Rezension:
Mando Diao – Good Times

In Album-Tipps by indiespect

  1. Break Us
  2. All the Things
  3. Good Times
  4. Shake
  5. Money
  6. Watch Me Now
  7. Hit Me With A Bottle
  8. Brother
  9. Dancing all the Way to Hell
  10. One Two Three
  11. Voices on the Radio
  12. Without Love

Künstler: Mando Diao

Album-Titel: Good Times

VÖ: 12.05.2017

6/10

Mein Verhältnis zu Mando Diao, den Schwedischen Indie-Rockern schlechthin, war schon immer ambivalent. Zwar hatten sie ohne Zweifel tolle Alben und die Stimmen von den beiden Sängern Björn Dixgård und Gustaf Norén harmonierten perfekt. Bei Konzerten wirkten die beiden jedoch oft arrogant und lieferten ein eher lasches Set ab, anstatt eine gelungene Mischung zu finden. Gelegentlich schafften sie es jedoch den Nagel auf den Kopf zu treffen und demonstrierten eindrücklich wozu sie eigentlich in der Lage wären.

Nach dem grandiosen, mit Hits vollbepackten Give Me Fire von 2009 und der Veröffentlichung eines Albums komplett in ihrer Muttersprache (welches in Schweden noch immer das erfolgreichtste der Bandgeschichte ist) drifteten Mando Diao immer weiter ab. Mit Ælita veröffentlichten sie 2014 eine 80s angehauchte Platte mit einem der schrecklichsten Albumcover, das die Welt je gesehen hat. In der ehemals sehr erfolgreichen Truppe schien die Luft draussen zu sein. Nach Keyboarder Mats Björke 2014 verliess ein Jahr später mit Gustaf Norén auch einer der Sänger die Band.

Das schien bereits der Anfang vom Ende für die Schweden zu sein. Dass sie sich dennoch entschieden, ohne den markanten Sänger weiterzumachen, überraschte so manchen. Konzerte wurde gespielt, aber neue Musik liess auf sich warten.

Am 12. Mai 2017 veröffentlichten Mando Diao nun endlich ein neues Album. Die Platte trägt den Titel Good Times und lässt Ælita zum Glück wieder etwas vergessen. Zwar fehlt der Stimmwechsel von Norén und Dixgård, aber letzterer vermag auch ohne seinen früheren Bandkollegen zu überzeugen.

Mando Diao bleibt Mando Diao

Die Schweden legten im Hinblick auf die Veröffentlichung von Good Times eine beeindruckende Promo-Tour hin. Überall waren sie zu Gast und gaben unzählige Interviews. Dabei wirkten die einzelnen Mitglieder gelöst, als wären sie von der Last des Verlustes von Gustaf Norén endlich befreit.

Ganz klar zeigt sich auch beim aktuellen Album, dass es die Schweden noch drauf haben. Aber es gibt nebst den ganz grossen Tracks auch wieder vieles, das leider einfach dahinplätschert.

Track by Track

Der Opener Break Us ist damit jedoch auf keinen Fall gemeint. Die ruhige, mit Klavier begleitete Nummer ist eine wunderschöne Komposition, welcher durch Dixgårds markante Stimme zusätzliche Tiefe verliehen wird.

Mit All The Things wird der Tanzmotor angeworfen. Ein treibender Beat und der Mix aus den besten Elementen aus Rock und den 80s sorgen für Abwechslung. Die Erwartungen steigen in die Höhe. Sind Mando Diao zu alter Stärke zurückgekehrt?

Good Times ist der titelgebende Track und wird einem Pro-7-Redakteur einen kleinen Freudentanz entlockt haben. Im inneren Auge kann man bereits die Serientrailer des Senders mit diesem Song hinterlegt sehen. Das macht ihn aber keineswegs zu einer schlechten Nummer.

Bereits vorab veröffentlicht, aber immer noch der beste Song auf der neuen Platte: Shake. Björn und seine Jungs haben es geschafft einen weiteren potenziellen Mando-Hit zu schaffen. Wie Dance With Somebody hat auch er die Eigenschaft tagelang im Ohr zu bleiben und einen nicht mehr loszulassen.

Mit Money kommt die Ambivalenz zurück. Funky angehaucht, aber mit extremem Nerv-Potenzial wenn es zum Refrain kommt. Das Money Money Money mit Computerstimme geht einfach nur auf die Nerven und wirkt völlig deplatziert. Es hätte ein guter Song werden können, aber auf der Zielgerade ging wohl etwas schief.

Zum Glück geht es jetzt nicht stetig bergab. Watch Me Now ist eine mittelschnelle Nummer, die vor allem durch die Melodie punkten kann. Sie wirkt nicht verkrampft, sondern kommt leicht und eingängig daher.

Hit Me With A Bottle könnten böse Stimmen bei besagtem Titel wörtlich meinen. Zu oft hatten Mando Diao genau Songs in dieser Art in ihren Live-Sets. Diese eignen sich vielleicht für ans Lagerfeuer. Aber auf einem Studioalbum und auf der Bühne wirken sie einfach nur langweilig.

Die Schweden schaffen es zum Glück nach einem Tiefpunkt immer wieder sich aufzurappeln. Brother ist ebenfalls einer dieser Wendepunkte. Durch die Dynamik und den Spannungsaufbau wirkt dieser langsame Titel zu keiner Zeit langweilig oder belanglos. Der Song liesse sich gut für eine melancholische Szene in einem Western verwenden.

Farbe bringt auch Dancing All The Way To Hell ins Album. Der Aufbau ist spannend und wird auch beim Live-Publikum gut ankommen. Der ruhige Anfangsteil führt in einen zum Klatschen animierenden Rhythmus, welcher sich wiederum in einen tanzbaren Groove verwandelt.

Langsam scheinen die Good Times jedoch vorbei zu sein. Bei One Two Three geht nicht mehr allzu viel und auch die Voices On The Radio hinterlassen keinen bleibenden Eindruck im Gehörgang.

Mit Without Love schliessen die Schweden ihr neustes Werk ab. Eine ruhige, träumerische Nummer, die sich perfekt als Abschluss eigenet. Noch etwas treiben lassen und in Erinnerungen schwelgen. Man wird mit einem Gefühl einer Sommerbrise und Freiheit entlassen.

Fazit

Es ist wie verhext mit Mando Diao. Es lässt sich nie eine abschliessende Meinung bilden. Zweifelsfrei sind auch auf Good Times wieder Perlen enthalten, aber die überschwängliche Freude bleibt durch einige Tiefflieger nie richtig lange bestehen. Jedoch scheinen sich die Schweden nach den Ausstieg von Gustaf Norén wieder gefunden zu haben und sie scheinen die Freude an ihrer Musik zurückgewonnen zu haben. Und es ist trotz aller Ambivalenz schön zu wissen, dass Mando Diao noch da sind.