Openair Lumnezia: Musikalische Highlights in allen Wetterlagen

In Reviews by indiespect

Am 25. und 26. Juli fand bereits zum 30. Mal das Openair Lumnezia im «Tal des Lichts» in Degen, Graubünden statt. Dies wurde mit einem äusserst ansehlichen Line-Up gefeiert.  Wer rockige Klänge mag, war mit Bands wie den Kaiser Chiefs, Blood Red Shoes oder Placebo äusserst gut bedient.

Bei strahlendem Sonnenschein war am Freitag jeder kurz nach der Ankunft an diesem wunderschönen kleinen Festival in bester Konzertlaune. Das Alpenpanorama versetzte auch die Musiker auf der Bühne ins Staunen. Als es langsam eindunkelte nahmen um etwa 21 Uhr die aus Leeds stammenden Jungs von Kaiser Chiefs das Zepter in die Hand. Die Formation rund um Frontmann Ricky Wilson hatte den Höhepunkt ihrer Karriere bestimmt schon im Jahre 2007, als ihr Song «Ruby» die Charts stürmte und jeder die Band oder zumindest diesen einen Song kannte. Nach zwei eher mittelmässigen Alben ist der Sound auf dem neuen Album «Education, Education, Education & War» endlich wieder frischer geworden. Doch dies ist bestimmt nicht die einzige Veränderung. Ricky hat in den letzten drei Jahren massiv an Gewicht verloren und sieht aus wie ein anderer Mensch.

Die Kaiser Chiefs am 30. Openair Lumnezia in Degen, Graubünden

Die Kaiser Chiefs am 30. Openair Lumnezia in Degen, Graubünden

Meiner Meinung nach waren die Kaiser Chiefs immer eine Band, welche gut Stimmung machen konnte, aber bestimmt nicht mit einem wirklich tollen Gesang brillierte. Aber was die Jungs an diesem Abend ablieferten konnte sich wirklich sehen lassen. Frischer denn je spielten sie Hit um Hit und brachten immer wieder neue Songs ins Set, welche live allesamt sehr gut wirkten. Eine allfällige Clubtour wird bestimmt interessant. Bleibt zu hoffen, dass von Ricky & Co. in Zukunft wieder etwas mehr hängen bleibt, denn sie sind auf bestem Weg dazu.

Am früheren Samstagabend, bereits um 17.40 war ein weiteres Highlight angesagt. Die Blood Red Shoes – das Alternative-Rock-Duo aus Brighton – sind seit jeher bekannt für ihre treibende Live-Qualität. Nur Gitarre und Schlagzeug sowie die Stimmen von Drummer Steven Ansell sowie seiner Bühnenkollegin Laura-Mary Carter braucht diese Band um die Zuschauer zu rocken. Wenn man bedenkt, dass diese Formation bereits seit 2004 existiert, scheint es schier unglaublich, dass ihnen der endgültige Durchbruch noch nicht gelungen ist.

Laura-Mary Carter und Steve Ansell von den Blood Red Shoes am Openair Lumnezia 2014

Laura-Mary Carter und Steven Ansell von den Blood Red Shoes am Openair Lumnezia 2014

Scheinbar scheint es den zweien jedoch in diesen führeren Slots zu gefallen, hauptsache sie dürfen spielen und die Menschen zum Tanzen bringen. Noch nie hat ein Konzert dieser Band enttäuscht und das neue selbstbetitelte Album «Blood Red Shoes» ist jedem wärmstens zu empfehlen.

Schon fast vergessen war die durchregnete Nacht und das Zelt, das einen bei jeder Berührung daran erinnerte. Und der absolute Höhepunkt lag da sogar noch vor einem.  Mit etwas gemischten Gefühlen schaute ich im Vorfeld dem Auftritt des Headliners Placebo entgegen. Bereits vier mal hatte ich sie im Vorfeld gesehen, zuletzt im November 2013 im Hallenstadion. Nach diesem Auftritt konnte ich aufgrund der nicht vorhandenen Interaktion seitens des Sängers Brian Molko mit dem Publikum, eine ganze Weile nicht mehr richtig Freude empfinden, an einer Band, die ich eigentlich sehr mochte. Zum Glück änderte sich das an diesem Abend alles wieder. Bereits nach dem Opener «B3» waren alle Sorgen verflogen. Ein bestens gelaunter Brian Molko begrüsste das Publikum und bedankte sich, dass es trotz dem schlechten Wetter bis zum Schluss durchhält. Wo im Hallenstadion noch eine äusserst merkwürdige Bühne mit sinnfreien halbtransparenten Vorhängen war, unterstützte die Engländer am Samstag eine LED-Leinwand, welche sich perfekt in das Live-Feuerwerk einfügte.

Placebo in Höchstform und somit würdiger Abschluss vom 30. Openair Lumnezia

Placebo in Höchstform und somit würdiger Abschluss vom 30. Openair Lumnezia

Die Setlist liess ebenfalls nur wenig zu wünschen übrig. Leider fehlen seit der Battle For The Sun Tour immer noch Tracks wie «Breathe Underwater» oder «Battle For The Sun», dafür wurde das Publikum mit zahlreichen Klassikern wie «Every Me, Every You», «The Bitter End», «Song To Say Goodbye» oder dem Live-Kracher «Infra-Red» entschädigt. Eine perfekte Show, welche bei mir noch lange nachhallen wird. Danke Placebo, danke Openair Lumnezia! Es war den Dreck wert, den ich nachhause gebracht habe. Mögen weitere 30 Jahre folgen!