Schweisstreibender Konzertabend im Bogen F: Friska Viljor bringen Zürich zum Kochen

In Reviews by indiespect

Vor gar nicht allzu langer Zeit, genauer gesagt am 31. Januar 2015, spielten Friska Viljor in Vollbesetzung ein Konzert im Salzhaus in Winterthur. Damals waren die sympathischen Bartträger mitten im verzögerten Aufnahmeprozess zum neuen Album «My Name Is Friska», welches hierzulande am 12. Juni veröffentlicht wird. Deshalb mutierte der Abend zu einer äusserst unterhaltsamen «Pleiten, Pech und Pannen»-Show. Vergessene Songtexte, Ärger mit der Technik und einige andere Probleme, welche andere Bands schwitzen lassen würden, sorgten für ein denkwürdiges Erlebnis. Den kompletten Bericht dazu könnt ihr hier noch einmal nachlesen.

Gestern war das aus Stockholm stammende Indie-Rock-Duo Friska Viljor wieder in Zürich zu Gast. Diesmal war die Formation auf die Hauptbesetzung Joakim Sveningsson und Daniel Johansson geschrumpft. Dass die beiden keine Band im Rücken brauchen, um eine Location zum Kochen zu bringen, bewiesen sie im Bogen F eindrücklich. Der direkt unter dem Viadukt nahe dem Bahnhof Zürich Hardbrücke gelegene Veranstaltungsort, wird seit Sommer 2010 von der Stiftung Netzwerk, einer Non-Profit-Organisation, betrieben und bietet Newcomern sowie Altmeistern eine Konzert-Plattform mit ganz speziellem Ambiente. Der Auftritt der Schweden lockte an diesem Donnerstagabend zahlreiche Besucher an – das Konzert war ausverkauft.

Friska_Viljor_Sold_Out

Bereits beim Auftritt der Basler Sängerin Lena Fennell war die Location gut gefüllt und man konnte erahnen, welche Temperaturen einem im Verlauf des Abends noch erwarten werden. Als kurz nach 22 Uhr die beiden Jungs von Friska Viljor die Bühne im Bogen F betraten, war alles rappelvoll und die Temparatur stieg stetig an. Dies bemerkten auch die Musiker auf Anhieb und betitelten Zürich passenderweise als «Hotspot of Europe».

Das Set wurde mit einigen ruhigeren Songs eröffnet. «Useless» vom 2011 erschienenen Album «The Beginning Of The Beginning Of The End» machte den Anfang. Danach wurden zahlreiche Stücke vom im Juni erscheinenden sechsten Album vorgestellt. Mit Ausnahme der bereits erschienenen Vorab-Single «In My Sofa I’m Safe» waren auch diese Titel eher ruhige Nummern. Viele der neuen Songs beschäftigen sich  mit den Veränderungen im Leben, welche durch das Älterwerden eintreten. Waren die beiden Nordmänner zum Beginn ihrer Karriere noch Aussenseiter und Singles, so sind sie mittlerweile Väter geworden und sind entweder verheiratet oder in einer Beziehung. Die Unsicherheiten und Ängste von früher konnten laut Daniel und Joakim durch die beste Medizin vertrieben werden: Finde jemanden und mache Babies.

Friska Viljor bei ihrem Auftritt im Bogen F

Friska Viljor bei ihrem Auftritt im Bogen F

Wie gewohnt waren die Jungs sehr mitteilungsfreudig und sorgten beim Publikum dadurch für erheiterte und aufgelockerte Stimmung. Daniel schien etwas an Halsschmerzen zu leiden, daher liess er sich während dem Konzert Ingwertee mit Honig und einem Schuss Scotch auf die Bühne bringen. Es scheint also, als hätten die Schweden für jedes Problem die passende Medizin.

Nach einer Vorschau aufs kommende Album wurden nur noch Hits gespielt. Kein Fan kam zu kurz. Mit «Wohlwill Strasse», «On And On», «Arpeggio», «Tell Me» und zwei Zugaberunden steigerte Friska Viljor die Temperatur unter dem Viadukt bis zum Siedepunkt. Der Schweiss tropfte den Musiker und den Zuschauern gleichermassen von der Stirn. Immer wieder wechselte Daniel das Instrument. Mal sass er am Piano, dann am Schlagzeug, später an der Melodica oder er übernahm die Akustik-Gitarre von Joakim, sobald dieser zur Mandoline wechselte. Eine Zweimann-Band die nach viel mehr klingt.

Das Zürcher Publikum machte trotz Hitze während des ganzen Konzertes Stimmung

Das Zürcher Publikum machte trotz Hitze während des ganzen Konzertes Stimmung

Für den Song «Appreggio» stieg Joakim von der Bühne und wanderte quer durch das Publikum. Als zweite und letzte Zugabe durfte natürlich das klassische Abschiedsstück von Friska Viljor auch nicht fehlen. Mit «Shotgun Sister» verabschiedeten sich die schweissgebadeten Schweden von der Bühne. Kurz danach tauchten sie am Merchandise-Stand wieder auf und zumindest Daniel schien sich nicht einmal die Zeit genommen haben, um sich abzutrocknen. Kurzerhand orderte er an der Bar ein Handtuch, weil im der Schweiss beim Unterschreiben auf die Poster tropfte.

Alles in allem: Ein toller Konzert-Abend, mit einer sympathischen und lockeren Band sowie einem begeisterten und aktiven Zürcher Publikum. Wer die Stockholmer gestern nicht sehen konnte, der hat bereits in diesem Jahr wieder die Möglichkeit sie in Zürich zu sehen. Am 8. November spielen Friska Viljor, unterstützt von ihren Live-Musikern, im Stall 6. Tickets gibt es bereits bei Starticket zu kaufen. Auf keinen Fall verpassen!