Ash vs. We Are Scientists: Wettkampf unter Freunden im Zürcher Plaza

In Interviews, Reviews by indiespect

Note for English readers: There is also an English version of the interview with W*A*S*H (We Are Scientists + Ash) available. Just click here to read. I hope you enjoy!

Sonntag ist nicht grundsätzlich der Tag, an dem man die grössten Feste feiert. Aber wenn sich Ash und We Are Scientists die Ehre geben und in Zürich vorbeischauen, kann man getrost mal eine Ausnahme machen. Während gut drei Wochen lieferten sich die beiden Indie-Trios einen Konzert-Wettkampf durch neun Länder in Europa. Die «Masters Of The Euroverse»-Tour führte die Bands durch Holland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Italien, Frankreich, Österreich, Deutschland und die Schweiz. Den zweitletzten Halt machten W*A*S*H  dabei im Zürcher Plaza.

Nach Türöffnung füllte sich der Raum in sehr gemächlichem Tempo, sodass der Beginn von 19.30 Uhr auf kurz nach 20 Uhr verlegt wurde. Eventuell hatte das jedoch auch andere Gründe. Denn Tim Wheeler, Sänger der nordirischen Band Ash, musste sich im Backstage noch das Fussball-Spiel seines Arsenal F.C. fertig anschauen. Das hätte er sich bei einem 1:1 Unentschieden jedoch auch ziemlich gut schenken können.

Auf der aktuellen Tour wechseln sich die beiden Bands mit der Reihenfolge jeweils ab. An diesem Abend standen Ash als erstes auf der Bühne. Das Trio besteht aus dem bereits erwähnten Tim Wheeler am Gesang und der Gitarre, Mark Hamilton am Bass sowie Rick McMurray am Schlagzeug. Bei einem verkürzten Set fanden natürlich nicht alle Ash-Songs Platz, die man gerne hören wollte. So musste auf «Arcadia», «Walking Barefoot» oder «Twilight Of The Innocents» verzichtet werden. Vom neusten, im Mai erschienenen Werk «Kablammo!» wurden drei Songs zum besten gegeben. Mit «Cocoon», «Machinery» sowie «Free» boten die Nordirländer dabei einen guten Querschnitt durch ihr sechstes Studioalbum. «Kablammo!» ist das erste Album seit dem 2007 veröffentlichten «Twilight Of The Innocents». Dazwischen veröffentlichte die Band in den Jahren 2009/2010 für ihre A-Z Series 26 Singles, welche auf 7″ Vinyl oder als Digital-Download erhältlich waren. Weil Ash das Album für tot erklärten, wollten sie nie mehr ein Album veröffentlichen. Von dieser Idee haben sie sich mittlerweile wieder verabschiedet.

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In einer Karriere, die bereits seit 1992 dauert, sammeln sich einige zeitlosen Stücke an. So kam das Publikum an diesem Abend auch in den Genuss von Klassikern wie «Shining Light», «Girl From Mars» oder «Kung Fu». Obwohl die Band mit viel Spielfreude auftrat, löste die Darbietung noch nicht riesige Begeisterungsstürme im Publikum aus. Ash boten eine solide Show und stellten unter Beweis, dass sie auch 2015 noch glaubhaft ihren Teenie-Indie rüberbringen können. Und dies soll keine Beleidigung sein. Mit erwähntem «Girl From Mars» verabschiedete sich die Truppe um Tim Wheeler zum ersten Mal von der Bühne, mit der Ankündigung, dass sie bald mit We Are Scientists zurückkehren würden.

Natürlich durften die aus New York stammenden We Are Scientists vorher auch noch ihr Solo-Set präsentieren, wie es sich für einen gepflegten Wettkampf gehört. Die Indie-Formation besteht aus dem Sänger und Gitarristen Keith Murray, dem Bassisten Chris Caine sowie Schlagzeuger Keith Crane. Letzterer wird noch nicht als offizielles Mitglied gezählt, obwohl er seit 2013 bei allen Konzerten dabei war. Im Vergleich zu Ash sind We Are Scientists fast noch grün hinter den Ohren – die Band wurde im Jahr 2000 gegründet. Mit der gewohnten Lockerheit und Power gingen die Jungs auch im Plaza zur Sache. Wer Songs wie «Nobody Move, Nobody Get Hurt», «Rules Don’t Stop» oder «The Great Escape» im Gepäck hat, kann nicht viel falsch machen. Die Darbietung der drei New Yorker war von Beginn weg frischer als die von ihren Vorgängern. Keith Murray suchte sich zwischenzeitlich den Weg durch die Zuschauer, um bei auf den Tresen der hintersten Bar zu klettern und beim Rückweg mit einer jungen Dame zu tanzen. Solche Aktionen und die extrem sympathische Erscheinung der ganzen Band machen We Are Scientists zu einer eigenen Liga als Live-Band.

Keith Murray von We Are Scientists in Zürich

Keith Murray von We Are Scientists in Zürich

Chris Cain, Bassist von We Are Scientists

Chris Cain, Bassist von We Are Scientists

Nach einer kurzen Umbaupause folgte dann aber das absolute Highlight des Abends. Als Ash und We Are Scientists, allesamt mit den Tour-Shirts ihrer Supergroup  W*A*S*H auf die Bühne kamen und das «Thin Lizzy»-Cover «The Boys Are Back In Town» zum Besten gaben, gab es kein Halten mehr. Von Rivalität keine Spur – im Gegenteil. Man merkte beiden Bands an, wie viel Spass ihnen dieser gemeinsame Auftritt bereitete. Mit «Burn Baby Burn» von Ash oder «Dumb Luck» von We Are Scientists wurden weitere Knaller-Songs beider Bands zum Besten gegeben. Dabei gab die Doppelbesetzung von je zwei Gitarren und zwei Bässen einen spürbaren Schub an Energie. Zwischenzeitlich wollte die Technik von Chris Cain’s Bass nicht mehr so richtig mitmachen, sodass kurzerhand der «Plaza Jam: Part 1» von den übrigen Supergroup-Mitgliedern erfunden wurde. Schliesslich erhielt Cain den identischen Gibson-Thunderbird-Bass wie sein Ash-Pendant – ein herrliches Bild!

Mark Hamilton und Chris Cain – Brothers in Thunderbirds

Mark Hamilton und Chris Cain – Brothers in Thunderbirds

Beim letzten Stück ergaben auch endlich die vollgeschriebenen Zettel auf der Bühne einen Sinn. Dies waren nicht, wie sonst üblich, die Setlisten, sondern darauf Stand der komplette Text des extra für diesen Abend einstudierten Covers. «There Is A Light That Never Goes Out» von «The Smiths» wurde zum ersten und einzigen Mal von Keith Murray am Gesang präsentiert. Die Interpretation konnte sich durchaus hören lassen. Wieder suchte er mit einer Blume bewaffnet den Weg ins Publikum. Nachdem diese an seine Tanzpartnerin vom Solo-Set verschenkt worden war, gesellte sich urplötzlich auch Tim Wheeler mitsamt Gitarre zu ihm. Halb singend, halb tanzend zelebrierten sie den letzten gemeinsamen Song.

Keith Murray und Tim Wheeler – ein Herz und eine Seele

Keith Murray und Tim Wheeler – ein Herz und eine Seele

Ein wirklich denkwürdiger Konzertabend ging mit dieser Darbietung zu Ende. Am Ende kann es in diesem Wettkampf nur einen Sieger geben: W*A*S*H, eine Supergroup, die ihren Namen verdient hat. Wer mit so viel Spielfreude wie Ash und We Are Scientists auf der Bühne steht, der hat definitiv etwas richtig gemacht. Wie nach einer schönen Klassenfahrt werden bestimmt auch bei den beiden Bands nostalgische Erinnerungen an die gemeinsamen Konzerte kommen, sobald sie wieder alleine auf der Bühne stehen. Lange wird das bei beiden nicht dauern. Ash spielen bereits am 2. Dezember wieder eine Show in Bristol, während We Are Scientists an diesem Abend in Southhampton ein Konzert geben.

 

Vor der Show konnte ich mit Keith Murray, Sänger von We Are Scientists, und Rick McMurray, Schlagzeuger von Ash, ein sehr unterhaltsames Gespräch führen. Vielen Dank dafür!

Rick McMurray von Ash (links) und Keith Murray von We Are Scientists (rechts)

Rick McMurray von Ash (links) und Keith Murray von We Are Scientists (rechts)

Indiespect: Bald endet eure «Masters Of The Euroverse»-Tour. Am Dienstag spielt ihr bereits die letzte Show in Paris. Wie fühlt sich das an?

Keith Murray: Oh, viel zu früh. Es ist verrückt. Es fühlt sich schlecht an, schrecklich!

I: Seid ihr überhaupt noch in der Lage, danach eure eigenen Konzerte zu spielen?

Keith: Ich bin nur froh, dass wir nachhause gehen können und uns in einem sicheren, familiären Umfeld wiederfinden. Diese armen Kerle müssen weiter auf Tour gehen. Ich habe mir heute tatsächlich überlegt, ob wir unser Konzert in Northhampton absagen und zu euch kommen können.

Rick McMurray: Das solltet ihr tun!

I: Die Leute würden es bestimmt verstehen…

Keith: (lacht) Naja, ich weiss nicht. Die Leute in Northhampton könnten eventuell nicht so begeistert sein, wenn wir einfach eine Show in London spielen.

I: Ihr musstet bereits euer Konzert in Amsterdam absagen, deshalb musstest du und deine Bandkollegen von Ash das Konzert ohne Keith spielen. Was waren die Gründe dafür? Hatte es etwas mit den Terroranschlägen in Paris zu tun?

Keith: Ich war mit meiner Frau in Paris. Deshalb hatte ich das Gefühl, dass ich sie zuerst nachhause bringen musste, bevor ich auf Tour gehen konnte. Unter diesen Umständen wäre es nicht sehr angemessen gewesen, sie einfach ins Flugzeug zu stecken und zu sagen: «Wir sehen uns in drei Wochen!». Deshalb bin ich mit ihr nachhause geflogen und in der nächsten Nacht zurück. Aus diesem Grund hat es mir nicht rechtzeitig zum Konzert in Amsterdam gereicht.

I: Wie war das Konzert für dich, Rick?

Rick: Es war offensichtlich das beste Konzert!

(grosses Gelächter)

Rick: Nein, wir waren einfach froh, dass Keith seine Frau sicher heimgebracht hat und so schnell er konnte wieder bei uns war. Wir haben einfach eine etwas längere Ash-Show gespielt.

Keith: Es war eine Art Warm-Up. Nicht ein kompletter Abend der «Masters Of The Euroverse»-Tour.

Rick: Dort haben wir eine Menge Cover-Songs gelernt zu spielen. Wir haben auch einige Scientists-Stücke geübt. Chris und Keith (Crane – Schlagzeuger) schafften es dorthin. Unser Set war voller improvisierter Nummern, die sich ins Unendliche ausdehnten. Aber wir sind so vollkommene Musiker, dass wir alles bewerkstelligen können. Die Leute, die um halb elf mit geschlossenen Augen zufällig in unser Konzert geraten wären, hätten sich nur gedacht, warum ist hier Marilyn Manson auf der Bühne?

Keith: Ich glaube vermutlich haben The Cure den Raum für diese Nacht gebucht.

I: Wenn wir schon über eure Cover-Songs sprechen. Wie viele habt ihr für diese Tour einstudiert?

Rick: Keinen.

Keith: Ja, wir haben sie nicht wirklich vorbereitet.

Rick: Wir haben sie erst im Soundcheck eingespielt. Ich glaube, das macht den Charme des Ganzen aus.

Keith: Wir entscheiden und jeden Tag aufs Neue, welches das Cover des Abends sein wird.
«Sweater Song» von «Weezer» war das allererste Cover.

Rick: «Do You Fear The Reaper» hatten wir auch schon.

I: Welchen Marilyn Manson Song habt ihr bei eurem letzen Konzert in München gecovert?

Keith: Wir spielten Beautiful People, welches zu Beginn nicht mein Favorit unter den Marilyn-Manson-Songs war, aber es hat sich in meiner Wertschätzung hochgerockt. Ja, das eigentliche Songwriting kommt erst richtig zur Geltung, wenn wir einen Song spielen.

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I: Wo habt ihr euch überhaupt kennengelernt? Und wie lange ist das her?

Keith: Ich glaub Rick und ich haben uns in Australien getroffen.

Rick: Das erste mal als ich euch spielen gesehen habe, war eigentlich in Belfast, als ihr Vorgruppe von Snow Patrol wart. Das war 2005 oder so.

Keith: Oh, das stimmt! Das war das erste Mal, als wir uns trafen. Ich habe dieses Konzert total vergessen.

Rick: Dann gabst da noch dieses Jägermeister-Festival vor einigen Jahren. Wir spielten auf einem Festival in Deutschland.

Keith: Das weiss ich nicht mehr. Da hatte ich wohl zu viel Jägermeister getrunken.

Rick: Es gab dort diese Bar, die etwa 60 Meter in die Luft ging.

Keith: Aber das Festival hiess nicht wirklich «Jägermeister Festival». Damals sind wir auch nicht wirklich zusammen abgehängt. Ich glaube damals kannte ich Tim flüchtig. Ich bin also irgendwie reingekommen und sagte etwas wie: «Heeeey… Ash!». Aber warst du damals auf der Afterparty?

Rick: Wir waren dort an verschiedenen Tagen und auf unterschiedlichen Bühnen.

Keith: Nein, wir spielten auf derselben Bühne. Aber ich glaube du hattest an diesem Abend schon was vor. Ich glaube ihr habt früher gespielt, weil du noch etaws vorhattest. Entschuldige, das ist jetzt nicht das Spannendste.

Rick: Checkst du schon deinen Twitter-Account? (lacht)

I: Ich dachte es hätte vielleicht mit eurem früheren Schlagzeuger (von We Are Scientists) Andy Burrows zu tun. Er hat ja im letzten Jahr einige Konzerte mit Tim gespielt.

Keith: Nein, nein. Wir haben Andy Burrows zur Bekanntheit gemacht. Erst durch unsere gegenseitigen Freundschaften kennt die Welt Andy Burrows.

Rick: Ich kannte ihn nicht…

Keith: Psst..

Rick: …bis Keith…

Keith: Psst… Jeder hat der Freundschaft zwischen Ash und We Are Scientists Beachtung geschenkt, weil wir zusammen abgehängt sind. Und dann haben sie sich gedacht: «Wer ist dieser talentierte Motherfucker?». Lass uns diesen Typen auschecken.

I: Ich glaube jeder kann sehen, dass ihr alles sehr gute Freunde seid. Könntet ihr euch also vorstellen, eine solche Zusammenarbeit mit einer anderen Band zu machen?

Keith: Ich denke, es gibt auch andere Bands mit denen wir freundschaftlich gesinnt sind. Aber sie müssten wirklich gute Freunde sein, um solch eine Tour zu machen. Ich könnte mir niemals vorstellen diese Tour mit Leuten zu machen, die ich nicht wirklich mag.

I: Reist ihr alle zusammen?

Keith: Ja, wir sind alle im selben Bus, teilen uns die gleiche Crew und sind in der gleichen Umkleide. Das macht Spass. Es ist definitiv nicht nerviger, als wenn du nur mit deiner eigenen Band in der Umkleidekabine wärst.

Rick: Vielleicht macht es einen sogar noch zu einer besseren Person.

Keith: Das stimmt. Ich glaube jeder benimmt sich noch etwas besser.

Rick: Niemand will als Arschloch erscheinen.

Keith: Es ist auch etwas schwieriger in Routinen zu verfallen.

Rick: Die ganzen Tourabläufe werden etwas aufgerüttelt. Wir stellen immer wieder um. Heute werden wir mit Ash den Abend eröffnen, beim letzten Konzert haben We Are Scientists begonnen. Es ist stressiger und alles viel schneller. Die meiste Zeit des Tages verbringen wir damit, Songs zu lernen.

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I: Ash gibt es seit 1992, We Are Scientists seit 2000. Zu dieser Zeit habt ihr bereits richtig grosse Konzerte gespielt und Muse war in diesem Jahr sogar euer Support-Act. Wie seht ihr dem Erfolg entgegen, den sie nun haben? Seid ihr jemals eifersüchtig gewesen?

Rick: Hmm… Ich weiss nicht. Ich mache das einfach gern und es spielt keine Rolle welche Grösse ein Konzert hat. Natürlich wäre es nett so grosse Shows zu spielen, aber ich bin mir sicher, dass es mit der Zeit auch ziemlich langweilig werden würde.

I: Findest du also, dass Club-Shows interessanter sind als Stadion-Konzerte?

Rick: Grosse Shows haben eine Tendenz polierter und produziert zu sein.

Keih: Ich meine, es ist schön solche gigantischen Konzerte zu spielen, aber ich geniesse solche Shows viel weniger.

I: Habt ihr keine Pläne einen Song oder ein ganzes Album zusammen aufzunehmen?

Keith: Wir haben ja bereits einen Titel zusammen aufgenommen (es war ein Cover vom Song «Washington Parks» um Spendengelder für die Multiple-Sklerose-Vereinigung zu sammeln).

Rick: Der nächste Schritt wäre, etwas zusammen zu Schreiben.

Keith: Ja, das stimmt. Wir haben bisher auf Tour keinen Song geschrieben. Es wäre lustig, wenn wir am letzten Abend der Tour einen schreiben würden – und er wäre schrecklich. Wenn es dann so wäre, dass wir sagen: «Ooooh… Also Jungs, wir sehen uns dann in New York»!

Rick: Und noch schnell die Telefonnummer wechseln.

I: Ihr habt mit eine instrumental reduzierte Version einiger Songs vom aktuellen Album «TV en Français» zum diesjährigen Record Store Day veröffentlicht. Vielleicht könntet ihr diese Gelegenheit ja dafür nutzen.

Keith: Stimmt. Das könnte wirklich eine spassige Angelegenheit sein. Ein kleines Release für den Record Store Day zu machen. Keine grosse Geschichte, nur zum Spass.

Rick: Und dann damit richtig durchstarten!

Keith: Ja, richtig verrückt. Dann machen wir eine Welt-Tournee mit dieser Record-Store-Day-Veröffentlichung.

I: Habt ihr schon Festival-Pläne für den nächsten Sommer?

Rick: Ich glaube, wir spielen an einigen Festivals, aber es wurde noch nichts angekündet.

Keith: Habt ihr dieses Jahr ja auch schon gemacht, euer Album ist ja genau rechtzeitig für den Sommer rausgekommen.

I: Wenn wir schon darüber sprechen. Was hat bei euch den Sinneswandel ausgelöst, dass ihr wieder ein Album gemacht habt? 2007 habt ihr gesagt, dass ihr nie mehr ein Album machen würdet und habt 2009/2010 nur noch Singles veröffentlicht.

Rick: Nun ja, wir haben irgendwie den Tod des Albums vorhergesagt. Es war ein bisschen kindisch. Aber 2007 sanken die Albumverkäufe nur noch. Jede Woche wurde es schlimmer und schlimmer. Es schien einfach so, als würden die Leute Musik nicht mehr auf diese Art kaufen. Aber dann hat die Hipster-Szene plötzlich das Vinyl wiederbelebt.

Keith: Um es pragmatisch zu sagen: Der Rest der Industrie ist nicht gewillt zu akzeptieren, dass das Album tot sein könnte. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach war, Promo für 24 Singles, oder wie viele es genau waren, zu machen. Es ist ein ziemlicher Unterschied als wenn du Werbung für ein ganzes Album machst. Wir haben einige EPs herausgebracht und einige meiner Lieblingslieder sind auf diesen EPs, aber es ist wirklich schwierig dafür Presse zu bekommen, wenn man es mit einem Album vergleicht. Für die Medien hat es nicht den gleichen Stellenwert. Es scheint, als wäre die Welt noch nicht bereit, für das was Ash als die neue Regel der Album-Verkäufe erkannt hat.

Rick: Vielleicht werden sie in 50 Jahren merken, dass wir auf der richtigen Spur waren.

Keith: Es ist wirklich witzig. Ich glaube, ich kaufe sehr viel Vinyl, aber höre trotzdem meistens die Lieder als MP3. Ich liebe es Vinyl zu haben und ich kaufe die Platten auch immer, weil ich denke: «Ooh, das brauche ich». Danach wandert sie direkt in meine Plattensammlung. Nur ab und zu, wenn ich mal koche oder so, denke ich. Es wäre doch jetzt lustig eine Platte aufzulegen.

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I: Ihr Jungs von Ash seid riesige «Star Wars»-Fans. Keith, habt ihr auch eine Lieblings-Film-Serie?

Keith: Wir sind ziemlich begeistert von der «Final Destination»-Serie.

Rick: (lacht) Ach wirklich?

Keith: So ziemlich alles mit unglaublich viel Blut ist für We Are Scientists in Ordnung.

I: Also seid ihr mehr Hardcore, als Ash?

Keith: Das würde ich nicht sagen.

Rick: Meistens, wenn sie einen guten Tag haben und eine kleine Party machen, endet das immer an der X-Box.

Keith: Das stimmt. Ich glaube die Sache ist die, dass Ash schon etwas erwachsener sind. Sie machen das Ganze schon länger und kennen die Welt. Wir sind viel einfacher zu erschrecken. Ich glaube ihr seid bei einer «Final Destination»-Vorführung gewesen und dachtet, dass das etwas kindisch sei. Wir hingegen schreien und halten uns die Augen zu. Bei uns funktioniert das noch immer.