Black Honey sind zurzeit als Support für Royal Blood unterwegs. Vor ihrem geplanten Konzert in Zürich hatte ich die Möglichkeit mit der Band zu sprechen. Die Show musste später kurzfristig abgesagt und verschoben werden, weil sich die Jungs von Royal Blood in Mailand eine Lebensmittelvergiftung eingefangen hatten. Das Konzert findet neu am 19. Dezember statt. Zum Zeitpunkt des Interviews waren alle noch optimistisch, dass der Gig wie geplant stattfinden kann.
Black Honey sind:
Izzy Baxter (Gesang, Gitarre)
Chris Ostler (Gitarre)
Tommy Taylor (Bass)
Tom Dewhurst (Schlagzeug)
Indiespect: Eure Freunde von Royal Blood haben sämtliche geplanten Interview-Termine abgesagt, weil sie sich nicht wohl fühlen. Wisst ihr, was passiert ist?
Tommy Taylor: Ich glaube sie haben eine Art Lebensmittelvergiftung. Sie gingen gestern in ein richtig nobles Restaurant in Mailand.
Chris Ostler: Sie hatten Austern, oder nicht? Die sind immer etwas heikel.
Indiespect: Aber sie müssen jetzt nicht gleich das Konzert absagen, oder?
Izzy Baxter: Nein, nichts stoppt die Show. The show must go on.
Indiespect: Ich habe gehört, dass ihr erst gerade aufgestanden seid. Stimmt das?
Izzy: Ja, wir haben noch nicht einmal geduscht. Entschuldige! Wir hatten gestern eine etwas wilde Nacht. Nach dem Konzert kamen Ben und Mike in unseren Tourbus. Wir tranken einige Drinks und waren irgendwann ziemlich betrunken. Dann kam uns die Idee, quer durch Mailand zu fahren, um unsere Freunde von Slaves in ihrem Raddison Blu Hotel zu besuchen. Es war richtig nobel. Wir mussten uns beherrschen, als wir mit unserem riesigen Bus vorfuhren. Als wir aussteigen wollten, ist Chris irgendwie rausgefallen.
Chris: Mit dem Gesicht zuerst.
Indiespect: Ich wäre nach so einer wilden Nacht niemals so fit wie ihr. Habt ihr das während der Tour gelernt?
Tommy: Ja, wir werden langsam richtig gut.
Izzy: Ben und Mike haben uns in vielen Bereichen geschult. Wir sind durch ein richtiges Boot Camp gegangen.
Indiespect: Sind sie schlimmer als ihr?
Izzy: Jep!
Tommy: Oh ja, oder besser. Kommt immer darauf an, wie man es betrachtet.
Indiespect: Was ist das beste am Tourleben mit Royal Blood?
Tom Dewhurst: Sie. Die beiden Jungs. Ich mag es mit ihnen abzuhängen. Sie sind wirklich witzig.
Izzy: Sie fühlen sich fast wie ein Teil der Familie an. Auch weil sie wie wir aus Brighton kommen. Sie kommen in unseren Tourbus oder unsere Garderobe. Es ist fast so, als würden sie zu unserer Band gehören. Sie könnten problemlos unsere zwei nächsten Mitglieder werden.
Indiespect: Wo habt ihr euch denn ursprünglich kennengelernt?
Izzy: In Brighton. Ich kann mich erinnern, dass Mike und Ben bei einem unserer ersten Gigs im Studio dabei waren. Es war ein winziges Konzert in der Grösse dieser Garderobe. Das war kurz bevor sie so richtig durchgestartet sind. Ben war auch ein sehr guter Freund von einem Typen, der eine wirklich schreckliche Pop-Club-Party namens bars and pop ins Leben rief. Damals gingen alle dorthin. Es lief die trashigste Pop-Musik, das war einfach toll. Wir waren jeden Donnerstag dort. Ben gab damals allen an der Tür die Stempel.
Indiespect: Ich muss zugeben, dass ich euch nicht gekannt habe, bevor ihr als Support-Act für Royal Blood angekündigt wurdet. Ich habe mich schlau gemacht und festgestellt, dass ihr bereits ziemlich viele Songs veröffentlicht habt. Und die sind alle wirklich toll. Umso erstaunlicher ist es, dass es noch kein Album von euch gibt. Seit über einem Jahr sagt ihr in jedem Interview, dass ihr erst eine grössere Fangemeinde haben und den perfekten Moment abwarten möchtet. Wisst ihr mittlerweile wann das Album erscheinen wird?
Izzy: Wir können dir offiziell sagen, dass das Album im nächsten Jahr erscheint. Wir haben uns den Sommer 2018 als Ziel gesetzt. Wir kommen davor auch definitiv zurück in die Schweiz. Diesen Sommer haben wir an unserem allerersten Schweizer Festival gespielt – dem Openair Gampel. Das war einfach toll. Wir waren auf der Bühne und schauten uns den Auftritt von Seasick Steve an. Es war der sonnigste und heisseste Tag aller Zeiten. Wir hatten eine grossartige Zeit in den Bergen. Minuten später öffnete sich buchstäblich der Himmel. Die ganze Hauptbühne hat gerüttelt und Flaggen wurden über die Bühne geweht. Es regnete plötzlich seitwärts, richtig apokalyptisch. Wir hatten an diesem Tag acht Portionen Raclette, das war wahrscheinlich mein Highlight.
Indiespect: Also gibt es heute auch wieder Fondue oder Raclette zum Abendessen?
Izzy: Wir hoffen es. Sonst schmelzen wir irgendwelchen Käse in der Mikrowelle vom Tourbus.
Indiespect: Seit einigen Tagen macht ihr eure Facebook-Fans mit den Worten RIP und dem Datum 10.11.17 neugierig. Was hat es damit auf sich?
Izzy: Ja, wir lösen uns auf.
Indiespect: Dann kommt ihr im Frühling also nur in die Schweiz zurück, um Käse zu essen?
Izzy: Oh, jetzt hast du uns erwischt. Unsere nächste Single heisst Dig. Es ist eine Single, die den Tod zum Thema hat. Aber nicht in morbider Art und Weise. Viel mehr, wie der Tod dich und deine Erfahrungen im Leben beeinflusst. Wir sprechen viel über die Symbolik von Tod und Religion in unserer Musik. Der Tod ist der Kreislauf, in dem wir leben. Das sieht man zum Beispiel wenn die Blätter von den Bäumen fallen. Alles recycelt sich im ganzen Universum selber. Richtig tiefgründig (lacht)
Chris: Sooo… Käse! (lacht)
Indiespect: Euer Song «Spinning Wheel» klingt wie der perfekte Tarantino-Track. Es ist ein Mix aus Dick Dale und Nancy Sinatra. Wolltet ihr mit diesem Titel seine Aufmerksamkeit erregen?
– Izzy zeigt ihr Quentin-Tarantino-Shirt –
Izzy: Ich meine, wenn du ihn mal anrufen könntest…
Chris: Vielleicht könnte er das Video dazu machen.
Indiespect: Wenn er plötzlich anruft, wie würdet ihr reagieren?
Tommy: Es wäre Stille, glaube ich. In meiner Vorstellung wären wir richtig locker, aber das wären wir natürlich nicht.
Izzy: Ich glaube, ich würde weinen.
Indiespect: Im Internet habe ich einige Interviews mit euch gefunden, alle sind in Englisch. Auch die geschriebenen. Ich würde euch gerne dem deutschsprachigen Leser näherbringen. Könnt ihr mir etwas zu eurer Bandgeschichte erzählen? Wie begann alles?
Chris: Wir trafen uns alle vor langer Zeit und wir sind seit vielen Jahren Freunde. Wir mochten bereits damals alle dieselbe Musik. Wir lebten in Brighton und hatten zuvor zahlreiche verschiedene Projekte. Black Honey entstand nicht einfach aus dem Nichts. Wir machten in unseren früheren Bands viele Fehler, von denen wir gelernt haben. Vor ungefähr drei Jahren fügte sich dann alles zusammen.
Tommy: Wir alle spielten für eine gewisse Zeit in unterschiedlichen Bands. Dann kam diese und sie blieb.
Chris: Es scheint als ob etwas richtig gelaufen wäre, oder?
Indiespect: Ihr habt innerhalb der Band die gleichen Vorstellungen. Ihr wollt euch genügend Zeit nehmen, bevor ihr ein Album veröffentlicht.
Tommy: Wir denken einfach, es macht nicht wirklich Sinn, bis wir ein Publikum haben, welches das Album hören möchte. Wir wollten niemals einfach unsere ersten zehn bis zwölf songs auf ein Album packen.
Chris: Du kannst dein erstes Album nur einmal veröffentlichen. Deshalb will man, dass es das beste wird, das du machen kannst.
Indiespect: Ich habe gehört, ihr habt schon ungefähr 80 Songs aufgenommen?
Izzy: Mittlerweile sind es bestimmt 100.
Chris: Vielleicht tausend, zweitausend. Locker.
Indiespect: Wird euer Album die Songs enthalten, die ihr bereits aufgenommen habt oder soll es aus komplett neuem Material bestehen?
Izzy: Wir werden eine Deluxe-Version machen. Es wird eine Mischung aus neuen Sachen und einigen unserer Favoriten auf dem regulären Album sein. Und auf der Deluxe-Version wird alles enthalten sein, das wir bisher veröffentlicht haben. Einige exklusive Inhalte wird es ebenfalls enthalten.
Indiespect: Meine nächste Frage habt ihr bereits eingangs beantwortet. Ihr habt gesagt, dass ihr in die Schweiz zurückkehrt, nach euerm Konzert mit Royal Blood. Das wird wohl nächstes Jahr sein, oder?
Izzy: Genau, im nächsten Jahr. Wir haben noch keine Daten im Kalender, aber wir hoffen, dass wir im Frühling auf Tour gehen können. Wir haben auch Pläne etwas internationaler unterwegs zu sein. Wir werden nach Amerika gehen und auch wieder nach Japan.
Indiespect: Japan ist ein gutes Stichwort. Es scheint so, als ob jede Band Japan liebt. Was macht dieses Land so speziell?
Izzy: Japan liebt Bands. Das ist der Punkt. Sie sind einfach wunderbar. Auch die Plattenläden sind sehr angetan von britischer Indie-Rock-Musik. Sie sind einfach verrückt und es macht eine Menge Spass.
Indiespect: Die Fans überreichen den Bands ja auch viele Geschenke. Habt ihr auch schon etwas Spezielles erhalten?
Izzy: Bisher noch nicht so viel. Wir haben einige Zeichnungen erhalten bei unserer Club-Show in Harajuku. Aber ich denke nächstes Mal wird es etwas anders sein, dann spielen wir an Festivals. Die Leute machen auch einfach Fotos von dir, wenn du auf der Strasse bist. Nur schon alleine wegen der Tatsache, dass du blond bist.
Tommy: Wir unterschreiben viele schräge Dinge. Auch in Korea. Wir signierten teure Handtaschen und Telefone. Das richtige Gerät, nicht nur die Hülle. Schräg… aber irgendwie auch cool!
Izzy: Die Hälfte der Leute weiss nicht mal wer du bist. Sie lassen einfach Sachen unterschreiben, weil es die anderen auch tun.
Tommy: Wir lieben es einfach. Die Kultur ist so anders und es ist eine solche Erfahrung. Sobald man aus dem Flugzeug aussteigt, ist man in einer ganz anderen Welt.
Indiespect: Vielleicht müsst ihr also eine spezielle Japan-Version von eurem Album mit Bonus-Tracks rausbringen. Wie es alle anderen auch machen.
Tommy: Vielleicht wird unser normales Album die Japan-Version. Dann haben alle diese Tracks.
Indiespect: Eigentlich sollte ich anschliessend an das Interview mit euch, ein Gespräch mit Mike von Royal Blood führen. Habt ihr eine Idee, was ich ihn hätte fragen können, das er nicht erwartet?
Tom: Frag ihn, ob er denkt, dass sie klingen wie die White Stripes.
– Alle lachen –
Indiespect: Er scheint diese Frage nicht zu mögen. Aber heute werde ich die Chance dazu nicht haben. Sie haben alle Interviewtermine abgesagt.
Izzy: Ihre ganze Crew ist richtig krank. Ich glaube da geht irgendwas rum.
Chris: Wir können eine Frage für dich stellen. Sollen wir ihn mit deinen Fragen interviewen und es filmen?
Izzy: Sie würden dich so sehr hassen!
Indiespect: Wir müssen uns aber keine Sorgen machen, dass die Show nicht stattfindet? Oder würdet ihr allenfalls einfach den Headline-Slot mit all euren Songs füllen?
Tommy: Das war unser Plan. Wir haben sie vergiftet. Ein richtiger Masterplan.
Indiespect: Irgendwelche letzte Worte?
Izzy: Unsere neue Single kommt am 10. November raus. Sie wird auf sämtlichen Streaming- und Social-Media-Plattformen erhältlich sein.
Indiespect: Vielen Dank für eure Zeit.