The Boxer Rebellion im Komplex Klub: Britischer Charme in Zürich

In Reviews by indiespect

Die Zeit der Openairs ist vorbei und mit der Winterzeit startet auch die Hochsaison der Club-Konzerte. Ein solches fand gestern im Komplex Klub in Zürich statt. Die britische Band The Boxer Rebellion sorgte dafür, dass die klirrende Kälte von draussen im Nu verflogen war.

Viele hatten bei den eisigen Temperaturen den Weg nach Zürich gefunden und so war der Komplex Klub sehr gut gefüllt, als der Support-Act des gestrigen Abends, die Basler Band END, die Bühne betrat. Ziemlich oft werden Schweizer Bands als Vorgruppen für die Schweizer Konzerte ausländischer Acts gebucht. In diesem Falle haben die Jungs aus Basel aber die Möglichkeit für The Boxer Rebellion bei all ihren Tour-Auftritten im deutschsprachigen Raum als Opener zu spielen. Dies ist natürlich eine ausgezeichnete Plattform, um sich über die Grenzen hinaus einen Namen zu machen.

END bei ihrem Auftritt im Komplex Klub

END bei ihrem Auftritt im Komplex Klub

Bereits im April dieses Jahres hatte ich die Möglichkeit die Band im Albani Music Club in Winterthur zu sehen. Das Gratis-Konzert fand einen Tag vor Veröffentlichung des Debut-Albums «People of the Stream’s Mouth» statt und in diesen wenigen Monaten ist musikalisch einiges gegangen. Der Sound wurde insgesamt satter und energiegeladener. END liessen die Bässe dröhnen und geizten nicht mit Strobo-Effekten. Die Band sorgte mit ihrem eigenen, speziellen Alternative-Rock-Stil für einen fulminanten Start in den Konzertabend und erspielte sich während ihres 30-minütigen Auftrittes die Gunst des Publikums.

Um 21.30 betraten die Mitglieder von The Boxer Rebellion um Sänger Nathan Nicholson die Bühne und starteten mit dem eher ruhigen Titel «The Gospel of Goro Adachi». Als beim zweiten Track «Tacke Me Back» zum ersten mal die Rhythmusgitarre einsetzte, war der Gesang beinahe nicht mehr zu hören. Die Abmischung zeigte sich als ziemliches Problem, wenn man wie wir ganz vorne stand. Zum Glück besserte sich dies im Verlaufe des Konzertes. Jeder der Musiker war komplett in seinem Element und die Songs wurden voller Gefühl und mit dem Drive einer Live-Version performt. Immer wieder sprach Nathan zum Publikum und redete sich dabei häufig um Kopf und Kragen. Als er dem Zürcher Publikum zum Beispiel mit den Worten «That’s an earls wave» zuwinkte, wurde er sogleich vom Bassisten Adam Harrison mit den Worten «That’s a queens wave» korrigiert. Woraufhin er leicht verschmitzt antwortete «Ah yes! The old bitch!». 

Nathan Nicholson von The Boxer Rebellion in seinem Element

Nathan Nicholson von The Boxer Rebellion in seinem Element

Die umfassende Setlist war ein Querschnitt durch alle vier Studioalben der Briten und enthielt ruhige gefühlvolle Tracks und schnellere Nummern wie «Evacuate» aus dem 2009 erschienenen Album Union. Beim Song «New York» wurde kurzerhand die Stadt in «Zurich» umgetauft und bei «Diamonds», einem meiner persönlichen Favoriten wurde nach dem Lied noch ein Refrain nur zum Mitsingen, ohne Instrumente angehängt. Das Publikum im Komplex Klub war sehr angenehm, sodass auch ruhigere Tracks ohne viel Geschwafel genossen werden konnten. Als The Boxer Rebellion kurz nach ihrem «letzten» Track für die Zugabe zurückkamen, wurde auf Wunsch mit «Flashing Red Light Means Go», ein zusätzlicher Song, welcher sich nicht auf der Setlist befand, zum Besten gegeben. Beim definitiv letzten Song «Watermelon» suchte Nathan noch den Weg ins Publikum. Sehr weit kam er dabei allerdings nicht, weil das Kabel seines Mikrofons zu kurz war.

Die extrem sympathische Band liess sich nach dem Konzert keine fünf Minuten Zeit und stand schon kurz nachdem der letzte Ton richtig verklungen war am Merchandise-Stand um Autogrammwünsche zu erfüllen. Ich hatte vor kurzem in einem CD-Laden in Tokio eine Japan-Edition von The Boxer Rebellion entdeckt und wollte diese natürlich signieren lassen. Sogleich wurde mir das Booklet aus der Hand genommen und durch die ganze erstaunte Band durchgereicht. Noch keiner von ihnen hatte diese Version je offen gesehen. Wie mir Sänger Nathan erzählte, habe er einmal einen Stapel dieser Version in genau diesem Tower Records Store in Shibuya, Tokio, selbst verkauft. Er war hoch erfreut, dass sie die CDs dort scheinbar tatsächlich verkaufen.

Japan-Edition des 2005 erschienenen Albums «Exits»

Japan-Edition des 2005 erschienenen Albums «Exits»

Ich hoffe die Band kommt bald wieder einmal auf einen Besuch in der Schweiz vorbei. Die komplette Setlist ihres gestrigen Auftrittes gibt es hier.