahren sind, weil ich die Arbeit noch fertigmachen musste. So habe ich die Erlaubnis bekommen, obwohl bei uns gerade Hochphase ist, zwei Wochen weg sein zu können. Da fragt man dann nicht mehr: Kruse, fährst du mal eben drei Stunden nach Köln, damit wir ne halbe Stunde proben können und fährst dann wieder drei Stunden zurück, bitte.

Kruse: Also, ich würde das natürlich machen, aber die anderen sind halt faul (lacht).

Indiespect: Zum Abschluss noch einmal eine musikalische Frage. «Alexa» hat mich auf Anhiebe an «Dusche» von Farin Urlaub erinnert (hier gibt es den Direktvergleich). Werdet ihr mit diesem Vergleich oft konfrontiert und falls ja, stört es euch?

Roman: Der Vergleich kommt oft. Lustigerweise habe ich gerade gestern mit Felix ein Interview gegeben, wo wir auch darauf angesprochen wurden, ob uns der Ärzte-Vergleich generell stört. Felix sagt auch, dass ihn Farin Urlaub seit seiner Jugend begleitet hat und dass sein Songwriting davon beeinflusst ist. Für mich ist das ein Ritterschlag. Ich war immer Ärzte-Fan. Das war auch eines meiner ersten grossen Konzerte, mein erstes Band-T-Shirt und so. Es war eine Band, mit der ich aufgewachsen bin und mein erster Kontakt zu Rockmusik. Jetzt werde ich mit diesen Leuten verglichen. Selbst Bela B. wurde mal in einem Interview gefragt, was so seine Neuentdeckung 2015 war und da hat er gesagt Adam Angst. Da habe ich echt gedacht: Abgefahren! Der weiss, wer wir sind. Das ehrt mich total.

Kruse: Ja, das war echt krass. Das abgefahrene ist, dass ich Dusche gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Das ist ja von seinen Soloplatten. Ich hab dann irgendwann, nachdem ich den Vergleich das erste Mal gelesen hatte, mir das Video bei Youtube angeguckt. Da dachte ich: Moment mal, das Video kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich glaube das habe ich schon einmal gesehen.

Indiespect: Vielen Dank für eure Zeit und die ausführlichen Antworten. Ich wünsche euch eine erfolgreiche Tour und ein gutes Konzert heute Abend!