Pegasus im Kaufleuten:
Bieler Heimspiel in Zürich

In Reviews by indiespect

Eine neue Ära für Pegasus

Mit Beautiful Life veröffentlichten Pegasus im Juni ihr fünftes Studioalbum. Es ist das erste Album seit dem Ausstieg von Gitarrist Simon Spahr im April 2016. Aufgenommen haben die Bieler das Album in Berlin, wo die drei Musiker mittlerweile leben. Zudem haben sie mit Columbia Germany einen Labelvertrag unterzeichnet – ein grosser Schritt für eine Schweizer Band. Für eine Clubtour sind Pegasus derzeit in ihr Heimatland zurückgekehrt. Live werden die drei verbliebenen Gründungsmitglieder Noah Veraguth, Gabriel Spahni und Stefan Stefan Brønnervom Zürcher Keyboarder Christian Wild sowie dem Winterthurer Gitarristen Martin Deplazes unterstützt.

Husky Loops

Pegasus: Eine Mischung aus neuem Material und alten Radio-Klassikern

Pegasus liebt Zürich – Zürich liebt Pegasus

Am vergangenen Donnerstag machten Pegasus Halt im Kaufleuten Zürich. Wie schon beim Tour-Abschluss der Love & Gunfire-Tour war der Klubsaal bis ganz nach hinten gefüllt. Nach dem stimmungsvollen Einstieg mit der dänisch-schweizerischen Band KARAVANN mit ihrem australisch-stämmigen Sänger Ryan Sanders betraten nach einer kurzen Umbaupause die Bieler die Bühne im Kaufleuten. Mit kristallklarem Sound eröffneten Pegasus den Konzertabend. Den Fokus legte die Band noch stärker auf ihr aktuelles Album, als es bei den diesjährigen Festivalauftritten der Fall gewesen war.

Spoon

Nur selten war das Cover-Motiv von Beautiful Life zu sehen.

Als alleiniger Redner erzählte der lockenköpfige Sänger Noah Veraguth bei den neuen Songs Anekdoten zu deren Entstehung. Ebenso erklärte er Zürich zur Homebase der Band, was den angereisten Fans aus Biel natürlich etwas missfiel. Jedoch sind in Zürich viele Wegbegleiter der Band zuhause, die ebenfalls am Konzert im Kaufleuten anwesend waren. Dieser Umstand machte den Auftritt für Pegasus noch spezieller. Beispielsweise befand sich Produzent Roman Camenzind unter den Zuschauern. Dieser hatte den neuen Song Frozen River mitgeschrieben. Deshalb durfte der anspruchsvolle Titel im Set nicht fehlen. 

Zwar gibt es bei Pegasus einige Abläufe und Ansagen, die sich von Konzert zu Konzert wiederholen, dafür boten sie musikalisch ein abwechslungsreiches Programm. Die Entstehungsgeschichte von God Knows sorgte für einige Lacher im Publikum. Frühaufsteher Noah und Nachtschwärmer Gabriel schrieben den Song, während sie zusammen in einer WG lebten. Der chronische Morgenmuffel Gäbu war ausnahmsweise frühmorgens extrem gut drauf, was dem Umstand geschuldet war, dass er erst gar nicht geschlafen hatte. Noah sass bereits mit einem Kaffee in der Wohnung, als sich die beiden begegneten und spontan am Titel tüftelten.

Spoon

Nicht nur den Titel «God Knows» teilen die Bieler mit Mando Diao. Auch das Mikrofon wird, wie bei den Schweden, geteilt.

Akkustischer Ausflug ins Publikum

Plötzlich wurde es leer auf der Bühne. Von den hinteren Rängen beinahe unbemerkt, machten sich die Musiker auf den Weg in die Mitte des Saals. Es folgte ein stimmungsvolles Akustik-Intermezzo. Wer nicht einen Platz auf der Galerie hatte oder direkt in der Nähe der Musiker stand, konnte erst beim sanften Einstieg in den Olympia-Song Skyline von 2012 einen Blick auf Noah’s Hinterkopf erhaschen.

Spoon

Noah Veraguth prüft die Mitmachfreudigkeit der Zuschauer auf der Galerie

Ricola-Lieferung gegen Heiserkeit

Die Bieler verausgabten sich so sehr, dass es allmählich Auswirkungen auf die Stimme des Sängers hatte. Dem wahrscheinlich eher als Witz gemeinte Aufruf, ob denn jemand im Publikum zufällig ein Ricola dabei habe, wurde extrem schnell nachgekommen. Bereits nach wenigen Sekunden flog ein gelbes Päckchen auf die Bühne. Da es sich mit einem Ricola im Mund schlecht singen lässt, musste Noah Veraguth den Bonbon etwas zu schnell wieder loswerden, als dass er seine Wirkung hätte entfalten können. 

Die angekratzte Stimme konnte etwas geschont werden, wenn die Zuschauer bei Hits wie I Take It All oder Digital Kids lautstark mitsangen. Als im Zugabenblock nach der Bandvorstellung das von Gäbu geschriebene Last Night On Earth folgte, gab es kein Halten mehr. Das bunt gemischte Publikum unterstützte ihre Lieblings-Bieler voller Inbrunst.

Spoon

Da lacht sogar der Brønner. Pegasus nach ihrem gelungenen Heimspiel in Zürich.

Fazit

Die ganz grossen Überraschungen bleiben bei einem Pegasus-Konzert meist aus. Aber gute Stimmung für die ganze Familie ist immer garantiert. Die Bieler haben in ihrer Karriere zahlreiche Songs geschaffen, die ziemlich jeder Schweizer mitsingen kann. Dass ihnen das Gleiche auch in Deutschland gewinnt, ist den sympathischen Musikern auf jeden Fall zu wünschen.