The Kooks im ausverkauften X-Tra: «Inside In/Inside Out»-Jubiläum in Zürich

In Reviews by indiespect

The Kooks haben ihr Debütalbum «Inside In/Inside Out» 2006 auf den Markt gebracht und zelebrieren es derzeit mit einer Tour zum 15. Jubiläum. Dass das rechnerisch nicht ganz aufgeht, merkt man schnell. Auch die Band um Sänger Luke Pritchard musste einen Teil ihrer Tour aufgrund der Pandemie verschieben. Scheinbar hat jedoch niemand den Nachholtermin vergessen, das ausverkaufte X-Tra war bereits beim Support-Act STONE fast komplett gefüllt.

The Kooks: Do you want to go to the seaside?

Mit einer Frage und dem Opener des Debüts startet die Geburtstagsfeier. Nur von seiner akustischen Gitarre begleitet, bittet Luke Pritchard das Zürcher Publikum ans Meer. Bei einem Blick in die Menge sieht man deutlich die Indie-Generation der ersten Stunde. Viele im Raum durften bereits beim Release von Inside In/Inside In im Jahr 2006 legal Bier trinken. Für See the World betritt der Rest der vierköpfigen Band die Bühne. Die Musiker fühlen sich untereinander sichtlich wohl und werden von den Fans auf Händen getragen.

Luke Pritchard

Luke Pritchard eröffnet mit «Seaside» den ausverkauften Abend im X-Tra

Luke Pritchard: In der Komfortzone angekommen

Früher kleidete sich Luke Pritchard noch wie der klassische, britische Rockstar. Sein Lockenkopf ist geblieben, doch die Lederjacke ist einem aufgeknöpften Longsleeve-Poloshirt und die Jeans einer luftigen Freizeithose gewichen. Der Sänger scheint nicht mehr den jugendlichen Drang nach Coolness zu verspüren. Wo früher oft eine Ernsthaftigkeit in seinem Blick lag, steht nun ein Dauerlächeln und das stetige Verlangen nach ein Tänzchen am Bühnenrand. Mit den vertrauten Melodien von Songs wie Ooh La oder She Moves in Her Own Way sowie der unverkennbaren Stimme versetzen The Kooks die Indie-Fans in ihre Jugend oder das junge Erwachsenenalter zurück.

Well, ooh la, she was such a good girl to meAnd ooh la, the world just chewed her up and spat her outAnd ooh la, she was such a good girl to meAnd ooh la, the world just chewed her up and spat her out

Ooh La, The Kooks
The Kooks
The Kooks in Zürich

Die musikalischen Einflüsse von The Kooks

Nebst den Indie-Hymnen sind bei The Kooks verschiedenste Einflüsse von Ska, über Reggae bis hin zu Blues spürbar. In den letzten Jahren sind zudem die klassischen Gitarrenparts etwas mehr in den Hintergrund gerückt und der Groove ist dominanter geworden. Dadurch hat es die Band aus Brighton geschafft, abwechslungsreich zu bleiben und noch immer eine Frische auszustrahlen. Doch schon in ihren Anfängen haben die Engländer mit den erwähnten Stilen experimentiert. So schwingen bei If Only Ska-Vibes mit, während Matchbox einen Reggae-Rhythmus besitzt.

She loved her man but loved him twiceI wish I'd been that passengerHaving fun, fly my kiteThe devil inside won't control my lifeAnd too much love, so little hateThe devil inside won't control my fate

If Only, The Kooks

Zwar spielen The Kooks wie es sich für ein Jubiläum gehört (bis auf Time Awaits und Got No Love) alle Songs ihres Debütalbums, doch nachdem sie sich anfänglich nach der Tracklist richten, mischen sie die Reihenfolge und streuen auch Songs wie Bad Habit (2014) oder Connection (2022) ein. Der Shuffle-Modus ist dem Konzerterlebnis zuträglich, denn so kommen die verschiedenen Stile der Band ausgeprägter zum Tragen.

Sam Himself
Gespräche über Religion und Musik im Radio Rasa.

Darum ist Indie noch immer das grösste

Viele werden an diesem Abend dasselbe gefühlt haben. Während die Lieblinge aus der Jugend auf der Bühne stehen, wird man unweigerlich in die Vergangenheit zurückversetzt, eine Zeit, in der Indie-Rock richtig gross war. Diese Zeiten sind zwar vorbei, aber der Indie-Sound fliesst immer noch durch viele Herzen. Zu keiner anderen Musik kann man gleichzeitig so schön leiden und vor Fröhlichkeit und Euphorie tanzen. The Kooks haben mit ihrem nahbaren und energiegeladenen Auftritt dafür gesorgt, dass diese Empfindungen wieder ins Bewusstsein kommen, auch wenn sie manchmal vom Alltag verdrängt werden.

The Kooks
Zwischen Herzschmerz und Euphorie: The Kooks

Eine Portion Naivität zum Abschluss

Es gab eine Zeit, da lief Shine On gefühlt pausenlos am Radio. Auch wenn der Song eingängig war, macht ihn das im Jahr 2008 irgendwie uncool. Dies aber nur aufgrund der eigenen Unsicherheiten. 2023 gibt es den Begriff guilty pleasures zwar noch, aber eigentlich kann man mittlerweile hören, was man möchte. Vielleicht hat das aber auch wieder nur damit zu tun, dass alle älter geworden sind. Vielleicht ist der Track The Kooks auch etwas zu cheesy, deswegen ist er der einzige Hit, der in der Setlist fehlt. Mit Junk of the Heart (Happy) beendet die Band aus Brighton ihr offizielles Set, bevor sie für eine drei Tracks starke Zugabe zurückkehrt. Mit Matchbox, No Pressure und dem unsterblichen Naïve verabschieden sich die Jubilare vom Zürcher Publikum. Glückseligkeit liegt in der Luft.

The Kooks

The Kooks verabschieden sich von ihren Fans

Fazit

The Kooks sind 2023 eine Band, die eine spürbare Gelassenheit und Glück ausstrahlt. Nicht nur scheinen sich die Mitglieder noch immer bestens zu verstehen, die Spielfreude ist geblieben, wenn nicht sogar grösser geworden als früher. Das ist sehr schön zu sehen und somit hat Luke Pritchard seine Mission erfüllt, wenn er singt: I wanna make you happy.