Biffy Clyro in Winterthur:
Grosse Songs und geniale Lichtshow

In Reviews by indiespect

Zielbau Arena? Was ist das?

Oft hörte man die gleiche Reaktion, wenn vom Konzert von Biffy Clyro in Winterthur gesprochen wurde. Beinahe niemand wusste so recht, wo das Konzert stattfindet, bis klar wurde, dass die Eishalle Deutweg vor kurzer Zeit im Zuge eines Sponsoringvertrages in Zielbau Arena umbenannt wurde. Mit einer Kapazität von 4’300 Zuschauern bot sie Platz für mehr als genug Biffy-Fans. Auch wenn die Schotten in anderenorts weitaus grössere Hallen zu füllen vermögen, scheinen sie hierzulande immer noch den Status zwischen Geheimtipp und Megastars zu haben.

Der Support-Act: Arcane Roots

Vor ziemlich genau einem Jahr spielten Arcane Roots in der kleinen Bar «El Dorado» beim Zürcher Limmatplatz. Am vergangenen Mittwoch traten zusammen mit Biffy Clyro in der weit über das zehnfach grösseren Eishalle auf. Die Engländer sind sich solche Dimensionssprünge ihrer Auftrittsorte durchaus gewohnt. So eröffneten sie 2013 für Muse die Konzerte in Italien und der Schweiz, anlässlich deren riesigen «Unsustainable»-Stadion-Tour, mit Kapazitäten um 45’000 Zuschauer.

Zu Beginn noch eher spährisch, legten Arcane Roots bei jedem Song eine Schippe drauf. Immer härter und schneller lautete die Devise. Die Halle war zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich überschaubar gefüllt. Hinter dem Mischpult standen erst eine handvoll Leute. Nichtsdestotrotz gab die Band alles, trat sympathisch und dankbar auf. Zwar wurde artig applaudiert, aber wirkliche Stimmung wollte während dem Auftritt der Opener in der Zielbau Arena nicht wirklich aufkommen.

Schottisches Lichtgewitter mit Biffy Clyro

Bevor die eigentliche Attraktion des Abends auf dem Programm stand, füllte sich die Arena immer weiter. Auf der Seite konnten die Besucher zwar noch locker nach vorne kommen und auch in den hinteren Bereichen war immer noch Platz vorhanden. Pünktlich um 21 Uhr standen die Herren von Biffy Clyro auf der Bühne. Während Sänger Simon Neil noch mit einem lockeren Überwurf seinen Oberkörper bedeckte, waren die bedien Johnston-Brüder an Bass und Schlagzeug bereits ohne Shirt auf die Bühne getreten.

Biffy Clyro in der Zielbau Arena Winterthur

Nach einem spannungssteigernden Intro ging es mit «Wolves of Winter» mit einem Knall los. Der Opener des neuen Albums «Ellipsis» vereint die melodiöse und die rockige Seite der Band. Bereits ab «Living Is a Problem Because Everything Dies», dem zweiten Song des Sets, setzte eine tolle Lichtshow ein, die sich über das gesamte Konzert ziehen würde.
Auf Visuals wurde komplett verzichtet, dafür wurde jeder Titel wunderschön mit Licht unterstützt. Nach etwa 20 Minuten hielt auch den Frontmann nichts mehr in seiner Oberkörper-Bekleidung – sehr zur Freude der weiblichen Zuschauer.

Die Song-Auswahl bot einen Querschnitt des musikalischen Gesamtwerkes der Band. Natürlich war der Schwerpunkt auf das neuste Werk gerichtet. Mit «Animal Style», «Howl», «Herex» oder dem eingangs erwähnten «Wolves of Winter» bietet auch «Ellipsis» wieder hochkarätiges Material, welches live noch einmal ein neues Level an Energie versprüht. Mit je sechs Tracks waren aber auch die Vor- und Vor-Vorgänger-Alben «Opposites» und «Only Revolutions» gut vertreten.

Egal ob beim ruhigeren «Black Chandelier» oder dem kratftvollen «That Golden Rule» – Biffy Clyro zeigten wieder einmal aufs Neue auf, wie zahlreich ihre grossartigen Songs sind. Erst nach 23 Stücken beendete die Band mit «Whores» ihr offizielles Set. Nach kurzer Verabschiedung von der Bühne kehrten mit «The Captain», «People» und «Stingin‘ Belle» noch einmal für drei energiegeladene Zugaben zurück.

Die Arena wurde während des gesamten Konzertes in schönstes Licht getaucht. Hier mit Laserstrahlen an der Decke.

Auch die frei wählbaren Sitzplätze boten einen spektakulären Blick auf die Bühne.

Fazit

Zwar hätte die Arena noch den ein oder anderen Zuschauer mehr vertragen können, aber das Konzept mit der freien Steh- oder Sitzplatz-Wahl war eine angenehme Abwechslung. So konnte man während des Auftrittes seinen Standort ohne grosse Mühen wechseln, um Biffy Clyro aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Die Band selber trat wie gewohnt extrem sympathisch und bescheiden auf. Biffy ‚Fucking‘ Clyro brauchen keinen Hochmut um zu überzeugen – ihre musikalische Qualität und die Energie machen das ganz alleine. Dass eine Band über zwei Stunden alles gibt, ist auch nicht selbstverständlich. Dadurch kamen wir in Genuss von insgesamt 26 hochkarätigen Songs. Biffy Clyro sind definitiv immer wieder einen Besuch wert. Eine vielseitige Band mit Charakter.